Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)
Windeseile. Danach lehnte er sich zurück und beobachtete die Paare um sich her, die sich angeregt unterhielten. Aus einer Jukebox ertönte leise Countrymusik. Normalerweise konnte er sie nicht ausstehen, in dieser ländlichen Umgebung gefiel sie ihm jedoch.
Bevor er nach IdaBelle Falls gekommen war, hatte er sich nie so einsam gefühlt. So sehnsüchtig. Nun gut, gelegentlich war das Verlangen nach einem Männerspielzeug aufgekeimt. Zum Beispiel nach dem Segelboot, das er sich schon immer kaufen wollte.
Was er sich nun wünschte, war allerdings kein Gegenstand, sondern eine Person. Und ein Zustand, wie Kit ihn in ihm erweckte. Und Libby auch. In letzter Zeit fühlte er sich förmlich erfüllt, wenn beide in seiner Nähe waren.
Leider hatte sich das Thema erledigt. Kit war offensichtlich nicht daran interessiert, das zurückzugewinnen, was sie verloren hatten – oder besser gesagt, was er aufgegeben hatte.
Solange sie glücklich war, fand er irgendwie einen Weg, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Deshalb hatte er auf Chrissys Bitte hin, sich mit ihr zusammen an dem Blumenschmuck für Kits Hochzeit zu beteiligen, ihr prompt angeboten, für die gesamte Rechnung aufzukommen. Was immer Kit sich wünschte, sollte sie bekommen, was immer es brauchte, um wiedergutzumachen, dass er ihr vor so vielen Jahren wehgetan hatte.
Er legte ein großzügiges Trinkgeld auf den Tisch und ging zur Kasse, die auf einer gläsernen Kuchenvitrine stand.
Plötzlich erschien es ihm sehr verlockend, den tristen Abend mit einer großen Portion Torte zu besiegeln. „Rechnen Sie ein Stück von der Bananentorte dazu“, bat er die Besitzerin des Lokals, eine vollbusige Rothaarige, die sich ihm als Olivia Stanford vorgestellt hatte.
„Sehr gern.“ Mit reich beringten Fingern tippte sie die Beträge in die Kasse ein. „Übrigens muss ich Ihnen sagen, dass Sie ganz anders sind, als ich erwartet hatte.“
„Inwiefern?“, hakte er zerstreut nach, während er über vierzig Dollar hinblätterte.
„Wissen Sie denn nicht, was die Leute in der Stadt über Sie reden?“
„Nein. Würden Sie mich bitte aufklären?“
„Das sollte ich eigentlich nicht tun.“ Sie fasste sich an die Kehle. „Ich tratsche nicht gern.“
„Machen Sie doch mir zuliebe eine Ausnahme.“
„Nun, wenn Sie mich dermaßen drängen …“ Olivias Augen funkelten. Sie holte einen rosa-blauen Flyer unter der Kasse hervor. „Gleich nachdem Sie nach IdaBelle Falls gekommen sind, hat Beulah das hier an fast alle Geschäfte in der Stadt verteilt.“
Neugierig überflog Travis den Text. Beulah malte ein düsteres Bild von der feindlichen Situation zwischen ihr und dem Großstadtpinkel , der ihr einziges Enkelkind auf Nimmerwiedersehen nach Chicago entführen wollte, obwohl es bei ihr weit besser aufgehoben war – sofern er nicht entscheidende Änderungen seiner Lebensweise vornahm, indem er sich eine geeignete Frau suchte und in IdaBelle Falls blieb.
Im Anschluss folgte ein Aufruf, den Fremdling zu boykottieren. Und dazu war eine Belohnung ausgesetzt. Beulah versprach, an jeden Ladeninhaber das Doppelte des Betrages zu zahlen, der ihm durch die Lappen ging, wenn er ein Geschäft mit Travis Callahan verweigerte.
Wütend zerknüllte Travis das Flugblatt, um es geradewegs in den Mülleimer zu befördern, wohin es gehörte. Im letzten Moment überlegte er es sich anders und glättete es wieder. „Herzlichen Dank!“, sagte er zu Olivia, weil sie ihm soeben den Sieg im Sorgerechtsprozess garantiert hatte.
„Wofür denn?“, fragte sie, obwohl ihr Lächeln verriet, dass sie es ganz genau wusste.
Er zwinkerte ihr zu. „Dafür, dass Sie mir geholfen haben, Beulahs Schicksal zu besiegeln.“
„Beulahs Schicksal?“ , wiederholte Kit entgeistert, während sie Travis am Sonntag von der Kirche nach Hause fuhr.
Als Levi ihr mitgeteilt hatte, dass er nicht zur Andacht mitkommen konnte, weil einer seiner Mitarbeiter Hilfe beim Dachdecken brauchte, wäre sie beinahe zu Hause geblieben. Doch dann hatte sie Travis gefragt, ob er sie begleiten wollte.
„Findest du das nicht ein bisschen hart?“, fragte Kit nun.
Er zuckte die Schultern. „Hast du noch nie das Sprichwort gehört: In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt ?“
„Meinst du im Ernst, dass du dich mit Libbys Großmutter im Kriegszustand befindest?“
„Wie würdest du es denn nennen?“ Er lachte hart auf. „Libby gehört rechtlich zu mir. Beulah zögert mit diesem Sorgerechtsstreit nur das
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