Höllische Versuchung
Luzifers Gemächer befinden?«
»Ich«, sagte Narziss. »Ich habe Stunden dort verbracht und Luzifer mit meiner Schönheit bezaubert.« Er unternahm den lachhaften Versuch, bescheiden auszusehen.
»Führst du uns dorthin?«, fragte Batanya. Für Höflichkeiten war jetzt keine Zeit, schließlich befanden sie sich mitten im Feindesland.
»Wir möchten dich gerne so lange wie möglich bei uns behalten«, sagte Clovache etwas diplomatischer, »aber wenn du uns nicht helfen kannst, müssen wir auf eigene Faust losziehen.«
»Da ihr mich so nett fragt«, sagte Narziss und bedachte Batanya mit einem eisigen Blick, »werde ich euch hinführen.«
Bei Amelia stellte sich die Frage, ob sie mitwollte, überhaupt nicht. Sie konnte es kaum abwarten, diesen Ort zu verlassen. Sie war bleich und die stickige Gefängnisluft machte ihr zu schaffen. So schlichen die vier Gefangenen zur offenen Tür. Zwar stank es auch in der Wachstube, dennoch stellte die Luft dort bereits eine Verbesserung dar.
Ein paar Sekunden lang atmeten sie einfach nur tief durch.
Das Beste an der Wachstube waren die Waffen, die dort an den Wänden hingen. Mit einer Schusswaffe in der einen und einem Schwert in der anderen Hand fühlte sich Batanya schon wieder ganz wie sie selbst. Clovache entdeckte ihre Rüstungen und nahm sie mit einem Jubelschrei an sich. Gerade wollte sie sie schon überstreifen, da hielt Batanya sie zurück.
»Damit fallen wir hier zu sehr auf«, sagte sie. »Wir müssen uns als Wachen verkleiden.«
Die beiden schlüpften in die grünen Hosen und die Tunika der Wachleute. Widerwillig stopfte Clovache ihre Rüstungen in den Rucksack. In ihrer Rüstung hätte sie sich wesentlich wohler gefühlt, doch was Batanya sagte, machte Sinn. Dafür bewaffnete sie sich mit zwei Pistolen, einem kurzen Speer und einem Dolch.
»Wir werden jetzt so tun, als wärt ihr unsere Gefangenen«, erklärte Batanya Amelia und Narziss, der sich inzwischen angezogen hatte. »Wenn wir euch vor uns herscheuchen, kann uns Narziss auch prima führen, ohne dass auffällt, dass wir uns nicht auskennen.« Amelia nickte. Sie war so begierig, aus dem Gefängnis herauszukommen, dass sie kein Wort herausbrachte.
Die Britlinge trugen ihre neuen Waffen, als wüssten sie, was damit zu tun sei. Doch eigentlich hatte Batanya nicht den geringsten Schimmer, wie die Waffe in ihrer Hand beim Schießen reagieren würde, ja sie wusste nicht einmal, ob sie sie richtig herum hielt. Narziss übernahm die Führung, drehte sich aber noch einmal zu ihnen um, um sicherzugehen, dass auch alle seinen schönen Hintern gebührend bewunderten. Sie lächelten ihm aufmunternd zu und nickten anerkennend. Dann führte er sie rechts um die Ecke, den langen röhrenförmigen Korridor entlang, durch den sie auch hereingebracht worden waren.
Als sie unterwegs an einem Trupp Soldaten vorbeikamen, drückte Batanya ihre Hand so fest um die Pistole, dass sie schon befürchtete, sie zu verbiegen, aber niemand stellte irgendwelche Fragen. Eine Frau pfiff Narziss hinterher, was ihn unendlich glücklich machte. Genauso freute es ihn aber, als ihm ein Schlangenmann in den Po kniff.
»Wenn ihr mit dem durch seid, reicht ihn weiter«, zischte der Schlangenmann.
»Luzifer will ihn«, sagte Batanya und zuckte bedauernd die Achseln.
Aufgrund ihrer Uniformen ließ man sie lange Zeit unbehelligt. Ohne die Kapuzen ihrer Sommeruniformen sahen die beiden Britlinge ganz anders aus und sie wirkten leicht hart genug, um ohne weiteres als Wächter durchzugehen.
Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto belebter und auch breiter wurden die Tunnel. Hier und da hingen Lampen und waren Gemälde an die Wände gemalt. Diese Zeichen der Zivilisation mehrten sich und wurden immer prächtiger in ihrer Ausstattung, bis sie schließlich zum Prunksaal gelangten, wo sie Luzifer zum ersten Mal begegnet waren. Narziss führte sie hindurch, wobei sie nicht mehr so zügig vorankamen, da eine Unzahl Bediensteter und Soldaten in der Halle unterwegs waren. In der Hölle war was los. Zu Batanyas Erleichterung ließ sich Luzifer selbst nicht blicken. Sie war nicht gerade scharf darauf, Crick inmitten dieser Menge zu befreien.
Nachdem er frei wäre, müssten sie sich nur noch einen Weg durch all diese barbarischen Wesen bahnen, um an die Oberfläche oder zumindest an einen ruhigen Ort zu gelangen, an dem sie ihr Signal senden könnten, das sie nach Hause brächte.
Das war es auch schon.
Für einen kleinen Augenblick überkam Batanya
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