Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Titel: Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
Vom Netzwerk:
Gewehre nicht für den Nahkampf gedacht. Ich riss ihm das Teil aus den Händen und kurze Zeit später hatte er eine ramponierte Birne. Sein Gewehr gab ich ihm selbstverständlich zurück, dabei entschuldigte ich mich bei ihm für mein rüdes Vorgehen.
    Für uns war es an der Zeit zu gehen: Die Bullen-Sirenen waren schon zu hören. Ich stieg in meinen Wagen. Aus dem Fenster sah ich, wie ein Bandido davonhetzte und wie aus dem Nichts auf die Straße stürzte. Vielleicht hatte er einen Schwächeanfall. Der große Mercedes, der vor mir fuhr, konnte nicht mehr ausweichen, fuhr über seine Beine. Autsch! Ich dachte mir, dass er davon noch lange was haben wird und gab Gas.
    Die Bilanz auf unserer Seite: zwei Mann mit Messerstichen, einer mit einer Kugel im Bein, einer hatte ein Messer im Rücken, ein paar blaue Augen, fehlende Zähne und gebrochene Hände. Bilanz bei den Bandidos: sechs Leute mit Messerstichen, einige Knochenbrüche, mehrere blaue Augen, dicke Köpfe und einer, der bis heute humpelnd durch Kassel läuft.
    Nach diesem Vorfall gab es regelmäßig kleinere Vorkommnisse mit den Bandidos, mit Gremium oder anderen Motorrad-Clubs. Zu meiner Zeit allerdings spielten die Bandidos in Kassel keine Rolle mehr. Heute sind sie die Nummer eins, weil es kein Hells-Angels-Charter mehr in Kassel gibt. Sei es ihnen gegönnt!
    Auch einzelne Leute versuchten immer wieder, uns in die Quere zu kommen. So gab es im Kasseler Milieu einen, der stark von Bandidos profitierte und von Geschäften mit Koks lebte. Bandidos organisierten ihm guten Stoff, und er verkaufte ihn weiter. Der Typ, ein echter Angeber, war der Meinung, dass ihm die Welt gehört. Das konnte natürlich nicht sein, denn wenn, dann gehörte sie mir!
    Immer wieder kam es zwischen uns beiden zu kleineren Streitereien: Ich musste ihm öfter mal in den Arsch treten. Im Juni 2005 schaukelte sich die Situation immer mehr hoch. Selbst die Bullen hatten mitbekommen, dass etwas Größeres in Vorbereitung war. Doch was das war, wussten sie nicht.
    Unser Charter traf sich jeden Mittwoch zum Meeting im Clubhaus an der Söhrestraße. Das war den Bullen natürlich bestens bekannt. Sie wollten endlich erfahren, was wir planen. Sie wollten uns festnehmen und jeden einzeln ausquetschen. Die Bullen dachten wohl, dass einer von uns schon singen würde. Den Zugriff hatten sie auf dem Papier sicherlich gut geplant. Doch jeder weiß, dass Theorie und Praxis manchmal sehr weit auseinanderdriften.
    An diesem Mittwoch kam ich wie immer als Letzter zur Sitzung, kurz nach zwanzig Uhr. Ich sah, dass einige fremde Autos vor dem Clubhaus standen, was mich aber nicht weiter interessierte. Als ich gerade die Tür zum Clubhaus öffnete, schossen die Grünen wie Pilze aus dem Boden. Sie hatten sich auf dem angrenzenden Bahngelände vergraben. Mit Armbrust in der Hand und Federn am Hintern, einige hatten sogar Büsche auf dem Kopf. Ich dachte, die wollten einen Western drehen.
    Alle drei Meter stand ein Bulle, auf sämtlichen Bahnschienen, rund ums Clubhaus. Zeitgleich fuhren volles Rohr zwei Busse vor. Die Türen gingen auf, und die vermummten Bullen sprangen heraus, einer mit einer Ramme in den Händen. Der wollte das Tor vom Clubgelände aufbrechen. Das hätte sicher kein Problem dargestellt, wäre da nicht der federnde Maschendraht zaun gewesen, der unser Clubhaus umgab. Der Spezialist vom SEK hatte in seinem Enthusiasmus nicht das Schloss, sondern den Zaun getroffen. Die Ramme verfing sich und steckte fest. Seine Kollegen mussten ihm helfen, das Ding wieder aus dem Zaun zu ziehen.
    Ich rief meine Brüder zusammen. Wir standen jetzt alle vor der Tür unseres Clubhauses und ergötzten uns an dem Spektakel mit verschränkten Armen. Schon näherte sich der nächste Übereifrige in Uniform und glaubte, er könne das Tor mit seinem rechten Bein auftreten. Er trat dagegen, der Zaun federte, und der SEK -Typ knallte auf seinem Arsch.
    Ich fragte mich, was diese Show eigentlich sollte. Die Bullen brüllten wie die Blöden. Mein Körper war von roten Punkten übersät. Ich hörte nur: »Keine Bewegung, sonst schießen wir.« Sie hatten Laserpointer auf uns gerichtet: Kopf, Bauch, Beine. Warum wollten die uns erschießen? Wir standen vor unserem Clubhaus, ohne Waffen, und beobachteten die Bullen bei ihrer Aktion. Die waren draußen, wir drin.
    Dann holte einer von ihnen eine Motorsäge aus dem Fahrzeug. Was für ein Gerät: sechzig Zentimeter lange Kette, mit der im Dschungel Riesenbäume abgeholzt werden.

Weitere Kostenlose Bücher