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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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hat. Konkurrenz unter Geschwistern kennt keine Grenzen, auch nicht auf einer einsamen Insel.
    »Worauf warten wir also noch?«, drängt Ernie. »Machen wir uns auf die Suche nach einem Telefon.«
    Natürlich werde ich nirgendwohin gehen. Nicht, wenn nicht urplötzlich zwei Krücken vom Himmel fallen. Selbst wenn sie es täten, würde ich über den Vorschlag einer Wanderung ein zweites Mal nachdenken. Ich habe ein ungutes Gefühl.
    »Moment«, sage ich und hebe die Hand wie ein Verkehrspolizist. »Das ist im Moment vielleicht keine so gute Idee.«
    »Was soll keine so gute Idee sein?«, will Mark wissen. »Die Küstenwache anzurufen?«
    »Loszuziehen und die Insel zu erkunden. Die Sonne ist ja noch gar nicht richtig aufgegangen.«
    »Das ist egal. Nach aktuellem Stand haben wir lediglich unser Floß gegen diesen Strand eingetauscht. Hilfe haben wir immer noch nicht. Um Hilfe zu suchen, geht’s da entlang. «

    Carrie und Ernie nicken zustimmend, während er hinter den Strand deutet.
    »Er hat recht, Mom«, pflichtet ihm Carrie bei. »Wir müssen herausfinden, was dort ist.«
    Ich weiß, dass sie beide recht haben. Genau das ist das Problem.
    »Okay, wir machen es so.« Mit Sicherheit klinge ich so, wie ich mich fühle – wie eine nervöse Mutter. »Ihr drei bleibt in jedem Fall zusammen und passt aufeinander auf. Was auch immer ihr tut, ihr trennt euch nicht. Und es wird nicht gestritten.«
    Mark salutiert. »Jawoll, wird gemacht, Frau Doktor.« »Ich meine das ernst, Kinder. Und bleibt nicht zu lange weg.«
    »Keine Sorge, wir beeilen uns«, beruhigt mich Carrie. »Wir lassen dich nicht allzu lange allein. Und wir werden uns benehmen.«
    Als die drei losmarschieren, ruft Mark über seine Schulter nach hinten: »Wenn wir in ein paar Stunden nicht zurück sind, ruf die Küstenwache an!«

67
    Ja gut, ich habe gesagt, sie sollten sich beeilen. Aber dass sie so schnell zurückkehren, ist entweder ein sehr gutes oder ein sehr schlechtes Zeichen.
    Keine zwanzig Minuten waren die Kinder fort. Als sie zwischen den Palmen auftauchen und über den Strand schlendern, lässt Mark etwas in seiner Hand baumeln.
    »Was ist das?«, rufe ich ihm entgegen. »Was habt ihr gefunden? «
    »Das einzige Zeichen von Zivilisation hier«, antwortet er.
    Er hält es nach oben. Es ist mit Sand verklebt, der Aufkleber völlig abgeschabt. Aber die Form ist unverkennbar. Klassisch.
    Eine Cola-Flasche.
    »Ja, die haben wir gleich hinter dem Strand gefunden«, erklärt Ernie.
    »Mehr nicht? Kein Haus mit einer Satellitenschüssel?«, will ich wissen.
    »Gar nichts«, bestätigt Mark. »Keine Straßen, keine Schilder, und eindeutig keine Menschen.« Er blickt auf die alte Cola-Flasche. »Zumindest war schon lange niemand mehr hier.«
    »Seid ihr sicher? Ihr wart nicht lange unterwegs.«
    »Das war nicht nötig«, antwortet er. »Da hinten gibt’s nur einen dichten Dschungel, mehr nicht. Hier auf dieser Insel sind wir die einzigen Menschen.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragt Carrie.
    Eine gute Frage, auf die ich nicht sofort eine Antwort parat
habe. Ich bin viel zu sehr mit den Signalen beschäftigt, die mein Körper aussendet.
    Was als leichtes Fieber begann, beginnt zu steigen. Ich brauche kein Thermometer, ich spüre es – ebenso wie die Kälte. Das Ergebnis ist kalter Schweiß vom Scheitel bis zur Sohle. Die Kinder merken es nicht, weil auch sie schwitzen, aber wegen der Hitze.
    In der Zwischenzeit legt Mark mehr Energie und Ideen an den Tag, als ich im gesamten letzten Jahr bei ihm gesehen habe. »Ich glaube, wir müssen ein paar Dinge erledigen«, beginnt er. »Zuerst müssen wir versuchen, Boote und Flugzeuge zu verständigen. Wir sollten mit Steinen ganz groß SOS schreiben und alles vorbereiten, um ein großes Feuer anzuzünden. Wir sollten auch einen Platz zum Schlafen suchen.«
    Ernie deutet aufs Wasser hinaus. »Ich plädiere für etwas mit Dach.«
    Wir drehen uns um – vom Meer treiben drohend dunkle Wolken auf uns zu.
    »Scheiße, ich dachte, das mit dem Sturm hätte sich für eine Weile erledigt«, stöhnt Carrie.
    »Ja, und schließlich dachten wir auch, wir wären gerettet«, schimpft Mark und wirbelt Sand mit seinem Fuß auf. Er ist sauer. Plötzlich holt er aus und wirft die Cola-Flasche ins Meer.
    »Hey, nicht!«, ruft Ernie.
    »Und warum nicht?«, blafft Mark. »Meinst du, hier wird der Müll getrennt?«
    Ernie hört nicht auf seinen Bruder, sondert watet ins Wasser und schnappt sich die auf den Wellen treibende Flasche.

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