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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Oberflächlich betrachtet eine einfache Sache, rein und raus, scheinbar ohne Risiko. Aber das Risiko fing mit der Beute an. Es gab von jedem Schmuckstück Fotos, zumindest eine Zeichnung. Die ungefassten Steine hätte Schramm zur Not absetzen können, auch das Gold, doch dafür hätte er nur ein Trinkgeld bekommen im Vergleich zum Rest.
    Der fertige Schmuck machte den größten Teil der Beute aus, und für den brauchte er einen Fachmann. Aber um einen zu finden, musste Schramm nicht weit fahren. Fachleute gab es Köln mehr als genug.
    «Hier wird ein Juwelierladen überfallen», sagte Kleiber. «Und beim nächsten geht’s zur Tür rein, um das Zeug wieder loszuwerden.»
    Er atmete einmal tief durch, hob dabei in einem Ansatz von Resignation die Schultern. «Natürlich haben wir uns umgesehen und umgehört, wochenlang, gefunden haben wir einen Dreck. Wahrscheinlich hat der Komplize den ganzen Kram noch in der gleichen Nacht ins Ausland geschafft. Und Schramm, der nicht damit rechnete, dass wir ihn schon nach ein paar Stunden schnappen, hat sich dumm gestellt und die Schnauze gehalten, als seine Rechnung nicht aufging. Er hat seine Zeit abgesessen. Jetzt ist er ein gemachter Mann, musste nur noch kassieren.»
    Und nur aus dem Grund war Kleiber noch an der alten Geschichte interessiert. Er hatte immer damit gerechnet, dass Schramm sich nach seiner Entlassung absetzte. Deshalb hätte er gern auf die Minute genau gewusst, wann es so weit war, damit er sich an Schramms Fersen heften konnte. Nur einmal sehen, wen Rasputin besuchte oder mit wem er sich traf, ehe er Köln den Rücken kehrte. Auf die Weise hatte Kleiber gehofft, dem intelligenten Komplizen doch noch auf die Spur zu kommen. Um die Chance sah er sich nun betrogen.
    «Ich hätte nicht gedacht, dass er sich vierzehn Tage Zeit lässt, um erst noch seine frühere Freundin ausfindig zu machen», sagte Kleiber. «Dass er das getan hat, spricht dafür, dass ihm wirklich etwas an der Kleinen, ich meine an Ihrer Frau, liegt. Den Eindruck hatte ich ja damals schon. Sie war ihm heilig, er ließ nichts auf sie kommen. So eine Einstellung findet man oft bei Typen wie Schramm. Und so unschuldig, wie ihr Vater sie gerne gesehen hätte, war sie nicht, Herr Bracht.»
    Er schaute Edmund an, als erwarte er dessen Zustimmung. Als Edmund nur die Lippen aufeinanderpresste, zuckte Kleiber mit den Achseln. «Na ja, die Beute hat sie damals nicht in Empfang genommen, so viel steht fest. Das war ein anderer. Und für Schramm war es ein Risiko, jetzt erst noch nach ihr zu suchen. Das ist er eingegangen, da nehme ich doch an, dass er seine Gründe hatte. Und deshalb kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er Ihrer Frau etwas tun wird, was die nicht gerne hat.»
    «Geben Sie mir seine Adresse», verlangte Edmund knapp.
    Kleiber lächelte, schüttelte jedoch gleichzeitig den Kopf. «Ich habe seine Adresse nicht. Und selbst wenn ich die hätte, Herr Bracht, wie stellen Sie sich das vor? Dass ich Sie losstürmen lasse wie einen Stier aufs rote Tuch?»
    «Die Adresse seiner Mutter», beharrte Edmund. «Kneipen, in denen er damals verkehrte, irgendeine Adresse, bei der ich anfangen kann, nach meiner Frau zu suchen. Sie ist nicht freiwillig mit ihm gegangen, da bin ich vollkommen sicher.»
    Kleiber schüttelte noch einmal den Kopf. «Bringen Sie mir einen Beweis dafür, dann sieht die Sache anders aus. Ich verstehe Ihre Aufregung durchaus. Aber ich kann Ihnen nicht helfen. Wenn eine erwachsene Frau sich entschließt, ihren Mann zu verlassen und ihrem ehemaligen Liebhaber zu folgen, dann ist das eine traurige Sache für den Ehemann. Aber es ist kein Fall für die Polizei.»
    Edmund nickte und erhob sich langsam. Am schlimmsten war noch die Gewissheit, dass Kleiber vollkommen recht hatte, und zwar nicht nur soweit es Patrizias Mitwisserschaft anging. An Schramms Gefühlen für sie hatte ja nicht einmal Paul gezweifelt.

    Trotz ihrer Erleichterung darüber, dass es Albert und Alwine Retling offenbar gutging, starb Patrizia bis um sechs Uhr tausend Tode. Der Gedanke an Ed brachte sie beinahe um den Verstand. Die grausame Vorstellung, dass jeden Augenblick oben in der Diele die Türklingel anschlagen konnte. Dass Ed allein draußen stand, ohne Polizei, unbewaffnet und schutzlos.
    Aber es wurde sechs, nichts geschah, und sie beruhigte sich ein wenig. Ed war vernünftig. Er würde es der Polizei überlassen, und die hatte ihre eigenen Mittel und Methoden.
    Bis um sieben fragte sie sich

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