Höllenstadt
es also nicht geschafft.«
Jetzt war selbst der Sheriff sprachlos.
Ich drückte ihn ins Haus. »Wir werden in das Kinderzimmer gehen. Dort können Sie alles sehen.«
»Ja, das ist gut.« Ich ging vor, und wenig später erlebte ich einen staunenden Sheriff, als er die Reste des Kobolds sah, dessen Körper in dieser grünlichbraunen Blutlache lag.
»Das also ist er?« stellte er fragend fest.
»Ja, Chief.«
»Dann hat Martha Caine mit ihrer Beschreibung ja doch recht gehabt, denn so hat sie diesen Teufel erlebt.« Er schüttelte den Kopf. »Und ich habe es nicht glauben wollen.«
»Die brauchen noch zwei Kinder.«
»Bitte?«
»Ja, Sie haben richtig gehört, Chief. Zwei Kinder.«
»Und Sie haben in der Mehrzahl gesprochen. Glauben Sie denn nicht, daß es nur einer gewesen ist?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
Der Sheriff stieß die Luft aus. Er wirkte plötzlich grau im Gesicht, als hätte man ihm die Gesichtsbräune abgezogen. Ich sah das Zittern seiner Halshaut und ahnte, was dieser nach außen hin so harte Mann durchlitten hatte.
Die Vorfälle in seiner Stadt waren ihm schwer an die Nieren gegangen.
»Wie viele noch, John?«
»Ich weiß es nicht.«
»Okay, ich komme gleich zurück.« Er verließ das Haus und sprach mit seinen Leuten. Wahrscheinlich wollte er auch die Ankunft des Krankenwagens abwarten.
Muriel Cameron fand ich nicht mehr in der Küche, sondern in ihrem Wohnzimmer. Sie saß im Sessel, die Tochter auf dem Schoß und hatte wieder etwas Farbe bekommen. Sandra war erwacht. Aber sie quengelte nicht, sondern lachte noch, was ihre Mutter auch aufgemuntert hatte. So kam sie schneller über den Schrecken hinweg.
»Was sagt der Chief?« fragte sie leise.
Ich ließ mich ihr gegenüber in einen Sessel fallen.
»Es ist ihm an die Nieren gegangen. Er leidet wie wir alle.«
»Hat er denn den toten Troll gesehen?«
»Sicher. Und wir alle überlegen, wie viele dieser Gestalten sich noch in Benson City aufhalten.«
Muriel war geschult genug, um zu wissen, was ich mit dieser Bemerkung meinte. »Dann ist es noch nicht vorbei?« sagte sie leise und mehr zu sich selbst. »Dann müssen wir damit rechnen, daß die anderen versuchen werden, mir Sandra erneut abzunehmen.«
»Es ist möglich, Muriel, aber es gibt noch andere Kleinkinder in der Stadt.«
»Richtig.«
»Wir können Sie nicht mehr allein lassen. Wir müssen Sie an einen sicheren Ort schaffen und dort bewachen. Es ist die einzige Möglichkeit, die mir einfällt.«
»Das meine ich auch«, sagte Abe Douglas, der das Wohnzimmer betrat und meine letzten Worte gehört hatte. »Da können wir beide nicht viel tun, keiner von uns kennt sich gut genug in Benson City aus. Ich denke, eiaß der Sheriff gefordert ist.«
»Das sehe ich ebenso.«
»Ich jedenfalls lasse mein Kind keine Sekunde mehr aus den Augen!« flüsterte Muriel. »Da kann passieren, was will.«
»Das brauchen Sie auch nicht«, erklärte ich und stand auf.
Ich hatte die Stimme des Chiefs gehört. Er war mit zweien seiner Leute in das Haus getreten. Die beiden Helfer trugen eine Plane. In sie sollten die Reste des Trolls eingepackt werden. Sogar zwei kleine Klappspaten hatten sie mitgebracht.
Ich begleitete die Männer in das Kinderzimmer. Der Chief gab seine Anweisungen. Abe Douglas wartete an der Tür. Sein Gesicht zeigte einen verbissenen Ausdruck.
Die Helfer arbeiteten schweigend. Als sie die Plane geschlossen hatten, fragten sie: »Was sollen wir damit machen, Chief?«
Der Sheriff schaute mich an. »Verbrennen?«
Ich nickte.
»Also verbrennen«, sagte er.
»Wo?«
»Irgendwo im Freien, verdammt! Fragt nicht so blöd.«
»Schon gut, Chief.«
Die Männer verließen das Haus. Auf dem Fußboden des Kinderzimmers blieb ein schmieriger Fleck zurück, der nach verfaulten Pflanzen roch.
Der Sheriff wischte über seine Stirn. »Ich begreife das nicht«, sagte er leise. »Das ist mir alles zu fremd, zu schlimm und einfach nicht zu fassen. Ich fühle mich zum erstenmal überfordert, hänge dabei zwischen Berg und Tal. Wissen Sie, John, es geht mir einzig und allein um das Motiv. Ich will gar nicht danach fragen, woher die Wesen kommen, aber ich möchte verdammt gern wissen, warum sie das tun. Weshalb werden die Kinder geraubt? Zu wem werden sie gebracht? Oder werden sie nach dem Raub einfach nur getötet?«
»Daran glaube ich nicht.«
»Dann gibt es also einen Grund?«
»Ja.«
»Den wir noch nicht wissen«, sagte Abe, der zu uns gekommen war. »Jedenfalls glaube ich daran,
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