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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Hilferuf.
    Dann flog krachend die Tür auf. Der Arm um ihren Hals entspannte sich. Corporal O’Leary stand im Türrahmen, den Lauf seines Karabiners an den Schädel des Türpostens gedrückt. Der Marine hatte Carina über ein Walkie-Talkie gehört, das auf den gleichen Kanal wie dasjenige an ihrer Weste eingestellt war.
    Ein Humvee stand auf der anderen Straßenseite. Die Dachscheinwerfer des Fahrzeugs waren eingeschaltet, und die Leute im Teehaus hatten einen unverstellten Blick auf den langen Lauf des M2-Maschinengewehrs, das oben auf dem Fahrzeug montiert war. Die Waffe zielte auf die Tür. Eine Einheit von Marines stand mit erhobenen Gewehren auf der Straße.
    Der Marine ließ den Mann mit dem Messer nicht aus den Augen. »Alles okay?«
    »Ja, danke«, sagte sie und rieb sich den Hals. »Mir geht es gut.«
    »In meinem Arabisch-Crashkurs hat man mir nicht beigebracht, wie man so einem Kerl sagt, dass ich seine Hirnmasse hier im Raum verteilen werde, wenn sein Freund das Messer nicht fallen lässt.«
    Carina übersetzte holprig, aber wirkungsvoll. Das Messer fiel zu Boden, dann kickte es der Marine außer Reichweite.
    Die beiden Schläger stolperten beinahe übereinander, als sie sich ins Halbdunkel zurückzogen, aus dem sie hervorgekrochen waren.
    Eine Stimme hinter einem Vorhang an der Rückseite des Teehauses rief: »Friede sei mit euch!«
    Carina erwiderte den traditionellen arabischen Gruß.
    »Friede sei mit dir, Ali.«
    Ein Mann erschien zwischen den schmuddeligen Baumwolllaken, die als Vorhänge dienten, und schlängelte sich zwischen den vollgestellten Tischen hindurch. Das Licht des Humvee fiel auf sein pausbäckiges Gesicht mit der fleischigen Nase. Eine runde Wollkappe bedeckte seinen rasierten Schädel. Sein T-Shirt der
New York Yankees
war zu kurz für den fülligen Körper und ließ seinen behaarten Bauchnabel frei.
    »Willkommen, Signorina Mechadi«, sagte er und klatschte in die Hände. »Dasselbe gilt für Ihre Freunde.«
    »Einer Ihrer Männer hätte mir fast ein Auge ausgestochen«, erwiderte Carina. »Ist das Ihre Art, Gäste willkommen zu heißen?«
    Alis kleine Augen glitten über Carinas Körper und kehrten dann zu ihrem Gesicht zurück. »Sie tragen eine Uniform«, sagte er mit einem salbungsvollen Lächeln. »Vielleicht dachte er ja, Sie wären ein feindlicher Soldat.«
    Carina überhörte Alis Bemerkung. »Ich möchte mit Ihnen reden.«
    Der Iraker kratzte seinen kümmerlichen schwarzen Bart, in dem ein paar Essensreste hingen. »
Selbstverständlich.
Gehen wir nach hinten und trinken einen Tee.«
    Der Marine machte sich bemerkbar. »Soll ich Sie begleiten?«
    »Ich komm schon klar.« Carina warf einen Blick durch den Raum. »Eine kleine Rückversicherung wäre allerdings nicht schlecht. Wie Sie sehen können, zieht Alis Laden nicht gerade die feine Kundschaft an.«
    Der Corporal grinste. Er streckte den Kopf zur Tür hinaus und winkte. Mehrere Marines drängten in den Raum und gingen an den Wänden in Stellung.
    Ali hielt den schmutzigen Vorhang auf, öffnete eine Stahltür und begleitete sie in einen hellerleuchteten Raum. In einem anderen Gebäudeteil surrte ein Generator. Farbenprächtige Teppiche bedeckten Fußboden und Wände. Ein Fernseher war an eine außen angebrachte Überwachungskamera angeschlossen, die Bilder von der Straße zeigte. Der Humvee war deutlich zu erkennen.
    Mit einer einladenden Geste forderte Ali Carina auf, auf einem Podest mit großen Samtkissen Platz zu nehmen. Er bot ihr Tee an, den sie jedoch ablehnte. Dann schenkte er sich selbst ein Glas ein.
    »Was veranlasst Sie mitten in einer Invasion zu diesem Besuch?«
    Ihre Augen reagierten mit einem strengen Blick auf die Frage. »Ich komme vom Nationalmuseum. Tausende von antiken Objekten sind geplündert worden.«
    Plötzlich ließ er das Glas sinken. »Das ist ja grauenhaft! Das Nationalmuseum ist das Herz und die Seele des irakischen Kulturerbes!«
    Carina lachte laut über Alis geheuchelte Betroffenheit. »Sie hätten Schauspieler werden sollen, Ali. Für diese eine Zeile hätten Sie problemlos den Oscar gewonnen.«
    Ali hatte seine schauspielerischen Fähigkeiten als Ringkampfprofi gelernt. Er hatte sogar in den USA unter dem Namen Ali Babbas gekämpft.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas mit einem Bruch zu tun haben könnte?« Er benutzte noch immer gern amerikanische Slangausdrücke, die er in seiner Ringkampfzeit aufgeschnappt hatte.
    »Kein einziges antikes Stück geht ohne Ihr Wissen oder Ihre

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