Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)
Club-Tattoo zu tragen. Dennoch gibt es immer wieder Mitglieder, die keine oder keine sichtbaren Tattoos tragen. Das sind nicht selten die Typen, die die ganz großen Deals machen. So halten sie sich weiterhin ein Hintertürchen für ihr Image als Saubermann offen. Einige von denen arbeiten sogar noch in einem legalen Beruf. So gab es zum Beispiel während meiner Zeit einen Member, der täglich brav seinen Dienst in einer Behörde schob.
In Amerika haben alle Hells Angels Tattoos zu tragen, und auch in Skandinavien ist das Pflicht. Dort gehen die Regeln sogar noch weiter: Sechs Wochen nach seiner Ernennung zum Member muss der Hells Angel sein erstes Club-Tattoo haben. Wenn nicht, fliegt er.
Der Zeitpunkt, wann sich ein Member ein Tattoo stechen lassen darf, ist genauestens geregelt: Das erste Club-Tattoo ist der Charter-Dead-Head, den sich jeder Member sofort nach seiner Ernennung stechen lassen kann. Jeder Voll-Member, der also mindestens ein Jahr im Club ist, kann sich den World-Dead-Head stechen lassen. Hände und Hals dürfen erst nach fünf Jahren, der Rücken erst nach zehn Jahren Clubzugehörigkeit tätowiert werden.
Es wird sehr großer Wert darauf gelegt, dass diese Tattoos nur von Membern verwendet beziehungsweise getragen werden. So dürfen clubfremde oder ungewollte Personen keine Tattoos tragen, die auf die Hells
Beim Tätowierer
Angels hindeuten. Wenn sie sich doch welche stechen lassen, müssen sie damit rechnen, dass sie hemmungslos entfernt werden.
Vor etwa zehn Jahren gab es einmal einen Typen in Berlin, der ständig in der Nähe des Clubs abhing und einen auf dicken Max machte. Kein Hells Angel wollte ihn. Irgendwann hatte er sich einen clubnahen Schriftzug auf die Stirn tätowieren lassen. Das ging gar nicht. Keiner wollte, dass der Typ so herumlief. Das Problem wurde auf einer Tattoo-Messe gelöst: Mehrere Brüder zogen ihn hinter einen Vorhang und tätowierten ihm seine ganze Stirn. Der Schriftzug war danach nicht mehr zu erkennen …
Die Hells Angels kennen ihre Freunde genau. Wenn ein Fremder mit einem Tattoo auftaucht, wird dies binnen kürzester Zeit bekannt. Dann machen sich Brüder auf den Weg und das Tattoo wird meist noch an Ort und Stelle sofort geschwärzt. Es gab einmal einen Fall, ich glaube es war in Frankfurt, da wurde ein Typ in einer Puff-Sauna gesehen, der einen Dead-Head auf seinem Arm tätowiert hatte. Das Mädel, das ihn gesehen hatte, berichtete umgehend ihrem Wirtschafter davon. Da niemand den Typen kannte und er auch kein ausländischer Member war – diese meldeten sich nämlich immer vorher bei uns an –, war klar: Wir mussten uns den Typen greifen und das Tattoo beseitigen. Eine Stunde später waren wir vor Ort, mit Tattoo-Equipment und ein paar Brüdern. Gefallen hat das dem Typ nicht, doch nach wenigen Minuten war der Dead-Head an seinem Arm grob schwarz übertätowiert.
Der Club und seine Gegner
Die Hells Angels haben nicht nur Anhänger und Freunde, sondern auch jede Menge Feinde. Das sind vor allem die, die versuchen, ihnen in die Geschäfte zu pfuschen. An erster Stelle stehen Member anderer Motorrad-Clubs. In Deutschland gibt es neben den Hells Angels zwei große Clubs: Gremium und die Bandidos.
Gremium wurde 1972 in Mannheim gegründet. Anfang 2010 gehörten dem Club in Deutschland sechsundsechzig Voll- und sechs Prospect-Chapter an. Chapter sind die Ortsverbände, die bei den Hells Angels Charter genannt werden. Der Motorrad-Club besitzt fünfundfünfzig weitere Chapter in vielen Ländern. Die Clubfarben sind schwarz und weiß, als Abzeichen tragen die Member den Schriftzug »Gremium« und den jeweiligen Landesnamen auf ihrer Kutte. Über dem Schriftzug befindet sich eine Faust, die durch die Wolken stößt. Heute haben sie in Deutschland sogar Supporter-Clubs.
Die größeren Feinde der Hells Angels sind die Bandidos. Seit vielen Jahren versuchen sie, sich ins Milieu einzumischen und den Hells Angels ihren Besitz streitig zu machen. Der Motorrad-Club wurde 1966 in Houston, Texas, gegründet. Das Erkennungszeichen ist ihr Kutten-Aufnäher, der einen mexikanischen Banditen mit einer großen Machete und einer Pistole in der Hand zeigt. Ihre Farben sind rot und gold. Das erste deutsche Chapter entstand zwei Wochen nach dem Zusammenschluss der Bones mit den Hells Angels. Die Gelben Ghostriders, ein regionaler Club, hatten sich an die Bandidos in Skandinavien gewandt. Sie wollten auch international agieren und zu den Bandidos gehören.
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