Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
gleichzeitig in bestimmtem Ton: «Der Kontakt brach mit Schramms Festnahme ab und wurde nie wiederaufgenommen.»
    Kleiber glaubte ihm nicht, das war offensichtlich. Er betrachtete wieder den Zeitungsausschnitt, und so, mit Blick auf das grobkörnige Foto, erklärte er lächelnd: «Ich verstehe, dass Sie sich Sorgen machen, Herr Bracht, obwohl dazu wahrscheinlich kein Anlass besteht. Eine Entführung und einen Racheakt halte ich für ausgeschlossen. Einen Grund, sich an Ihrer Frau zu rächen, hatte Schramm nie. Sie hat ihn damals schließlich nicht verpfiffen, ihr Vater hat uns seinen Namen verraten. Wahrscheinlich wird Ihre Frau sich in den nächsten Tagen bei Ihnen melden und eine etwas umfangreichere Erklärung abgeben als das hier.»
    Kleiber wedelte mit dem vergilbten Papierfetzen. Offenbar wollte er Edmund nun rasch loswerden.
    Edmund war inzwischen etwas ruhiger geworden. Er zeigte auf das eng umschlungene Paar in Kleibers Hand. Räuspern musste er sich nicht.
    «Das ist sieben Jahre her, Herr Kleiber», sagte er. «Meine Frau war zwei Jahre lang in therapeutischer Behandlung wegen dieser Geschichte. Sie war krank, und das hat sie begriffen. Seit Jahren ist sie geheilt. Verstehen Sie, was ich meine?»
    Als Kleiber nickte, fügte Edmund hinzu: «Dass sie Schramm einen Kaffee und einen Cognac angeboten hat, heißt nicht, dass er ihr willkommen war. Sie hatte nicht die Absicht, diesen Mann jemals in ihrem Leben wiederzusehen.»
    Kleiber nickte noch einmal wie in Gedanken versunken. «Aber anscheinend wollte er Ihre Frau wiedersehen. Und wenn er plötzlich vor der Tür stand …» Den Rest ließ er offen, zuckte nur bedauernd mit den Achseln.
    «Wenn er nur vor der Tür gestanden hätte», griff Edmund den halben Satz auf, «hätte sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen.» Er hatte seine Stimme nicht mehr in der Gewalt, musste sich nun doch räuspern, ehe er fortfahren konnte: «Ich nehme an, er war bewaffnet und hat sie bedroht, sonst hätte sie ihn garantiert nicht ins Haus gelassen.»
    «Na, na», mahnte Kleiber. «Übertreiben Sie da nicht ein bisschen? Eine bedrohte Frau setzt sich nicht gemütlich auf einen Kaffee hin, oder?»
    Er lächelte, als wolle er sich für seine Ungläubigkeit entschuldigen. Dann sprach er weiter: «Ich habe mich damals einmal mit Ihrer Frau unterhalten. Zu mehr als einmal bin ich leider nicht gekommen. Ihr Schwiegervater ist ein Mann mit Beziehungen, der kam gleich mit einem psychiatrischen Gutachten an. Darin hieß es, sie sei nicht vernehmungsfähig.»
    Vermutlich war Kleiber deswegen immer noch ein wenig verprellt und betrachtete Edmund nun mit einer gewissen Feindseligkeit. «Ich habe mich gefragt, wie dieses Gutachten wohl zustande gekommen ist, erinnere mich leider nicht mehr an den Namen des Arztes. Waren Sie das?»
    Edmund schüttelte den Kopf und erklärte auch noch: «Ich bin Psychologe, kein Arzt und kein Psychiater.» Vermutlich hatte der Kollege, der ihn anschließend gebeten hatte, Patrizias Behandlung zu übernehmen, Paul diesen Gefallen getan.
    Kleiber winkte ab. «Der Schrieb war meines Erachtens ein Witz. Nicht vernehmungsfähig. Man konnte durchaus mit ihr reden. Aber das ist heute nicht mehr wichtig. Wichtig war es damals eigentlich auch nicht, nur ärgerlich war es. Ich hätte ihr gerne ein paar Fragen gestellt. Aber die hat Schramm uns dann ja beantwortet.»
    Kleiber schaute wieder auf den Zeitungsausschnitt in seiner Hand. «Er hat nicht mal den Versuch unternommen, etwas abzustreiten.» Als er weitersprach, grinste er. «Hat nur eine Menge getan, um die Kleine rauszuhalten. Wenn sie ihm wirklich so gleichgültig gewesen wäre, wie er es uns glauben machen wollte, hätte er sich nicht so für sie ins Zeug gelegt. Es muss ein Schock für ihn gewesen sein festzustellen, dass sie inzwischen verheiratet ist.»
    «Er wird sie umbringen», sagte Edmund.
    Kleiber runzelte ungläubig die Stirn, fehlte nur, dass er sich bezeichnend mit dem Finger daran tippte. «Warum sollte er?»
    «Warum hat er Albert Retling fast totgeschlagen?», antwortete Edmund mit einer Gegenfrage.
    Kleiber lächelte nur mitleidig. Er kannte Schramms Aussage zu diesem Punkt ebenso gut wie Edmund. Vermutlich hatte er diese Aussage sogar selbst zu Protokoll genommen. Dass Albert Retling eine andere Version geboten hatte, schien Kleiber nicht zu berühren. Im Zweifel für den Angeklagten.
    Edmund wusste, dass Kleiber ihm kein Wort glauben würde, wenn er versuchen sollte, ihm Schramms

Weitere Kostenlose Bücher