HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
anerkennend darüber.“ Emmas großzügiges Kompliment besaß den Vorteil, der Wahrheit zu entsprechen.
Miss Mayhew errötete und zierte sich ein wenig, ehe sie ans Instrument trat. Sie wusste wohl, dass sie am besten wirkte, wenn sie in dem Moment, da die Gentlemen in den Salon zurückkehrten, bereits sang. Und falls sie noch irgendwelche Zweifel hegte – ein Blick zur ihrer lächelnden, nickenden Mutter, die bequem neben der Dowager Countess auf dem Sofa saß, beseitigten auch diese.
Miss Mayhew hatte kaum begonnen, als die Tür aufging und die Herren hereinkamen. Zuerst erstaunte es Emma, Major Stratton zusammen mit den anderen eintreten zu sehen, doch gleich darauf erkannte sie den Grund. Anders als im Hause ihres Vaters oder in Richards lagen hier die öffentlichen Räume zu ebener Erde, nur die Schlafgemächer befanden sich im ersten Stock. Über eine Steinterrasse konnte man sogar den Garten direkt vom Gesellschaftszimmer aus erreichen. Emma hatte bislang keine Zeit gefunden, ihn zu erkunden, Jamie indes hatte ihr versichert, dass er wunderbar angelegt sei, im alten Stil, mit hohen Hecken, geheimen Nischen und Winkeln und voller herrlicher Pflanzen.
Sehnsüchtig blickte Emma zu den französischen Fenstern hinüber. Ein paar Augenblicke in der kühlen Abendluft wären herrlich – aber als Gastgeberin durfte sie sich nicht von ihren Pflichten fortlocken lassen.
Ihr Vater schien sehr zufrieden mit sich. Gutes Essen und der Wein hatten ihn über seine Enttäuschung hinweggetröstet. Er nahm seine Schwester beiseite und verkündete leise, sodass nur Emma und Jamie es hören konnten: „Hier sind sie alle, meine Liebe. Ich habe dir ja gesagt, dass ich sie nicht im Speisesaal herumlungern lasse. Was spricht also gegen eine Runde Whist?“
Tante Augusta bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. „Welchen Sinn hat es, sie frühzeitig hierher zurückzubringen, wenn du ihnen dann erlaubst, sich für den Rest des Abends am Kartentisch festzuhalten. Wirklich, Edward, du solltest es besser wissen.“ Flüsternd setzte sie hinzu: „Die jungen Männer müssen die Runde machen. Warum sonst sollten sie hierherkommen?“
Emma und Jamie sahen sich an und schauten dann rasch wieder weg. Keine von ihnen durfte lachen. Emma zwang sich, ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Miss Mayhews Darbietung am Pianoforte zu richten.
Das Lied endete. Während alle höflich applaudierten, wandte sich Jamie an Emmas Tante: „Ich kann verstehen, dass Sir Edward sich über eine Partie Whist freuen würde. Die Dowager Countess ist eine gute Spielerin. Vielleicht sollte ich mich mit Richard dazugesellen, damit wir zu viert sind?“
Tante Augusta war überrascht. „Nun, wenn Sie meinen, Madam“, entgegnete sie zögernd. „Unter diesen Umständen ginge es wohl an, wenn mein Bruder seiner Leidenschaft frönt. Vorausgesetzt, der Tisch wird in einem anderen Zimmer stehen. Es wäre nicht gut, die jungen Männer abzulenken, es ist ohnehin schon schwierig genug …“ Sie rauschte davon, um mit der verwitweten Lady Hardinge zu sprechen.
Sir Edward strahlte Jamie an. „Bei Jupiter, Madam, Sie sind erstaunlich umsichtig.“ Jamie lächelte nur und ging voraus in die Bibliothek, wo die kleine Kartenrunde nicht gestört werden würde.
Tante Augusta indessen scheuchte zwischen den verbliebenen Gästen umher, aufgeregt wie immer. Sie erinnerte Emma stark an einen Schäferhund, der seine Herde zusammenhielt. Ihre Tante war fest entschlossen, allen männlichen Gästen Gelegenheit zu geben, sich vor ihrer Nichte zu präsentieren, doch Emma wusste, dass keiner von ihnen ihr gefiel. Sie sah sich im Salon um. Einer der Herren würde gewiss gleich an ihrer Seite sein, dessen war sie sicher. Bitte, lieber Gott, mach, dass es nicht dieser schrecklich langweilige …
„Mr. Frobisher.“ Emma lächelte ihrem Tischherrn zu, der gekommen war, sich zwischen sie und die anderen jungen Gentlemen zu drängen. Es gab kein Entrinnen.
„Reizende Musik, Madam“, sagte Mr. Frobisher. „Ich hoffe, Sie werden uns im Laufe des Abends ebenfalls mit einem oder zwei Liedern erfreuen.“
Emma nickte höflich. Wenn Mr. Frobisher entschlossen sein sollte, sie mit Beschlag zu belegen, dann würde sie sich auf ein paar langweilige Stunden einstellen müssen.
Sobald Miss Mayhew sich erhob, zog Hugo sich so weit es ging von dem Instrument zurück. Keine der drei anderen Debütantinnen verfügte auch nur über die geringste musikalische Begabung, und es schmerzte ihn,
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