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Höllische Versuchung

Höllische Versuchung

Titel: Höllische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Ilona; Brook Petra; Andrews Nalini; Knese Charlaine; Singh Harris , Nalini Singh , Ilona Andrews , Meljean Brook
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Lächeln bedeutete jedoch, dass Raphael eine Klitzekleinigkeit davon entfernt war, seine Messer zu zücken und alles ringsum niederzumetzeln. Natürlich würde er nicht grundlos losschlagen, aber einmal in Fahrt konnte ihn nichts und niemand mehr aufhalten. Das Rudel und das Volk waren die zwei mächtigsten Gruppierungen in Atlanta. Sie hatten die Stadt unter sich aufgeteilt, und jede hielt sich aus dem Territorium der anderen fern, wohl wissend, dass, sollte es je zu einer offenen Auseinandersetzung kommen, diese lang, blutig und vor allem auch sehr kostspielig werden würde. Und der Sieger würde so geschwächt aus ihr hervorgehen, dass ihm vermutlich selbst nicht mehr viel Zeit bliebe.
    Aber sosehr sie es auch vermieden, einander zu provozieren, dem Gegner die Zähne zu zeigen galt als durchaus angebracht. Und Raphael wusste, was sich gehörte.
    Ein Vampir ließ sich in den Eingang fallen. Er war weiblich und zu Lebzeiten wohl einmal schwarz gewesen. Nun aber hatte die Haut einen merkwürdig violetten Farbton angenommen. Haarlos und abgezehrt, wie aus Zwirn und Dörrfleisch gewirkt, starrte er uns aus hungrigen Augen an. Mit mechanischer Präzision öffnete sich das Maul und die Stimme einer Navigatorin erklang. »Guten Morgen. Ich bin Jessica. Willkommen im Casino. Meister Ghastek lässt sich vielmals entschuldigen. Er wird gerade von etwas in Anspruch genommen, das keinen Aufschub duldet, aber er hat mich beauftragt, Sie zu ihm zu führen. Ich möchte Ihnen keine Umstände machen, aber leider muss ich Sie bitten, Ihre Schusswaffen vorne am Tresen abzugeben.«
    Ich wollte meine Kanonen ganz dringend bei mir behalten. »Warum?«
    »Im Inneren befinden sich viele empfindliche und zum Teil unersetzliche Gerätschaften. Bisweilen löst die Anwesenheit der Vampire bei unseren Gästen Unbehagen und Angst aus, besonders wenn sie die Stallungen besuchen.«
    »Warum nur?«, sagte Raphael.
    »Es ist schon vorgekommen, dass sich versehentlich ein Schuss gelöst hat. Wir bitten Sie nicht, Ihre Klingen auszuhändigen, nur die Schusswaffen. Ich fürchte, wir können keine Ausnahme machen. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.«
    »Schon okay«, sagte ich und legte meine beiden SIG Sauer 9mm auf den Tresen. Ohne meine Waffen fühlte ich mich irgendwie nackt.
    »Vielen Dank. Wenn Sie mir jetzt bitte folgen wollen.«
    Das Wesen geleitete uns einen prunkvollen Korridor entlang zu einer Treppe, die uns tiefer und tiefer hinabführte, wo kein Sonnenstrahl mehr hineindrang und die Wände nur noch von fahlem künstlichem Licht erhellt wurden. Geradezu unheimlich lautlos kroch der Vampir auf allen vieren durch das düstere Labyrinth. Ein verwinkelter Gang folgte dem nächsten und nur gelegentlich tauchten im schwachen Schein einer Glühbirne dunkle, handbreite Öffnungen in den niedrigen Decken auf.
    »Lebt hier etwa auch ein Minotaurus?«, knurrte Raphael.
    »Das Labyrinth ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, um etwaige Ausbrecher in Schach zu halten«, erklang die Stimme der Navigatorin aus dem Vampirmaul. »Ungelenkte Vampire lassen sich von ihrem Instinkt leiten. Sie besitzen nicht die kognitiven Fähigkeiten, um aus diesem Tunnelsystem hinauszugelangen. Im Fall eines Massenausbruchs dient das Labyrinth als Pufferzone. In der Decke sind überall schwere Eisengitter eingelassen, die herunterfahren und so die Vampire in kleine, leicht zu kontrollierende Gruppen trennen. Damit begrenzen wir den Schaden, der entstünde, wenn sie sich durch die Blutlust gegenseitig zerfleischten.«
    »Wie oft kommt es denn zu solchen Ausbrüchen?«, fragte ich. Der Gestank der Untoten war mittlerweile schon fast unerträglich geworden.
    »Nie. Hier entlang, bitte.« Der Vampir huschte auf einen hell beleuchteten Eingang zu. »Vorsicht, Stufen.«
    Über eine kurze Treppe gelangten wir in ein großes Gewölbe. Ein langer, schmaler Gang zog sich durch die Mitte des Raumes, begrenzt wurde er zu beiden Seiten von Gefängniszellen. In jeder dieser vier Quadratmeter großen Zellen hockte ein einzelner Vampir, der am Hals an der Mauer festgekettet war. Die Ketten selbst waren dicker als mein Oberschenkel. In den Augen der Vampire brannte unstillbare Blutgier. Sie gaben keinen Laut von sich, machten überhaupt kein Geräusch, starrten uns nur an und zogen gegen die Ketten, als wir vorbeigingen. Jedes einzelne Haar in meinem Nacken sträubte sich. In mir ballte sich mein geheimes Ich zu einem Klumpen zusammen, erwiderte den Blick, bereit, bei der geringsten

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