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Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Titel: Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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bekamen Verhaltensregeln, worin unmissverständlich stand, was wir wann und wie machen sollten. Täglich sprachen wir mit ihnen unsere Termine ab. Sie riefen uns regelmäßig an: montags bis donnerstags pünktlich um achtzehn Uhr, freitags um fünfzehn Uhr. Das klappte sehr gut. Wenn es mal kleinere Pannen gab, wurden die Jungs vom Personenschutz gleich sehr nervös.
    Während der ganzen Zeit war der Parkstreifen fünfzig Meter vor und hinten dem Eingang zu meinem Haus abgesperrt. Es herrschte absolutes Halteverbot, damit kein Auto mit Sprengstoff abgestellt werden konnte. Teilweise überwachte die Polizei das Gelände sogar mit Hubschraubern.
    In der Öffentlichkeit sollte ich eine hochgeschlossene Jacke, Mütze und Handschuhe tragen – wegen meiner Tattoos. Kehrte ich in meine Wohnung zurück, ging erst das Vorauskommando rein, sicherte alles ab, kontrollierte die Zimmer und den Balkon, inklusive Schränke und Bett. Dann erst konnte ich hinein.
    Meine Nachbarn waren über dieses Polizeiaufgebot natürlich sehr erschrocken, einer zog sogar deswegen aus. Denn alle, die das Haus betreten wollten, wurden gefilzt – egal ob Briefträger, Handwerker oder Besucher. Jeder musste seinen Ausweis vorzeigen, und hatte er ihn nicht dabei, durfte er nicht hinein. Meinen Nachbarn wurde verboten, auf den Balkon zu gehen. Die Angestellten des Supermarktes auf der Rückseite meiner Wohnung wurden jeden Abend nach Waffen und Sprengstoff durchsucht.
    Die ersten Personenschützer, die wir hatten, kamen aus Südhessen – durch die Bank weg Profis mit Routine und Stil. Später wurde das Team gegen Beamte aus Nordhessen ausgetauscht. Ein übler Haufen, zusammengewürfelt aus SEK -Beamten und normalen Straßen-Cops. Sie wirkten teilweise ungepflegt und unprofessionell. Manche davon kannte ich von unseren Clubhaus-Partys, wo sie schon mal herumgelungert hatten. Andere hatten mich schon zigmal festgenommen und mir ihre Kanone gegen den Kopf gedrückt. Sie ließen mich spüren: Ich war der Böse und sie die Guten. Doch nicht mit mir: Ich bin Bad Boy Uli! Bei all den Vorurteilen durften sie aber ihren Auftrag nicht vergessen: Sie mussten meine Schwester beschützen, und ich gehörte nun einmal mit dazu. Doch es gab immer wieder peinliche Szenen – im Wartezimmer, beim Arzt, beim Friseur oder im Supermarkt: Überall fielen diese Typen unangenehm auf.
    Da der Prozess gegen meine ehemaligen Brüder immer näher rückte, wuchs auch das Risiko eines Angriffs gegen mich. Die Bullen mussten vermeiden, dass sie im entscheidenden Moment versagen und ich von den Hells Angels vor ihrer Nase einfach kalt gemacht würde. Deshalb sollte ich rechtzeitig richterlich vernommen werden, denn dann hätten sie wenigstens über eine Aussage verfügt, die sie vor Gericht gegen meine ehemaligen Brüder hätten verwenden können.
    Einen Tag vor der Vernehmung brachten mich die Bullen in eine Bundesgrenzschutz-Kaserne in Nordhessen, wo ich übernachtete. Als sie mich am nächsten Tag zum Landgericht nach Kassel fuhren, holten sie mich eineinhalb Stunden vor Beginn der richterlichen Vernehmung mit einer ganzen Fahrzeugflotte ab. Ich staunte nicht schlecht: An der Spitze des Korsos fuhr ein ganz normales Polizeiauto, gefolgt von einem Polizeibus, einem Zivilbus mit schwarz getönten Scheiben, zwei gepanzerten Limousinen sowie zum Schluss zwei Polizeiautos.
    Ich stieg in die gepanzerte Kiste ein. Die Fahrt war interessant – über abgesperrte Kreuzungen, vorbei am Berufsverkehr. Wenn wir abbiegen mussten, stellte sich ein Fahrzeug als Rammschutz neben die Limousine, in der ich saß. Die Kreuzungen in der Nähe des Gerichtsgebäudes wurden zusätzlich durch Polizisten mit Maschinenpistolen abgesichert. Eine echte Meisterleistung des Frankfurter Teams!
    Durch eine Schleuse fuhren die Autos ins Gerichtsgebäude. Ich wurde von den Bullen hinein begleitet, setzte mich in einen kleinen Raum und wartete auf den Beginn der Show. Meine inhaftierten Brüder hatten nämlich die Gelegenheit, an der Vernehmung teilzunehmen. Ich konnte es gar nicht erwarten, sie nach dem Raubüberfall das erste Mal wiederzusehen. Da ich den großen Gerichtssaal in Kassel ziemlich gut kenne, wusste ich, dass die Bullen mich an ihnen vorbeiführen müssen. Ich hatte vor, den ersten, den ich sehe, die Zähne wegzuhauen.
    Die Vernehmung sollte beginnen, und ich wurde in den Gerichtssaal gebracht. Doch was für eine Enttäuschung: Von meinen ehemaligen Brüdern war nur einer anwesend. Ich steuerte

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