Höllenschlund
Arztkittel vertieft. Colby bemerkte, wie Austin zielstrebig auf ihn zukam und schloss sofort, dass dies der Mann war, der ihn am Telefon mit Fragen gelöchert hatte.
»Mr. Austin?«
»Danke, dass Sie mich angerufen haben, Sergeant. Wie geht es Miss Mechadi?«
»In Anbetracht der Umstände recht gut. Unser Streifenwagen war in einer üblen Gegend unterwegs, als wir sie in ihrem Wagen fanden, wo sie über dem Lenkrad zusammengebrochen war.«
»Weiß irgendjemand, was passiert ist?«
»Es klang ziemlich wirr, was sie gesagt hat, nachdem sie wieder zu sich gekommen war«, antwortete der Polizist kopfschüttelnd. »Ich habe gerade mit Dr. Sid über die körperlichen Symptome gesprochen.«
Er verneigte sich in Richtung des Mannes, der neben ihm stand. Sein Name war Dr. Siddhartha »Sid« Choudary.
Dr. Sid arbeitete als Narkosefacharzt im Hospital und war als Berater hinzugezogen worden. »Nach dem Bluttest, den wir bei Ihrer Freundin gemacht haben, sieht es ganz danach aus, dass ihr eine Dosis Natriumthiopental verabreicht wurde, entweder durch die Nase oder über die Haut. Das muss sie innerhalb weniger Sekunden ausgeknockt haben.«
»Wir schließen Raub als Tatmotiv aus«, sagte Colby. »In ihrer Brieftasche haben wir Geld gefunden, neben Miss Mechadis Ausweis und Ihrer Telefonnummer. Die Spurensicherung wird sich den Wagen ansehen. Aber das wird noch eine Weile dauern. Mordfälle haben Priorität, und im Augenblick gibt es eine lange Warteschlange im Leichenschauhaus.«
»Ich würde sie gerne sehen«, sagte Austin.
Der Arzt nickte. »Inzwischen ist sie auch wieder bei vollem Bewusstsein. Es wird ihr besser gehen, wenn das Zeug aus ihrem Blutkreislauf verschwunden ist. Es wirkt etwa so, als hätte man einen Martini zu viel gehabt. Ein leichter Kater, Schwindelgefühl, vielleicht Übelkeit. Sie darf das Krankenhaus verlassen, sobald sie wieder gehen kann, aber es sollte jemand bei ihr sein. Vorläufig sollte sie nicht Auto fahren.
Dritte Tür rechts.«
Austin dankte den beiden Männern und machte sich auf den Weg. »Ich würde ihr nicht zu nahe kommen«, warnte ihn der Polizist. »Sie ist verdammt wütend und gefährlich.«
Carina saß auf der Bettkante und versuchte sich einen Schuh über den Fuß zu streifen. Es fiel ihr noch schwer, ihre Handbewegungen zu koordinieren. In diesem Moment schien sie stinksauer auf ihren Fuß zu sein.
Austin blieb in der Tür stehen. »Brauchst du Hilfe?«
Die tiefen Falten auf Carinas Stirn glätteten sich. Sie zeigte ein breites Lächeln und brummte triumphierend, als es ihr gelang, den Schuh anzuziehen. Sie versuchte aufzustehen, aber ihre Beine waren noch zu wacklig. Genau in dem Augenblick, als Austin ins Zimmer trat, sank sie zu Boden. Er hob sie auf und legte sie aufs Bett.
»
Grazie
«, sagte sie. »Ich fühle mich, als hätte ich zu viel Wein getrunken.«
»Der Arzt sagte, die Wirkung der Droge werde allmählich nachlassen.«
»Droge? Was soll das heißen? Ich bin kein Junkie!«
»Das wissen wir. Du wurdest mit einem Betäubungsmittel außer Gefecht gesetzt. Entweder hast du das Mittel eingeatmet, oder es wurde dir durch die Haut injiziert. Kannst du mir erzählen, was passiert ist?«
Ein furchtsamer Blick trat in ihre Augen. »Ich habe den Piraten vom Containerschiff gesehen. Den großen Kerl mit dem bösartigen Baby-Gesicht.«
»Am besten erzählst du von Anfang an«, sagte Austin.
»Gute Idee. Hilfst du mir, mich aufzusetzen?«
Austin legte einen Arm um Carinas Hüfte und zog sie vorsichtig hoch, bis sie aufrecht saß. Dann schenkte er ihr ein Glas Wasser ein.
»Die Möbelpacker kamen, um den
Navigator
abzuholen«, erzählte sie, während sie zwischendurch einen Schluck trank.
»Jemand namens Ridley hat die ganze Sache geleitet. Ich bin dem Lieferwagen in meinem Auto gefolgt. Dann bogen sie in ein ziemlich mieses Stadtviertel ab. Irgendwo hielten sie an.
Ich erinnere mich an ein altes Pizza-Schild. Die Hintertür ging auf. Dann sah ich den Piraten im Rückspiegel.«
Austin dachte plötzlich an den übergroßen Fußabdruck am Ufer hinter seinem Haus. »Weiter.«
»Ich hörte ein Zischen. Als Nächstes bin ich hier aufgewacht.« Ihr ging ein Gedanke durch den Kopf. »Sie haben die Statue mitgenommen. Ich muss es der Polizei melden.« Sie stand auf und stützte sich aufs Bett. »Mir ist immer noch etwas schwindlig.«
Austin gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich werde mit dem Polizisten reden, während du dich ausruhst.«
Colby beendete gerade ein
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