Höllensog
hatte gewonnen. Ich war für sie uninteressant gewesen, obwohl ich in den Strahl sicherlich noch hineingepaßt hätte.
Aber ich hatte auch den Schmerz gespürt, als mein Kreuz reagierte.
Vielleicht war das der Grund für den Höllensog, von mir Abstand zu nehmen. Für mich hatte es keinen Sinn, großartig darüber nachzudenken. Ich mußte nach einer Möglichkeit suchen, um die Menschen wieder zurückzuholen. Ich dachte dabei auch an Suko und Wladimir, die sich auf dem See befanden und dieses Schauspiel sicherlich mitbekommen hatten.
Ob sie auch geholt worden waren?
Bei dem Gedanken bekam ich eine trockene Kehle. Einen letzten Blick warf ich aus dem Fenster, ohne jedoch eine neue Spur entdecken zu können. Es hatte keinen Sinn, wenn ich hier wartete. Außerdem mußte ich unbedingt etwas trinken.
Ich ging wieder hinunter in die geräumige Wohnküche und nahm einige Schlucke Wasser. Die Kälte tat gut. Ich wusch auch mein Gesicht und verließ das Haus.
Wieder empfing mich die Hitze, obwohl die Sonne sich weiter in Richtung Westen bewegte und auch nicht mehr so hoch am Himmel stand. Aber es wehte kein Wind. Die Luft stand über Szwalzin wie Glas. Dabei hatte ich das Gefühl, von zahlreichen Augen aus dem Unsichtbaren oder einer anderen Welt beobachtet zu werden.
Im Prinzip war ich es gewohnt, Pläne zu machen. Darüber konnte ich jetzt nur lachen. Ich hatte einfach nichts in der Hand, um über einen Plan nachzudenken. Wohin ich auch faßte, ich griff ins Leere. Der einzige Anhaltspunkt war der magische Schweif gewesen, der aber hatte sich zurückgezogen.
Als einziger Mensch in einem ausgestorbenen Dorf. Das hätte ich mir vor zwei Tagen auch nicht träumen lassen. Die Hitze machte mir zu schaffen, und ich sah mich gezwungen, den Schatten eines Hauses aufzusuchen. Ich ging in das Gebäude nicht hinein, sondern setzte mich vor die Hauswand auf einen alten Holzstuhl. Über mir spendete ein Vordach Schatten. Der Ort war günstig ausgesucht, denn von meinem Platz aus konnte ich die Straße überblicken.
Ein Westernheld in einer Geisterstadt!
Zwangsläufig kam mir dieser Vergleich in den Sinn. Es fehlte nur der Schaukelstuhl, in dem ich bequem sitzen würde.
Ich war nicht in Urlaub gefahren, um die Stille zu genießen. Sie machte mich nervös, und immer wieder schaute ich mich um, ob nicht doch irgendein Lebewesen zu sehen war.
Es kam niemand.
Dann spielte ich mit dem Gedanken, zum See zu laufen, wo sich Suko und Wladimir aufhielten. Ich setzte den Gedanken nicht sofort in die Tat um, sondern wollte noch warten. Wenn ich in einer halben Stunde nichts von ihnen gehört und gesehen hatte, wollte ich gehen.
Hoch über mir flog ein Stück Zivilisation hinweg: ein Flugzeug.
Einige Fliegen wurden von meinem Körpergeruch angezogen und umschwirrten mich. Ich schlug nach ihnen. Sie flogen weg, kamen aber wieder zurück, und das Spiel begann von vom. Hin und wieder knarrte das alte Holz des Stuhls, wenn ich mich bewegte.
Allmählich ging es auf den Abend zu. Die Sonne war weitergewandert.
Noch glühte sie den Himmel aus, doch ihr Gelb nahm allmählich eine rötliche Färbung an.
Staub lag in der Luft. Ich fragte mich, woher er gekommen war, und ich fragte mich weiter, was wohl passieren würde, wenn sich die Dunkelheit über das Land legte.
In diesem Ort gab es keine Straßenlaternen. Es würde sehr finster werden, und das konnte auch die Zeit der anderen Seite sein. Eine Rückkehr im Schutz der Dunkelheit.
Es war möglich, mußte aber nicht sein. Zumindest beschloß ich, die Nacht noch abzuwarten. Im Dorf bleiben und darauf hoffen, daß etwas geschah. Alles andere würde sich dann ergeben. Falls es keinen Erfolg gab, mußte an die Rückreise gedacht werden.
Soweit war es noch nicht.
Ich stand auf, weil mir von der harten Sitzfläche das Hinterteil weh tat.
Einige Schritte ging ich nach vorn. Auf der Straße blieb ich stehen. Der Himmel kam mir seltsam glasig und gleichzeitig dunstig vor. Etwas hatte sich auch verändert. Ich merkte, daß mich eine fremde Kraft umgab, schaute mich um, sah allerdings nichts.
Waren sie noch da?
Ich ging weiter.
Meine Schuhe hinterließen eine Schleifspur. Ich hatte den Kopf angehoben und schaute nach vorn. Ich sah den Anfang oder das Ende des Dorfes, das flache Land, das allmählich schattiger wurde. Keine Staubfahne durchzog die Luft. Die Stille nahm noch an Intensität zu. Mit einer müden Bewegung scheuchte ich einige Fliegen zur Seite, und plötzlich vernahm ich ein leises
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