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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sterben.»
    Er hatte mit Absicht so drastisch formuliert. Sie starrte ihn ungläubig an, mit ihrem Kopfschütteln hörte sie gar nicht wieder auf, biss sich zusätzlich auf die Lippen und flüsterte: «Das ist nicht wahr. Er wollte, dass ich auf ihn warte. Er hätte mir nie etwas getan, und er würde mir nie etwas tun.»
    «Das muss er doch auch nicht, Patrizia. Sie tun es selbst. Zweimal haben Sie es versucht. Erinnern Sie sich? Sie haben Tabletten geschluckt. Warum haben Sie das getan? Weil Heiko Schramm es so wollte.»
    Er lächelte immer noch und ließ sie nicht aus den Augen, als er auch noch behauptete: «Er wusste, dass Sie es tun würden. Er hat Ihnen suggeriert, dass Sie es tun müssen, wenn Sie ihn lieben. Wie war das noch?
Die wahre Liebe findet nur im Tod ihre Erfüllung.
Das ist Unsinn, Patrizia, mit dem Tod ist alles vorbei. Darauf hat er sich verlassen, auf diese Weise wollte er Sie loswerden. Und er kannte Sie gut genug, um sich seiner Sache völlig sicher sein zu können.»
    Sie starrte ihn immer noch an, stellte das Kopfschütteln ein. Jetzt war sie völlig verunsichert, aber auch sehr aufmerksam, wie Edmund zufrieden registrierte.
    «Ich musste verhindern, dass Heiko Schramm sein Ziel erreicht», sagte er. «Bisher ist mir das gelungen. Und ich werde auch in Zukunft alles tun, was in meiner Macht steht, um Sie zu schützen, Patrizia – vor sich selbst. Und vor ihm.»
    Es war nicht mehr viel Zeit bis zum Ende der Stunde. Die wenigen Minuten, die ihm noch blieben, nutzte Edmund für die wiederholte Versicherung, dass er für sie da sei, jederzeit und in jeder Situation. Und dass keine Situation kommen könne, die er nicht bewältige.

    Als sie Heikos Schritte auf der Treppe hörte, drehte Patrizia sich zur Tür um. Sie rechnete damit, dass er ihr einen Teller Suppe brachte, aber er kam mit leeren Händen und blieb in der Tür stehen.
    «Essen ist fertig», sagte er. Als sie nicht sofort reagierte, sprach er weiter: «Ich dachte, du möchtest dich dabei bestimmt gemütlich hinsetzen. Na komm, das hast du dir verdient, Püppi. Und gegen ein bisschen Gesellschaft hast du sicher auch nichts einzuwenden.»
    «Ich dachte, ich soll zur Sicherheit hier unten bleiben», sagte sie, weil sie weder auf seine Gesellschaft noch auf die des Dicken besonderen Wert legte. Auf den Widerling ganz bestimmt nicht. Allein die Vorstellung, Suppe zu löffeln und dabei von lüsternen Blicken abgetastet und verschlungen zu werden!
    Heiko zuckte mit den Achseln, machte mit der Hand eine wegwerfende Bewegung und grinste dabei wie ein unbekümmerter Junge. «Du musst ja nicht singen, wenn wir raufgehen. Du hältst einfach den Mund, und oben machen wir die Tür hinter uns zu. Dann können wir uns unterhalten. Das hören die Retlings oben nicht, das garantiere ich dir. Peter passt auf, dass die sich nicht vom Fleck rühren. Oder hast du keine Lust, mit mir zu essen?»
    Sein Grinsen ging in ein wehmütiges Lächeln über. «Ist zwar nur ’ne Tütensuppe mit Würstchen, aber trotzdem. Wir stellen uns einfach vor, wir sitzen in so ’nem Nobelschuppen vor einem erlesenen Menü. Darin waren wir doch immer gut. Hm, was meinst du, können wir das noch so wie früher?»
    «Im Vorstellen waren wir einsame Spitze», bestätigte sie. «Und ich kann es bestimmt noch.»
    Nach oben! Natürlich würde er in ihrer Nähe bleiben, frei bewegen könnte sie sich kaum, aber sich umschauen, zumindest im Erdgeschoss. Vielleicht ließ er sie sogar mal auf das Klo neben der Haustür. Dann könnte sie aus dem kleinen vergitterten Fenster schauen und den Polizisten draußen eventuell Zeichen geben.
    Sie nickte. Und dann stellte sie sich vor, es wäre Eddi, der da vor ihr stand. Das Essen am vergangenen Abend, Eddis Zufriedenheit. Eddis Hände. Feinfühlige und dennoch starke Hände, die gestern Abend auf ihren Hüften gelegen hatten. Daran dachte sie, als sie vor Heiko die Treppe hinaufstieg. Es war seine Hand auf ihrer Hüfte, fast schien es, als wolle er sie nach oben schieben. Aber dank ihrer Vorstellungskraft empfand sie das nicht so und spürte keinen Unterschied.
    Als sie die Diele erreichten, legte er ihr einen Arm um die Taille und erkundigte sich, wie das vorhin gewesen war, allein mit dem Dicken im Keller. Und ehe sie antworten konnte, sagte er: «Püppi, wenn Peter dir dummkommt, dann sagst du mir das auf der Stelle. Damit das klar ist. Nur keine Hemmungen. Er ist ja eigentlich in Ordnung, aber manchmal, na ja, er war halt auch eine Zeit im

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