Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
Vom Netzwerk:
musste. Der neue Tag hatte nichts geändert. Sie war noch immer mit Kit Stratton verlobt. Sie lehnte sich zurück in die Kissen und starrte hoch zum Betthimmel. Was für ein Elend!
    Sie versuchte, sich nicht an das scheußliche Gespräch mit ihrem Vater zu erinnern, obwohl sie wusste, dass sie diese Unterhaltung nicht vergessen würde, solange sie lebte. Sie hatte Sir Edward nie zuvor derart außer sich gesehen und nie zuvor so distanziert. Er schien völlig unempfindlich gegen das, was seine Entscheidungen seiner einzigen Tochter antun würden. Beinahe hatte sie das Gefühl, dass er sie nicht mehr liebte. Sie sollte Kit Stratton heiraten, und das binnen einer Woche. Es war ihr nicht gestattet zu widersprechen. Sie durfte überhaupt nichts sagen. Ihr Vater war ihr fremd geworden, ein Mann, der sie wie ein Paket einpackte und wegschickte, ohne lange darüber nachzudenken.
    Emma fühlte sich wie ausgebrannt. Ihr ganzes Leben lang war die Beziehung zu ihrem Vater so eng gewesen, so liebevoll – und in einem einzigen verrückten Augenblick war das alles zerstört worden.
    Sie dachte an die Qual, die ihr in Kürze bevorstand. Obwohl Mrs. Mayhew erklärt hatte, gleich am Morgen abreisen zu wollen, war zu erwarten, dass sie bis mindestens zehn Uhr im Haus sein würde, denn die Dame war nicht nur eine boshafte Klatschbase, sondern auch eine Langschläferin. Emma vermutete, dass sie das Frühstück in ihrem Zimmer einnehmen und anschließend ihr kleines Gefolge von Debütantinnen einer Musterung unterziehen würde, um dann aufzubrechen.
    Sie atmete tief durch. Nein, sie würde sich nicht verstecken. Damit erhielte diese schreckliche Frau lediglich neuen Stoff für Klatsch. Sie würde die Rolle der aufmerksamen Gastgeberin spielen und allen höflich Lebewohl sagen, nachdem Sir Edward die Verlobung in Mrs. Mayhews Anwesenheit bekannt gegeben hatte. Anschließend konnte diese Frau reden, so viel sie wollte, sie hatten das Erforderliche getan. Emma sah plötzlich ganz genau vor sich, wie sie in der Halle stand, sich von den Gästen verabschiedete, ihre geheuchelten Glückwünsche entgegennahm und mit keinem Wimpernzucken den Aufruhr der Gefühle verriet, der sich in ihrem Inneren abspielte. Sie konnte es schaffen. Sie musste es einfach schaffen.
    Sie läutete. Auf keinen Fall durfte sie länger im Bett bleiben. Jetzt wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit, um die verwitwete Lady Hardinge und auch Jamie über die Geschehnisse zu informieren. Sie zog einen Hausmantel über ihr Nachtgewand und ging zur Tür, zögerte jedoch, als sie die Hand auf die Klinke gelegt hatte. Was sollte sie den beiden sagen? Sie würden womöglich längst wissen, was passiert war. In den Dienstbotenkammern schwirrten sicher bereits die Gerüchte.
    Nein, sie durfte Jamie und Richards Mutter erst aufsuchen, wenn die Mayhews fort waren. Emma wappnete sich gegen den Zorn ihres Vaters und die Missbilligung der anderen Gäste, fest entschlossen, vor ihnen ihre Würde zu wahren. Aber die Dowager Countess, die sie von Kindesbeinen an kannte, würde sie vermutlich in die Arme nehmen wie eine Mutter ihr Kind, sie trösten und mit Liebe umgeben. Dann würde Emmas mühsam gewahrte Haltung zusammenbrechen. Und mit Jamie wäre es vermutlich genauso.
    An die beiden Gentlemen, die im Mittelpunkt ihrer Nöte standen, hatte sie bisher kaum gedacht. Kit hatte sich trotz allem ehrenvoll verhalten. Weder hatte er versucht, seinen Fehler zu entschuldigen, noch die Konsequenzen zu vermeiden – das hatte jedenfalls ihr Vater gesagt. Und Hugo? Er wusste sicher, dass er bald ihr Schwager werden würde. Das war beinahe komisch, in Anbetracht der Tatsache, wie sehr er sich bemüht hatte, ihr aus dem Weg zu gehen. Er würde sie zutiefst verachten, nach all den Beleidigungen, die sie ihm im Garten an den Kopf geworfen hatte. Sie hatte seine Ehre verletzt. War das wirklich erst ein paar Stunden her? Ihr kamen sie wie Jahre vor.
    Gewiss hasste Hugo sie für ihre bösen Worte. Doch das ist besser so, entschied sie hoffnungslos. Dann hatte er einen Grund, die Gesellschaft seines Bruders in Zukunft zu meiden. Je seltener sie zusammenkamen, desto leichter wäre es für sie, ihre Gefühle zu unterdrücken. Sie würde die perfekte Ehefrau spielen, egal, wie Kit sich ihr gegenüber verhielt, und egal, wie es in ihrem Innern aussah. Einst hatte sie gelernt, die perfekte Debütantin zu sein, und nun würde sie in eine andere Rolle schlüpfen – eine lebenslängliche.
    Ihre Zofe trat ein, um

Weitere Kostenlose Bücher