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Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Titel: Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Levison
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nach.
    Keine Schmerzen mehr. Es ist vorüber.
    Ich wache in dieser Nacht noch zweimal auf, und jedes Mal gehe ich zur Tür, um mich zu vergewissern, dass sie sich nach wie vor von innen öffnen lässt. Beide Male kann ich sie öffnen, beide Male werfe ich einen Blick in den Flur. Jetzt ist zwar niemand mehr zu sehen, doch um sicherzugehen, öffne ich die Tür zunächst nur einen kleinen Spalt. Man kann nie wissen.
     
    Um punkt zehn Uhr ruft mich Brock von der Lobby aus an. Ich gehe zu ihm runter, und er schlägt vor, dass wir uns in der Cafeteria des Hotels ein Tässchen Kaffee genehmigen. Einige Minuten lang betrachte ich fasziniert die hier gebotene Auswahl an Getränken, dann bestelle ich einfach einen Kaffee. Ich komme mir vor wie ein Immigrant, der gerade in Amerika angekommen und vom riesigen Angebot hierorts überwältigt ist.
    Er hat einige Papiere mitgebracht, die ich unterschreiben soll, was ich auch tue.
    »Wie ist das Hotel?«, fragt er mich, obwohl er die Antwort bereits kennt.
    »Es gefällt mir«, sage ich. »Ich habe das Zimmer nicht verlassen.«
    »Wirklich? Haben Sie wenigstens den Zimmerservice kommen lassen?«
    »Nein.« Er sieht mich enttäuscht an, offenbar weil ich mich dem Luxus dieses Ortes nicht gebührend hingegeben habe. Ich hätte in der Hotelbar versuchen sollen, Mädchen aufzureißen, mich zudröhnen und eine ordentliche Zimmerservice-Rechnung produzieren sollen. Ich versuche zu erklären. »Vergleichen Sie es damit, wenn Sie jemanden finden, der beinahe erfroren wäre. Den können Sie auch nicht einfach in ein heißes Bad stecken. Der Schock könnte ihn umbringen. Es braucht eine Weile, um sich anzupassen.«
    »Haben Sie wenigstens ferngesehen?«
    »Die haben hier einen Fernseher?«
    »Sie müssen den Wandschrank öffnen. Er befindet sich hinter der Tür.«
    »Ist mir entgangen.«
    Brock ist zur Überzeugung gelangt, dass ich ein komischer Vogel bin. »Dann haben Sie also nur aus dem Fenster geschaut?«
    Ich zucke mit den Schultern. »So habe ich in den letzten Monaten meine Zeit verbracht.« Um ihn davon zu überzeugen, dass ich kein Spinner bin, füge ich hinzu: »Herrlicher Ausblick.«
    Er nickt und wechselt das Thema. »Ich erzähle Ihnen, was passiert ist. Der Name Ihres Anwalts war Randall. Meine Anwaltskanzlei heißt Randle, Brock und White. Irgendjemand hat die Namen verwechselt und uns vertrauliche Informationen geliefert, die sofort unser Interesse geweckt haben.«
    »Was für Informationen?«
    »Eine Mitarbeiterin der Spurensicherung hat am Tatort einen Fußabdruck, Schuhgröße sieben, gefunden und einen Gipsabguss davon angefertigt. Sie haben Schuhgröße elf. Der Staatsanwalt hat diese kleine Information einfach verschwinden lassen.«
    »Du lieber Gott … dann haben die die ganze Zeit gewusst, dass ich es nicht war?«
    »So weit würde ich nicht gehen. Ich glaube, nach Meinung des Staatsanwalts war das der Fußabdruck des Gasmannes, und er wollte in den Fall einfach keine Verwirrung reinbringen. Wie auch immer, was er getan hat, ist hundertprozentig illegal, und die Tatort-Ermittlerin wird aussagen, dass sie den Abguss gemacht hat. Das ist Goldes wert für unseren Fall.«
    »Fall?«
    »Böswillige Rechtsverfolgung. Sie können mit einer Entschädigung von schätzungsweise drei Millionen rechnen. Wir nehmen ein Drittel, das heißt für Sie, dass Sie in ein paar Wochen mit zwei Millionen Dollar in der Tasche herumspazieren könnten.«
    Also deswegen bin ich ihm so sympathisch. Ich bin sein Millionen-Dollar-Mann. Deswegen auch das Hotel. »Warten Sie mal«, sage ich. »Wenn ihr von dem Fußabdruck gewusst habt, warum habt ihr euch nicht einfach gemeldet?«
    »Wir sind ein Anwaltsbüro«, sagt Brock ohne eine Spur von Bedauern. »Wir arbeiten gewinnorientiert. Wir dachten, so wäre es für alle Beteiligten am besten. Vergessen Sie nicht, dass Sie im Falle einer Verurteilung eine wesentlich höhere Entschädigung bekommen. Das gestrige Urteil war deshalb für uns ein echter Glücksfall. Wenn sich die Geschworenen noch einen Tag Zeit gelassen hätten, wären uns die Abendnachrichten über das Mädchen dazwischengekommen, und die ganze Sache wäre in sich zusammengefallen. Aber wir haben ganz schnell das Urteil bekommen, und dieses ist bereits registriert. Damit ist es offiziell. Für Sie bedeutet das eine zusätzliche Million.« Brock lacht. »Sie sind ein Glückspilz.«
    »So habe ich mich in letzter Zeit nicht wirklich gefühlt.«
    Brock boxt mir kumpelhaft auf die

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