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Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Titel: Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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Hecke hinter einem Holzstapel zu liegen – mit einer »Wasserpistole« im Anschlag. Fünf Stunden wartete ich an diesem Tag auf die Hells Angels, doch die ließen sich nicht blicken. Entweder hatten sie den Braten gerochen oder keine Lust mehr auf Stress.
    Im Nachhinein war es gut, dass sie nicht gekommen waren. Denn einige Zeit später schlossen sich die Bones aus Profit- und Expansionsgründen mit den Hells Angels zusammen. Der Motorrad-Club, den wir verteidigen sollten, gliederte sich dem Hells-Angels-Charter West Side in Bremen an.
    Von dem Zusammenschluss ahnte damals keiner der Member etwas. Er wurde unter drei Präsidenten ausgemacht: einem der Bones und zwei der Hells Angels. Im Sommer 1999 trafen sie sich erstmals zu geheimen Gesprächen. Ihr Ziel war, die Feindseligkeiten untereinander zu begraben und aus zwei Clubs einen zu machen. Damals beherrschten die Bones das Milieu, die Hells Angels hatten in Deutschland kaum etwas zu melden. Das Trio traf sich regelmäßig über mehrere Wochen. Am Ende kamen sie zu dem Ergebnis, dass die einzige Variante für einen vernünftigen Zusammenschluss darin lag, die Bones aufzulösen. Die Bones waren nur national aktiv, die Hells Angels hingegen international.
    Anfang November 1999 wurden alle Bones-Präsidenten zu einem Meeting zusammengetrommelt. Als unser Kasseler Präsident zurückkam, erzählte er uns von dem Vorhaben. Zunächst dachten wir an einen schlechten Scherz, doch er meinte es ernst. Ich fand die Idee gar nicht so schlecht und stimmte zu.
    Der Plan musste schnell umgesetzt werden, damit die Öffentlichkeit nichts davon mitbekam, denn
     

    Unser neues Abzeichen
     
    niemand sollte in die Szene hineinfunken. Schon am 12. November 1999 gab es eine Party im Clubhaus der Bones in Hannover. Jeder Bones, der bei den Hells Angels mitmachen wollte, wurde dorthin eingeladen. Vierzehn Bones-Charter wurden von den Hells Angels übernommen: Bonn, Boppard, Darmstadt, Frankfurt, Hannover, Heilbronn, Karlsruhe, Kassel, Mannheim, Offenbach, Reutlingen, Saarbrücken, Singen und West End.
    Im Clubhaus war ein Podium aufgebaut, von dem aus sechs oder sieben Vertreter der Hells Angels eine Ansprache an die Bones hielten. Über die Lautsprecher war zu hören: »Welcome in the family«. Danach wurde jedem Einzelnen von uns der Hells-Angels-Aufnäher überreicht. In einem Nebenraum waren zehn Nähmaschinen aufgestellt, und an jeder saß eine Polin. Dort konnten wir uns das neue Logo auf unsere Kutte nähen lassen. Unsere alten Bones-Abzeichen wurden abgetrennt, die neuen Hells-Angels-Patches aufgenäht. Danach wurde gefeiert, und das Bier floss in Strömen.
    Das Ende der Bones war damit besiegelt. Die Herrschaft der Hells Angels in Deutschland begann.

HELLS ANGEL FOREVER

Große Freiheit
     
    Am Tag nach der Party in Hannover fuhr ich mit meiner neuen Kutte in unser Clubhaus. Ich schaltete die Musik an und ließ mich berieseln. Optisch war im Haus alles wie vorher, nur meine Stimmung war an diesem Tag anders als sonst. Trotz des dicken Schädels hatte ich ein großartiges Gefühl: ein Gefühl des Aufbruchs. Ich wusste, dass jetzt alles anders würde. Von nun an gehörten wir zu den Hells Angels, dem größten Motorrad-Club der Welt.
    In den folgenden Tagen verbannten wir die Bones-Sachen aus dem Clubhaus und bestellten Hells-Angels-Artikel. Ein Bruder namens Bobo, der heute im Charter in Bremen ist, regelte den Verkauf der neuen Ware: Er bot uns Gürtel, Gürtelschnallen, Bauchtaschen, T- und Sweat-Shirts an; bei ihm konnten wir auch die Club-Colours kaufen. Dann machten wir uns an die Umgestaltung unseres Clubhauses. Über die Eingangstür kam ein Leuchttransparent mit der Aufschrift »Angels Place« – das hat jedes Charter in Deutschland. Auch unser Clubhaus strichen wir um – von ehemals schwarz-weiß auf rot-weiß. Die Fensterläden wurden rot, die schwarzen Innenwände und der Anstrich der Toiletten ebenfalls. Wir fingen an, uns auf unsere neue Rolle in der Rocker-Szene einzustellen …
    Die meisten meiner Kasseler Bones-Brüder hielten das nicht lange durch und stiegen aus – einige gleich zu Beginn, andere im Laufe der ersten zwei Jahre. Ihnen war klar, dass das Leben als Hells Angel viel härter sein würde als das bei den Bones. Sie hatten unterschiedliche Gründe, viele waren privater Natur: Ehe, Kinder, keine Lust mehr auf schmutzige Geschäfte und Knast. Sie nutzten diese Veränderungen, um ihr Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Manche standen auch nur zu

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