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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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entscheiden gar nichts. Weder ich noch du. Nicht mal Yaris. Warum also regst du dich so auf?«
    Hento funkelte mich wütend an. »Weil ich nicht danebenstehe und jammere, sondern mich aktiv einbringe.«
    In diesem Moment läutete Yaris’ Telefon. Sie nahm ab, doch mehr als ein flüchtiges »Wir stehen zur Verfügung« sagte sie nicht.
    »Und?«, fragte ich, als sie das Gespräch beendet hatte.
    »Deine Chance, dich einzubringen, Hento«, sagte Yaris. »Man hat alle verfügbaren Jäger angefordert. Die Blutdämonen haben sich im östlichen Industriegebiet verschanzt und leisten erbitterten Widerstand. Wo steckt Mik?«
    »Ich habe ihn draußen auf dem Gang getroffen, aber wo er hinwollte, weiß ich nicht.«
    Die Tür ging auf und wie auf Kommando stand Mik im Zimmer.
    »Das war ja punktgenau«, grinste Yaris. »Mik, wir haben einen Einsatz.«
    Der sah überrascht zurück. »Unsere Schicht beginnt erst in zwei Stunden!«
    »Egal. Wir brauchen alle verfügbaren Jäger für die Blutdämonen. Sie sind umstellt, aber ihr Widerstand ist ungebrochen.«
    »Alles klar, dann los.«
     
    Wir jagten auf unseren Maschinen durch die Stadt. Auf den Straßen herrschte gespenstische Stille. Aus Angst vor den rebellierenden Blutdämonen hatten sich die Bewohner in ihren Wohnblocks verschanzt. Seit sich die Nachricht, dass das mysteriöse blaue Feuer Dämonen töten konnte, verbreitet hatte, begab man sich als Zivilist nur in dringenden Angelegenheiten vor die Tür. Und nun, da die Gefahr aus den eigenen Reihen kam, schien die Lage noch unsicherer. Ich ließ meinen Blick entlang der wiederaufgebauten Häuser schweifen. In den unteren Stockwerken waren sogar die Fenster mit Wellblechplatten vernagelt worden. Noch vor wenigen Wochen hatten wir den Krieg außerhalb unserer geschützten Bereiche ausgetragen. Wir hatten die Engel gejagt, die sich niemals in die Nähe der Hauptquartiere vorgewagt hätten. Nun hatte der Krieg unsere Städte erreicht. Mir wurde flau im Magen, als ich mir vorstellte, es könnte für immer so bleiben. Wir mussten es schaffen, die abtrünnigen Blutdämonen zu stoppen. Sie bedrohten nicht nur den Frieden des Waffenstillstands, sondern unsere gesamte Existenz.
    Das Kampfgebiet war leicht zu finden. Flugdämonen kreisten über einem Fabrikgebäude, dessen Dach unter der Kraft der Naturgewalten halb eingestürzt war. Man hatte mobile Scheinwerfer auf die leeren Fensterrahmen gerichtet, um das Innere der Halle zu beleuchten. Von irgendwoher erklangen Schreie.
    »Ich kann so eine Entscheidung nicht nachvollziehen!« Cayos Stimme schwankte zwischen Empörung und blanker Panik. »Dich als Blutdämonin da reinzuschicken grenzt an Irrsinn. Was, wenn man dich für eine Verbündete hält? Oder die Rebellen dich sofort ins Visier nehmen, weil du eine von ihrer Art bist?«
    »Ich bin vorsichtig, Cayo«, erwiderte ich. Mittlerweile hatte ich gelernt, seine Fürsorge zu schätzen, anstatt ihn dauernd damit aufzuziehen. »Mit Yaris und Mik an meiner Seite wird mir schon nichts passieren.«
    Wir bremsten die Maschinen vor der Absperrung ab. Um den rebellierenden Blutdämonen die Flucht zu erschweren, waren rund um die Fabrik Straßensperren eingerichtet worden. Stacheldraht wand sich wie dornige Ranken über den Boden. Ich nahm den Helm ab und sah mich um. Ein seltsames Ziehen im Bauch ließ die Kampfgeräusche um mich herum zu einem monotonen Brummen verebben. Der raue Putz der Wände, die stachligen Überreste der Fensterscheiben, der Geruch von Verwesung und Unrat. Ich kannte diesen Ort. Ich ging ein paar Schritte und drehte suchend den Kopf. Da war sie. Die schmale Gasse unter dem Vordach. Sogar der umgestoßene Müllcontainer lag noch dort.
    »Nikka, wo willst du hin?« Yaris’ Stimme schien von weither zu kommen.
    Die Klappe des Müllcontainers klaffte weit offen. Das Déjà-vu traf mich wie ein Schlag in die Magengegend. Genau hier hatte ich Levian gefunden. Hier in dieser Gasse, die an die Fabrik grenzte, in der nun ein Kampf ausgetragen wurde, der über das Schicksal der Engel und Dämonen entscheiden würde.
    »Nikka?« Jemand berührte meine Schulter. Fahrig drehte ich mich um.
    »Weinst du?«
    »Hm?« Ich sah Yaris an, obwohl ich immer noch in den Erinnerungen an diese Nacht gefangen war. Der Geruch von Blut, Levians geschundener Körper, der Gestank des faulenden Bodens.
    »Nikka, was ist los mit dir?«
    Ich fiel zurück in die Realität. Kampfgeschrei brandete auf, als ein paar der Blutdämonen versuchten, aus der

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