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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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blutende Stirn. „Du kannst es ihr nicht verheimlichen, Hugo. Was wirst du ihr sagen?“
    Jetzt lachte Hugo nicht mehr. Er drückte das Taschentuch auf seine Wunde. „Die Wahrheit vielleicht. Oder …“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Ich werde es wissen, wenn ich sie sehe. Um Himmels willen, Kit, kannst du nicht schneller fahren?“

25. KAPITEL
    Emma stand in Hugos Schlafgemach und starrte hoffnungslos auf das leere Bett. Hugo war fort, die Schlafstatt unberührt. Es war genau wie beim letzten Mal.
    Sie brachte es nicht fertig, näher heranzugehen. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Ihr ganzes Herz hatte sie ihm geschenkt, hatte ihm vertraut, und dennoch hatte er sie ohne ein Wort verlassen. Wohin war er gegangen?
    Böse Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie hatte nicht die Kraft, sie abzuwehren. Er beugte sich über den Spieltisch und setzte ihr Vermögen auf eine einzige Karte. Er lag in den Armen einer gesichtslosen Dirne und seufzte vor Lust. Er …
    Ihre Knie gaben nach. Sie musste sich setzen. Das Bett stand am nächsten, aber dorthin wollte sie nicht. Sie taumelte zum Fenster, hielt sich an der Stuhllehne fest. Gedankenverloren bemerkte sie, dass der Schreibtisch voller Papiere lag. Wie ungewöhnlich. Das passte so gar nicht zu Hugo. Ihr Gemahl war ein ordentlicher Mensch. Ihr Gemahl …
    Ihr Gemahl hatte sie verlassen.
    Sie musste sich setzen, nur für einen Augenblick. Dann würde sie zurück in ihr eigenes Zimmer gehen und dem Tag gegenübertreten.
    Mit zitternden Händen zog sie den Stuhl ein Stück zurück und ließ sich darauf sinken. Sie beugte sich vor, um ihre Arme aufzustützen, faltete die Hände und schloss die Augen, dann drückte sie die Knie zusammen, damit sie aufhörten zu zittern.
    Ihre bloßen Füße ertasteten etwas Knisterndes.
    Sie bückte sich und entdeckte einen Briefumschlag. Das Blatt Papier darin war ungeschickt gefaltet und lugte heraus. Sie hob ihn auf und wollte ihn gerade weglegen, da sah sie ihren eigenen Namen auf dem Kuvert.
    Mit zitternden Fingern zog sie den Bogen heraus, faltete ihn auseinander und begann ihn zu überfliegen. Hugo und Forster. Hugo, als Feigling beschimpft. All diese toten Männer. Sie brachte es kaum fertig, weiterzulesen. Als sie ans Ende seiner Erklärungen gelangte, war ihr kalt vor Angst. Hugo war gegangen, um sich mit Forster zu duellieren. Wegen hundert toter Soldaten, von denen jetzt kaum mehr als Knochen übrig waren. Warum? Nichts konnte diese Männer zurückbringen. Weshalb ausgerechnet Hugo? Er war fort. Und vielleicht kehrte er nie mehr zurück.
    Sie ertrug es kaum, auf den Brief zu schauen, doch sie wusste, da gab es noch mehr. Ihre Augen schwammen, sodass sie die Worte nur schwer entziffern konnte.
    Die letzten Zeilen waren beinahe unleserlich. Sie mussten in großer Eile verfasst worden sein. Sie blinzelte energisch, und die Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Und dann sah sie, was er geschrieben hatte.
    Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Sie presste das Schreiben an ihre Brust, hielt es fest, als wäre es das Kostbarste, das sie je besessen hatte. Dann strich sie die Seite glatt, um die letzten Worte wieder zu lesen. Er liebte sie. Und er war fort. Jeden Moment konnte ein Dienstbote klopfen, um ihr die Nachricht zu bringen, dass er tot war, gestorben durch die Kugel eines Mörders.
    Sie blickte zur Tür, die zum Korridor führte. Stille.
    Den Brief umklammernd, stand sie auf und ging hinüber zum Bett. Hugos blauseidener Hausmantel lag darauf. Sie streckte die Hand aus und berührte ihn. Dann überwältigte sie das Entsetzen, und sie nahm das Kleidungsstück in die Arme, atmete seinen Duft ein.
    Das war alles, was ihr von ihm geblieben war.
    Ein leises Klopfen an der Salontür ließ sie erbeben. Sie hörte gedämpfte Worte und erkannte die Stimme. Hugos Kammerdiener, der gekommen war, um es ihr mitzuteilen. Sie musste stark sein. Sie durfte Hugo keine Schande machen.
    Sie wandte sich um und wollte öffnen gehen.
    „Emma!“
    Diese Stimme drang von hinten an ihr Ohr, sie kam von der Tür zum Salon, und sie klang wie Hugos. Aber das war doch nicht möglich, oder?
    Emma drehte sich um, dann sank sie ohnmächtig zu Boden.
    Hugo eilte herbei, um sie aufzufangen, doch er kam zu spät. Er kniete nieder, um seine totenbleiche Gemahlin in die Arme zu nehmen. Er war nicht sicher, ob sie noch atmete.
    Wie aus dem Nichts erschien sein Kammerdiener. „Sir“, begann er, „ich wollte sehen, ob Sie etwas

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