HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
es nur, wenn die Dame alt und reich war wie die Dowager Countess Luce. Emma lächelte in sich hinein. Wenn sie unverheiratet blieb, würde sie vermutlich genauso exzentrisch werden wie Ihre Ladyschaft. Vielleicht würde sie sogar zu spielen beginnen. Schließlich war sie vermögend genug, um sich das leisten zu können …
„Emma?“
„Verzeih mir, Jamie, ich fürchte, ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.“
„Dein Vater.“ Jamie zeigte auf die wogende Menge, durch die Sir Edward sich mühsam einen Weg zu ihnen bahnte. „Er sieht aus, als sei etwas schiefgelaufen.“
Jamie hatte recht, ihr Vater wirkte verärgert. Kein gutes Zeichen für Golden Star. War das Tier vielleicht verletzt?
„Stimmt etwas nicht, Papa?“, fragte sie, als er schnaufend von der Anstrengung die Barouche erreichte.
„Wie man’s nimmt“, erwiderte er. „York und seine Kumpane sind hier, um sein Pferd laufen zu sehen. Er hat uns eingeladen. Pferdebesitzer sollten zusammenhalten, meinte er.“
Emma wusste, dass ihr Vater über diese Ehre nicht nur begeistert war. Er missbilligte den skandalösen Lebenswandel des Duke of York aufs Äußerste. Wie sein Bruder, der Prinzregent, hatte der Duke immer ein Auge auf hübsche Damen. Und da ihrem Vater die Risiken nur zu bewusst waren, denen seine einzige Tochter in einer solchen Gesellschaft ausgesetzt sein würde, war er keineswegs erpicht darauf, Emma den herzöglichen Blicken allzu lange auszusetzen.
„Sie werden das sicher verstehen, Madam“, wandte er sich an Jamie und lächelte ein wenig verlegen. „Seine Königliche Hoheit bestand auf dieser Einladung. Seine Entourage hat ein eigenes Zelt in der Nähe des Zieleinlaufs.“
„Aber was wird aus unseren Gästen, Papa?“ Emma sah sich suchend nach den anderen Kutschen um. Sie konnte die Leute doch unmöglich im Stich lassen, aus welch illustren Kreisen die Aufforderung auch immer kommen mochte.
„Ich habe die Burschen nach ihnen geschickt“, erwiderte Sir Edward. „Gewiss werden sie bald auftauchen, wenn es ihnen gelingt, durch diese Menschenmassen hierher zu gelangen. Der Duke erklärte, es seien alle herzlich willkommen, wenn sie es schaffen, sich bis zu ihm durchzuschlagen. Was so gut wie unmöglich ist, wenn sie nicht gleich aufbrechen, so wie wir es tun. Ich fürchte, Lady Hardinge, wir werden die Barouche hier zurücklassen müssen“, fügte er bedauernd hinzu. „Fühlen Sie sich in der Lage, zu Fuß zum Duke hinüberzugehen?“
Jamie schüttelte den Kopf. „Bei diesem Gedränge möchte ich das lieber nicht versuchen, Sir. In meinem Zustand darf sogar eine königliche Einladung abgelehnt werden. Richard wird mich entschuldigen.“ Sie warf ihrem Gemahl einen langen Blick zu und senkte dann vielsagend die Lider.
Emma wusste, dass Jamie durchaus in der Lage wäre, den Rennplatz zu überqueren – indes verspürte sie nicht den geringsten Wunsch nach der Gesellschaft des Duke of York. Es war allgemein bekannt, wie schwer es war, den lüsternen und flinken Fingern des Prinzregenten und seiner Brüder zu entgehen. Emma bedauerte, selbst keine Ausrede zu haben.
Richard sah seine Gemahlin an. „Wie du befiehlst, Liebste“, erwiderte er. „Und ich bin überzeugt, dass seine Königliche Hoheit mir gestatten wird, sogleich an deine Seite zurückzukehren, wenn ich das erledigt habe.“ Leichtfüßig sprang Richard aus der Kutsche und bot Emma seine Hand. „Kit, würdest du bis zu meiner Rückkehr mit Jamie hierbleiben? Es wird sicher nicht lange dauern.“
Während Emma sich aus ihrem tiefen Knicks erhob, lauschte sie voller Bewunderung, wie Richard mit dem Duke of York umging. Bei ihm klang es, als hätte Jamie Seine Königliche Hoheit nur zu gern getroffen und habe zu ihrem eigenen Besten zurückgehalten werden müssen.
„Natürlich, Hardinge, natürlich“, wiederholte der Duke. „Sie müssen gleich wieder zu Ihrer Gattin gehen. An einem Ort wie diesem sollte sie keinesfalls allein sein.“
Richard verbeugte sich höflich. Emma wusste, wie froh er sein musste über diesen leicht errungenen Sieg, sein gut geschnittenes Gesicht jedoch verriet nichts von irgendwelchen Triumphgefühlen. Emma zwang sich zu einer besorgten Miene. „Pass auf sie auf, Richard“, sagte sie. Wieder verneigte er sich, dann ging er davon. Emma hätte schwören mögen, dass er ihr zugezwinkert hatte.
Der Duke wandte sich an Emma. „Ich bin entzückt über Ihre Anwesenheit, Madam. Und über Ihre ebenfalls, Sir Edward“, fügte er
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