Hören was der Garten sagt - So bekommen Sie den grünen Daumen
Frauenmantel und Akelei wäre irgendwie unvollkommen. Alle werden gebraucht, denn sie sind die Klassiker, auf die man sich verlassen kann.
Wirklich zum Staunen bringen mich die besonderen, (noch) kaum bekannten Arten und Sorten, und davon gibt es mehr, als man denkt. Wenn man die Augen offenhält, entdeckt man immer wieder etwas Neues. Manches davon ist genauso dankbar wie die Alteingesessenen, einiges verlangt nach spezieller Pflege, um zu gedeihen, und wieder anderes mag vielleicht überhaupt nicht wachsen. Doch genau das ist die Herausforderung für mich. Und genau das ist auch das Reizvolle daran: Neues auszuprobieren – etwas zu pflanzen und nicht zu wissen, was einmal daraus werden wird.
Blauer Scheinmohn – (k)ein enttäuschender Senkrechtstarter
Nur zu gut erinnere ich mich an meine Erfahrungen mit dem legendären Blauen Scheinmohn (Meconopsis betonicifolia ) aus Tibet. Er ist ein richtiger Senkrechtstarter auf der Beliebtheitsskala der Pflanzen und hat in den letzten Jahren unter Staudengärtnern für Furore gesorgt. Natürlich durfte auch in meinem Garten so etwas Außergewöhnliches nicht fehlen. Und so machte ich meine Erfahrungen. Es stellte sich heraus, dass diese Staude nicht nur vom Aussehen her etwas Besonders ist. Meine erste Scheinmohnpflanze wurde von Schnecken geradezu vom Erdboden getilgt. Die zweite weigerte sich von Anfang an zu wachsen, weil sie zu sonnig und trocken stand.
Doch zum Glück ließ ich nicht locker und informierte mich zunächst einmal gründlich, bevor ich den dritten Versuch wagte. So fand ich zu meiner Überraschung heraus, dass Meconopsis betonicifolia in kühlen Gegenden Schottlands und Irlands, aber auch in einem Alpenblumengarten nicht weit entfernt von mir auf 1800 Meter Höhe hervorragend gedeiht. Die Pflanze liebt das kühle und feuchte Klima dieser Lagen, weil es dem ihrer Heimat, dem Himalaja, ähnelt. Außerdem bekommt ihr saurer Boden wesentlich besser als der kalkhaltige in meinem Garten. Mit diesen Erkenntnissen ausgestattet, wählte ich einen neuen Standort in meinen Garten aus, der für den anspruchsvollen Tibetaner besser zu passen schien. Die dritte Pflanze wuchs im ersten Jahr tatsächlich gut an und entfaltete dann im Frühsommer des Folgejahrs ihre atemberaubenden himmelblauen Blüten, die von papierdünner Struktur sind. Meine Freude war groß, hatte ich es doch nicht mehr zu hoffen gewagt. Aber die Enttäuschung folgte auf dem Fuß. Nach der Blüte segnete die Pflanze ziemlich rasch das Weltliche. Den ersten sommerlichen Hitzewellen war sie eben nicht gewachsen.
Es deutet also vieles darauf hin, dass der Blaue Scheinmohn trotz seiner Popularität auch weiterhin ein seltener Anblick in mitteleuropäischen Gärten bleiben wird. Wirklich dauerhaft gedeiht er nur in kühlerer Umgebung. So kommt es, dass ich manchmal von einer Almhütte hoch oben in den Bergen träume, die umgeben ist von einem Meer aus blauen Mohnblüten.
Der Blaue Scheinmohn zeigt aber auch, dass es von Natur aus keine „zickigen“ Pflanzen gibt. Es gibt nur Standorte und Klimate, die für sie nicht geeignet sind. Oft kann man sich bei der Gestaltung und Bepflanzung eines Gartens die Arbeit erleichtern und viel Geld sparen, wenn man sich vorher gründlich über die jeweilige Beschaffenheit des Bodens und über das örtliche Klima informiert. Aus diesem Grund teile ich meine Staudenbeete in verschiedene Zonen ein, wie Prärie und Sumpf, die den Pflanzen unterschiedliche und für sie optimale Bedingungen bieten.
Die Prärietheorie – Stauden für trockene Standorte
Gärten mit durchlässigen trockenen Böden, die Wasser und Nährstoffe schlecht halten, werden oft als problematisch angesehen. Um hier die üblichen Stars wie Rittersporn, Phlox, Herbstanemone &Co. kultivieren zu können, müsste man den ganzen Boden gegen Tonnen von teurer Komposterde austauschen, so liegt der Verdruss nahe. Dabei ist es viel einfacher, solche Pflanzen zu wählen, die mit den herrschenden Bedingungen völlig zufrieden sind und sich unter diesen Umständen sogar ausgesprochen gut entwickeln. Mit ihrer Hilfe kann man sogar Gärten anlegen, die in ihrer Pracht und Vielfalt einem Garten mit „gutem“ Boden in nichts nachstehen.
Beete mit solchen Trockenheit liebenden Stauden bezeichnet man immer öfter als Präriepflanzungen. Viele dieser Pflanzen sind in der Natur tatsächlich an prärie- oder steppenähnlichen Standorten zu finden. Ein gutes Beispiel dafür sind die Sonnenhüte der Gattung
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