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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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mit dem Boden des Schubfachs verschraubt. Aber verschlossen war sie nie. Patrizias Schmuck war noch da. Zwei Armbänder, ein paar Ringe, die kostbare Uhr, die er ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte, die sie aber nur selten trug, bestimmt nicht bei der Arbeit im Haus oder im Garten, und die Kette mit dem eingefassten Rubin – ihr Gesellenstück, alles in allem vielleicht achtzehntausend wert.
    Das Bargeld war fort. Logisch, sie hatte Schramm Geld geboten, um ihn loszuwerden. Aber zweihundert hatten dem Schweinehund wohl nicht gereicht, und mit den paar Schmuckstücken konnte er auf die Schnelle auch kein Vermögen machen!
    Edmund schaute noch kurz in die restlichen Zimmer, die sahen aus wie gewohnt. Die Schränke kontrollierte er nicht. Dann stand er wieder vor dem Küchentisch, vor diesem Fetzen Papier mit dem eng umschlungenen Paar.
    Wie sie sich an den Mistkerl geklammert hatte, als ob sie in ihn hineinkriechen wollte.
    Paul hatte mehr als einmal geschildert, wie das damals gewesen war. Wie sie während der gesamten Urteilsbegründung neben ihm gesessen hatte, reglos und still, den Blick unverwandt auf Schramm gerichtet. Ein verträumtes Lächeln auf den Lippen, als ob im Gerichtssaal nur ein Theaterstück aufgeführt würde. Sogar bei der Urteilsverkündung hatte sie noch gelächelt.
    Und wie Schramm sich ihr zudrehte, als er abgeführt wurde, sie anschaute und ebenfalls lächelte. Wie sie daraufhin loshetzte, schreiend und so schnell, dass niemand sofort reagieren konnte. «Heiko, nimm mich mit! Nimm mich mit! Lass mich nicht allein! Du darfst mich nicht allein lassen. Das halte ich nicht aus!»
    Und es war ein gewaltiger Unterschied, sich Pauls Verzweiflung und Ohnmacht anzuhören und dann unvermittelt selbst von solchen Empfindungen durchströmt zu werden.
    Es tut mir leid, Ed!
    Ein verlassener Ehemann!
    Es gab unter seinen Patienten einen, der sich selbst in Frage stellte, weil seine Frau einen anderen ihm vorgezogen hatte.
    Patrizia doch nicht!
    Warum hatte sie diesen Schweinehund überhaupt ins Haus gelassen? Edmund versuchte, sich das vorzustellen. Schramm musste sie überrumpelt haben. Aber sie hatte versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Lächeln, nicht schreien. Sie hatte viel gelernt in den letzten Jahren. Man musste mit den Leuten reden. Und man musste sie reden lassen. Zuhören war wichtiger als alles andere. Zuhören, nachdenken, Auswege suchen. Kaffee trinken! Zeit schinden. Und dann?
    Dann hatte Schramm das Geld aus der Kassette genommen, sie gezwungen, diesen blödsinnigen Satz auf den Rand des Zeitungsschnipsels zu schreiben und mit ihm zu gehen. Warum denn, zum Teufel? Was wollte der Dreckskerl noch von ihr? Was ging vor in solch einem Hirn?
    Sieben Jahre Knastphantasien! Alles in Edmund verkrampfte sich bei der Vorstellung, heiß wurde ihm auch. Es war, als ob da plötzlich etwas in seinem Innern in Brand geriete. Wenn dieses Scheusal sie anrührte …
    Edmund liebte seine Frau. Und sie liebte ihn. Es war ein so schöner Abend gewesen gestern. Es konnte unmöglich der letzte Abend mit ihr gewesen sein. Sie wäre niemals freiwillig …
    Bis zu diesem Freitagnachmittag hatte Edmund sich für einen ausgeglichenen Mann gehalten. Er hatte während seines Studiums und danach genug über seine eigenen Ängste, Fehler und Schwächen gelernt, um damit umzugehen. Er hatte geglaubt, es reiche für ein Leben. Es könne gar keine Situation kommen, die er nicht innerhalb kürzester Zeit in den Griff bekäme. Nur war das jetzt keine Situation. Es waren Hilflosigkeit und nackte Panik, ein schwarzes Loch mit Unmengen von Glut am Boden. Es war die Hölle.
    Angst um Patrizia, um ihre Gesundheit, ihr Leben, fürchterliche Angst. Wer konnte denn mit Sicherheit sagen, was in so einem Scheusal vorging? Edmund konnte es. Wie er da vor dem Küchentisch stand, wurde ihm eine Menge klar, Dinge, über die er vorher gar nicht nachgedacht hatte.
    Patrizia war dem Schweinehund hörig gewesen, für einen Typen wie Schramm war das mehr als nur schmeichelhaft. Und dann all die Jahre hinter Gittern, in denen sie nichts von sich hören und sehen ließ. Kein Besuch, keine einzige Zeile. In der ersten Zeit mochte Schramm noch gedacht haben, dass ihr Vater jeden Kontakt verhinderte. Aber dann wurde sie volljährig und kam trotzdem nicht. Da geriet die Machtposition ins Wanken.
    Wie oft mochte Schramm sich ausgemalt haben, was er alles mit ihr anstellen würde, wenn sich ihm erst die Gelegenheit dazu bot? Man musste

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