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Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Titel: Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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langsam auf die Anklagebank zu. Als ich nur noch eine Armlänge entfernt war, drängten mich die Bullen ab. Mist! Später erzählten sie mir, dass sie geahnt hätten, was ich vorhabe. Sie sagten: »Uli, wir kennen dich zu gut. Wir haben gesehen, wie du deine Faust geballt hast und deine Schulter nach hinten ging.« Okay, Respekt.
    Im Saal standen etwa zwanzig Cops, alle schwerbewaffnet. Ich setzte mich, und die Vernehmung begann. Zuerst sollte ich der Richterin meine Personalien nennen. Alles war also wie immer. Ich ratterte runter: »Ich heiße Ulrich Detrois, wurde 1958 in Kassel geboren, bin ledig, habe keine Kinder.«
    Die Richterin wollte alles zum Überfall wissen. Jeder Satz wurde genauestens protokolliert. Nach etwa eineinhalb Stunden war die ganze Sache vorbei, und ich sollte mit dem gleichen Aufgebot zurückgebracht werden. Auf halbem Weg jedoch änderten die Bullen die Route, und wir fuhren zu einer anderen Kaserne. Dort stieg ich in eine neue gepanzerte Limousine ein, in der ich nach Hause gefahren wurde.
    Nach der Vernehmung hatte ich wieder ein paar Tage lang Ruhe. Die Bullen aber waren immer noch da: Im Haus, vor dem Haus, Tag und Nacht bewachten sie meine Wohnung. Irgendwann erzählten sie etwas von neuen Informationen aus der Szene. Sie wussten nicht, wie sie diese einordnen sollten. Sicherheitshalber sollten meine Schwester und ich wieder untertauchen. Weil alles sehr schnell gehen musste, hatten sie uns eine Ferienwohnung in Blickershausen, einem Dreihundert-Einwohner-Dörfchen im hessischen Werra-Meißner-Kreis besorgt.
    Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen kamen wir dort unter. Rund um die Uhr waren Spezialpolizisten im Einsatz. Als ich abends aus dem Fenster schaute, sah ich am Fenster des gegenüberliegenden Hauses die Beamten. Einer hatte ein Nachtsichtgerät vor den Augen. Überall waren Zivilpolizisten. Sie erklärten uns, dass dieser Aufwand nötig sei, da wir in die Personenschutzklasse eins eingeordnet worden waren – die höchste Schutzklasse in Deutschland, die unter anderem für unsere Bundeskanzlerin gilt.
    Wie nicht anders zu erwarten, blieb der Polizeieinsatz in dem kleinen Kaff nicht unbemerkt. Ein paar Tage später flogen wir auf. Eine Regionalzeitung hatte im Polizeipräsidium angefragt, warum so viele schwerbewaffnete Bullen in Blickershausen stationiert seien. Innerhalb weniger Minuten, nachdem unser Trupp die Meldung erhalten hatte, sollten wir packen und die Ferienwohnung verlassen. Wir fuhren zurück nach Kassel in unsere eigenen Wohnungen.
    Am nächsten Tag, dem 24. November 2007, stand der Artikel in der örtlichen Presse. Die Hessische Allgemeine titelte in ihrem Lokalteil für Witzenhausen: »Fahnder und wilde Gerüchte. Schwere Limousinen beunruhigen Blickershäuser – Hintergrund im Dunkeln.« Im Text hieß es: »Schwere Limousinen mit Wiesbadener Kennzeichen gehörten für einige Tage zum Ortsbild: Bisweilen saßen Männer im Fonds und warteten ab. Aber auf was?« Ich las neugierig weiter: »Fehlanzeige bei unseren Recherchen auch bei der Polizeidirektion Werra-Meißner in Eschwege: Mit den Dienststellen der Polizei im Kreis könne das Ganze nichts zu tun haben, sagte Polizeisprecher Jörg Künstler. Der Kasseler Polizeisprecher Jungnitsch konnte den Sachverhalt am Nachmittag aufklären: taktische Einsatzübung verschiedener Einheiten aus Hessen. Und die endeten am Freitag« Ich musste lachen.
     

    Unruhe in Blickershausen vermeldet die Hessische Allgemeine ( HNA ) vom 24. November 2007
     

Der Mordauftrag
     
    Zu Hause in Kassel angekommen, hatten wir wieder für ein paar Tage Ruhe. Doch Mitte Dezember ging die Farce erneut los: Die Zeugenschutzbeamten holten meine Schwester und mich in unseren Wohnungen ab, um uns zum Polizeipräsidium Kassel zu bringen. Wieder sperrten sie die Straße ab, schlossen den von ihnen angebrachten Sichtschutz im Treppenhaus. Dann gingen wir zum Auto. Der gepanzerte Wagen fuhr mit uns durch Kassel.
    Selbst im Polizeipräsidium hatte ich Personenschützer an meiner Seite. Sie erklärten mir, dass die Hells Angels überallhin Kontakte hätten – was ich ja schon längst wusste. Aber dass sogar die Bullen Angst hatten, dass ich im Präsidium abknallt würde, hatte ich wirklich nicht vermutet.
    Ein Beamter berichtete meiner Schwester und mir von einem Sondermeeting von Hells Angels, das am Vortag stattgefunden hatte. Neben vielen deutschen Brüdern sollen auch Member des Charters Moskau sowie zwei Angehörige der ehemaligen

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