Höllenscript
Schuldigkeit getan.«
Nicht mehr wichtig! Nicht mehr wichtig! Bill spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Er war drauf und dran, sich trotz der Kette über den Schreibtisch zu werfen und Kuszew an die Kehle zu gehen, aber er wußte auch, daß es bessere Gelegenheiten geben würde und er zunächst einmal erfahren mußte, was dieser Mensch überhaupt vorhatte.
»Verstanden?«
»Ja«, gab Bill flüsternd zurück, »das habe ich leider. Ich habe alles verstanden.«
»Dann ist es gut.«
»Und das gleiche hast du auch mit mir vor?« Kuszew lachte ihn aus.
»Welch dumme Frage! Würdest du sonst noch am Leben sein?«
»Stimmt.«
»Mit dir habe ich andere Pläne.«
Das hatte sich Bill schon gedacht. Mit leiser Stimme fragte er: »Was soll ich tun?«
Kuszew trat einen Schritt zurück. Er holte dabei Bills Beretta unter seiner eng geschnittenen Jacke hervor. »Eine gute Waffe. Sicherlich nicht nur für dich, auch für mich. Denk immer daran, daß ich in der besseren Position bin.«
»Ja, das weiß ich.«
»Schön. Du hast eine Frage gestellt, und ich möchte dir auch eine Antwort geben. Ich habe dich hier eingesperrt, weil ich deinen Beruf kenne und auch noch andere Dinge, die dich persönlich betreffen.«
»Es hat also mit meinem Job als Reporter zu tun?«
»Ja, das schon. Es ist wichtig, daß ich jemanden habe, der schreiben kann.«
»Okay, was soll ich schreiben?«
»Memoiren.«
Mit dieser Antwort hatte Bill wahrlich nicht gerechnet, deshalb mußte er lachen. »Memoiren? Nein, dazu fühle ich mich nun wirklich noch zu jung.«
»Conolly, es geht nicht um deine Memoiren, sondern um die eines anderen.«
Bill gab sich beinahe gelassen, als er sich zurücklehnte und spöttisch fragte: »Dann soll ich wohl so etwas wie einen Ghostwriter spielen, nicht wahr?«
»Das kommt der Sache schon näher.«
»Und wer ist diese Person, deren Erinnerungen ich aufschreiben soll?«
Kuszew beugte sich vor.
Er lächelte. Bill sah, wie seine Nasenflügel vibrierten. Er war innerlich erregt. Er sonderte einen widerlichen Geruch ab, der mit dem des menschlichen Schweißes nichts zu tun hatte. Näher darüber nachdenken konnte Bill nicht, da er sich auf die Antwort konzentrieren mußte. »Du wirst die Memoiren des Schwarzen Tods aufschreiben, Conolly…«
***
Jetzt war es heraus, und der Reporter saß wie ein Ölgötze hinter seinem Schreibtisch.
Er rührte sich nicht. Er war auch im Kopf leer und wußte nicht, was er denken sollte.
Kuszew sagte nichts mehr. Er ließ Bill Zeit, sich mit der Antwort vertraut zu machen. Mit einer etwas verlegen anmutenden Geste wischte sich Bill den Schweiß von der Oberlippe. Noch immer war er nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Er versuchte, die durch den Kopf jagenden Gedanken in eine bestimmte Richtung zu lenken, was ihm auch nicht gelang. Aber wie durch einen Filter gelaufen, blieb eine Tatsache bestehen.
Die Memoiren des Schwarzen Tods! Eines mächtigen Dämons, den John Sinclair vernichtet hatte. Der Schwarze Tod hatte den Untergang des Kontinents Atlantis überlebt, das wußte Bill. Er kannte ihn, hatte ihn selbst erlebt, aber er wußte nicht so viel über ihn wie jemand, der die Memoiren eines anderen schreibt.
Auch den Blick des anderen konnte er nicht mehr ertragen, deshalb betrachtete er seine eigenen Hände, die flach auf der Schreibtischplatte lagen.
Kuszew unterbrach das Schweigen. »Damit kommst du nicht zurecht, wie?«
»Nein.«
»Du wirst dich daran gewöhnen müssen.«
Bill hob den Kopf. »Ich halte es nach wie vor für einen Witz, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Witze mache ich nicht!« erklärte der andere. »Dafür bin ich leider bekannt.«
»Schon gut.« Bill schüttelte den Kopf. »Ich soll die Memoiren schreiben? Dabei bin ich jemand, der über ihn viel zuwenig weiß. Das mußt du begreifen.«
Kuszew starrte auf ihn nieder. »Natürlich begreife ich das. Ich weiß es genau.«
»Dann such dir einen anderen.«
»Das werde ich nicht, denn ich bleibe ja bei dir, um dir die entsprechende Hilfestellung zu geben, wenn du verstehst.«
»Noch nicht.«
»Ich werde dir die entsprechenden Passagen diktieren. Ich werde dir sagen, was du zu schreiben hast. Natürlich nicht so perfekt formuliert, das kannst du besser. Deshalb habe ich dich geholt. Du hast hier Zeit, du hast hier Ruhe. Dich wird niemand stören, und ich schätze, daß wir beide in drei Tagen damit fertig sind.«
»Wie schön.« Bill versuchte, seine Lage mit einem gewissen Galgenhumor zu
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