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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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unablässig über ihre Wangen, doch sie unternahm keinen Versuch, sie abzuwischen.
    Wie hatte das passieren können? Und ausgerechnet mit Kit Stratton?
    Emma wusste es nicht. Sie hatte geglaubt, die Arme, die sie umfingen, seien Hugos, er habe sie geküsst …
    Aber es war nicht Hugo gewesen. Und dann war dieses Mädchen aufgetaucht und hatte geschrien wie eine Wahnsinnige, ehe Emma die Zeit gehabt hatte, sich aus den Armen des falschen Bruders zu lösen. Niemals mehr würde sie einem der beiden Strattons gegenübertreten können.
    „Miss Fitzwilliam, Emma. Kann ich etwas für Sie tun?“
    Hugo Stratton stand vor ihr, wie eine Erscheinung. Woher kam er mit einem Mal? Lieber Himmel! Er musste die ganze Zeit da gewesen sein. Er musste gesehen haben …
    Ihre Tränen hörten abrupt auf zu fließen, und der Zorn überkam Emma mit einer solchen Heftigkeit, dass sie kein Wort herausbrachte. Bebend vor Wut sah sie ihn an. Wie konnte er sie so mitleidig betrachten, wenn er doch verantwortlich war für ihr Elend? Nicht nur, dass er ihr das Herz geraubt hatte, er hatte dabeigestanden und sich an ihrem Niedergang erfreut, während sie diesen verhängnisvollen Schritt tat, der ihr Leben ruinierte. Hugo Stratton war absolut hassenswert.
    „Wie können Sie es wagen mich anzusprechen, Sir, nachdem Sie sich derart unehrenhaft verhalten haben? Sie sind es nicht wert, Ihren Titel zu tragen. Und was Ihren Bruder betrifft …“ Emma schüttelte vor Abscheu den Kopf. Sie fand keinen Ausdruck, der schrecklich genug war, um Kit Stratton zu beschreiben. „Würden Sie bitte die Güte haben, mich allein zu lassen, Major Stratton.“ Mit diesen kühlen Worten kehrte sie ihm den Rücken zu und ebenso der Liebe, die sie jemals für ihn empfunden hatte.
    „Emma! Emma! Wo bist du?“
    Das war Tante Augustas Stimme. Emma erhob sich zittrig und schluckte schwer. Sie hatte gehofft, etwas mehr Zeit zu haben. Wenigstens waren ihre Tränen getrocknet. Niemand – nicht einmal Tante Augusta – sollte ihre Schwäche sehen.
    „Emma, Kind, du musst ja halb erfroren sein.“ Tante Augusta schlang behutsam einen warmen Schal um Emmas Schultern und zog ihre Nichte in die Arme. So etwas hatte sie nie zuvor getan.
    „Diese Frau“, begann sie voller Abscheu, „diese Frau hat absolut keine Erziehung. Und was ihre Tochter betrifft …“
    Emma unterbrach sie entschlossen: „Sag mir, was passiert ist, liebe Tante. Ich muss wissen, was sie über mich reden, ehe ich ins Haus zurückkehre.“
    „Ja, natürlich. Das ist wahr.“ Tante Augusta wirkte verlegen. Es dauerte eine Weile, ehe sie sprechen konnte. „Miss Mayhew kam in den Salon gelaufen und fiel prompt in Ohnmacht. Als sie zu sich kam, erklärte sie, dich und Mr. Stratton allein im Garten überrascht und gesehen zu haben, dass er sich Freiheiten herausnahm. Oh, ich tat mein Möglichstes, um die Sache zu verharmlosen. Schließlich ist sie ja fast noch ein Kind. Und außerdem – was hatte sie allein um diese Zeit draußen zu suchen? Dennoch haben alle bereits die schlimmsten Schlüsse gezogen. Wenn nur die Dowager Countess da gewesen wäre …“ Tante Augusta seufzte. „So gab es nur mich – und Mrs. Mayhew, die sofort begann, dich eine …“ Sie unterbrach sich abrupt.
    Emma begriff, dass ihrer Tante dieser Teil der Geschichte außerordentlich peinlich war. „Was hat sie über mich gesagt?“, fragte sie ruhig.
    „Ihre Worte spielen keine Rolle. Und ich werde sie nicht wiederholen. Indes … meine Liebe, sie hat mit großem Vergnügen verkündet, dass du ruiniert bist. Und dass ihre Tochter und die drei anderen jungen Damen gleich morgen früh abreisen.“
    Es war schlimmer, als Emma befürchtet hatte. Binnen vierundzwanzig Stunden würde die Geschichte in ganz London bekannt sein. Die Gesellschaft würde sie schneiden. Sie war tatsächlich ruiniert. Und an allem war nur Hugo Stratton schuld. Oh, wie sie ihn hasste!
    „Ist Papa sehr böse?“, fragte sie kleinlaut.
    „Ja. Nicht einmal du kannst ihn diesmal beschwichtigen, fürchte ich. Es ist egal, was du getan hast, es zählt nur, was die Leute von dir denken. Dein Vater leidet sehr darunter. Er ist in der Bibliothek.“ Tante Augusta holte tief Luft. „Und Mr. Stratton ist bei ihm.“
    „Mr. Stratton? Kit Stratton?“ Als ihre Tante nickte, wandte Emma sich rasch ab, um ihr Entsetzen zu verbergen. Sie wusste, was diese Unterredung zu bedeuten hatte: Ihr Vater verlangte von ihm, sie zu heiraten, um ihren Ruf zu wahren. Doch Kit würde

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