Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
werden, zumindest Olli Heppner. Bei diesem Wesseling bin ich
mir da nicht so sicher, das ist eher einer von der ganz coolen Sorte.«
»Also wegen
Körperverletzung?«
Wieder betrachtete
Hain sein Gesicht im Rückspiegel.
»Damit sollten
wir vermutlich durchkommen, ja. Also los, ich fahre, du telefonierst wegen der Fahndung.«
Lenz rührte
keinen Finger.
»Willst
du nicht wenigstens im Präsidium Bescheid geben? Bei Bartholdy, meine ich? Immerhin
hast du den Auftrag, Details über die Wohnung zu liefern.«
»Das ist
schon richtig, aber vor morgen früh kann ich da leider gar nichts unternehmen. Das
Katasteramt hat nun mal keinen Nachtdienst.«
»Aber du
weißt doch längst, wem die Wohnung gehört.«
Hain winkte
ab.
»Ich vermute,
es zu wissen. Sicher kann ich nun mal erst sein, wenn ich den Katasterauszug in
der Hand halte.«
»Gut, dann
lass uns jetzt zu mir fahren und dich renovieren«, beschied Lenz und griff zu seinem
Telefon. »Hoffentlich bekommt Maria nicht den Schock ihres Lebens, wenn sie dich
so sieht.«
Maria bekam zwar keinen Schock,
erfreut war sie jedoch auch nicht über den Zustand, in dem sich Thilo Hain präsentierte.
»Ich frage
besser mal nicht, wie knapp es bei dir war, so ähnlich auszusehen«, eröffnete sie
ihrem Ehemann, während der Oberkommissar sich im Bad um seine Verletzungen kümmerte.
»Ganz und
gar nicht knapp war es, weil ich mich aus der Sache komplett rausgehalten habe.
Natürlich tut es mir leid, was Thilo da passiert ist, aber so schlimm, wie es ausschaut,
ist es nun auch wieder nicht.«
»Trotzdem«,
zeigte Maria sich resistent gegen seine Argumente. »Der Junge gehört in ein Krankenhaus
und sollte anständig untersucht und verarztet werden, wenn du mich fragst, aber
das macht ihr sowieso nicht.«
»Danke für
dein Verständnis.«
Während
Lenz sie mit schief gelegtem Kopf und Dackelblick ansah, hörte man aus dem Bad den
Klingelton von Hains Mobiltelefon, danach dessen gedämpfte Stimme.
»Vermutlich
Carla, die sich schon die allergrößten Sorgen um ihn macht«, orakelte Maria, wurde
jedoch kurz darauf eines Besseren belehrt, als der junge Polizist mit dem Telefon
in der Hand aus dem Badezimmer kam.
»Das war
RW«, ließ er seinen Boss wissen. »Und er hatte ein paar nette Informationen für
mich.«
»Lass hören.«
»Seit ein
paar Minuten ist bekannt, dass der Generalbundesanwalt den Fall an sich gezogen
hat und er auch schon auf dem Weg nach Kassel ist. Das BKA hat eine Sonderkommission
eingerichtet und etwa zwölf Mann gleich mitgebracht. Der Rest wird von unseren Kasseler
Kollegen gestellt.«
Er legte
sein Telefon auf der Anrichte ab.
»Aber das
Schönste ist, dass man auf Seiten des BKA ganz eindeutig von einem politisch motivierten
Anschlag ausgeht, in dessen Mittelpunkt Erich Zeislinger stand und dessen Ziel er
war. Stefanie Kratzer wird als Kollateralschaden betrachtet.«
»Hmm«, machte
Lenz. »Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass so was kommen würde. Überrascht
bin ich jedenfalls nicht darüber.«
»Aber das
ist doch Quatsch, sich zu solch einem frühen Zeitpunkt schon auf eine bestimmte
Tätergruppe festzulegen. Jeder Ermittler, der halbwegs bei Trost ist, hält sich
alle Optionen offen, so lange er kann.«
»Das werden
die Jungs vom BKA vielleicht auch so machen, aber deren Marschrichtung zumindest
ist jetzt klar. Für die war das ein politisch motiviertes Ding, und es würde mich
ganz und gar nicht verblüffen, wenn die Untersuchungen in Richtung Neonazianschlag
forciert würden.«
»Was sollten
denn die verdammten Neonazis an Schoppen-Erich so interessant finden, dass sie ihn
zum Ziel eines Anschlags machen?«, wollte Hain fassungslos wissen, was ihm einen
strengen Seitenblick von Maria einbrachte.
»Keine Ahnung.
Aber wenn ich mich richtig erinnere, geisterten vor ein paar Monaten irgendwelche
Listen von dem braunen Gesocks durch die Medien. Dort standen die Namen von mehreren
Politikern drauf, die sie angeblich killen wollten.«
Der Hauptkommissar
zuckte mit den Schultern.
»Wer weiß,
ob es eine neue Auflage davon gibt, und vielleicht haben die Jungs vom BKA am Ende
sogar recht, obwohl ich mir das wirklich nicht vorstellen kann.«
»Das klingt
auch für mich ziemlich an den Haaren herbeigezogen, Paul«, mischte Maria sich in
das Gespräch der Polizisten ein. »Außerdem gäbe es Dutzende einfachere Möglichkeiten,
Erich umzubringen. Wenn er allein ist, meine ich. Dann hätten der oder die Täter
nicht auch noch die
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