Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)
streifte ihre Lippen.
Es war ein herrlicher Sommertag. Die Luft war heiß, aber klar und von fröhlichen Geräuschen erfüllt. Kinderlachen, Bienengesumm, Vogelgezwitscher.
Herzklopfen.
Hastig nahm Kit die Hände von seiner imposanten Brust und strich sich durch das Haar. Es durfte nicht wahr sein, dass sie sich kurz vor ihrer Hochzeit so heftig zu einem anderen Mann hingezogen fühlte! Sie befeuchtete sich die Lippen. „Wir sollten wieder an die Arbeit gehen. Chrissy und Steph brauchen wahrscheinlich unsere Hilfe.“
„Es ist noch Pause. Was gibt es da schon zu tun, außer am Picknicktisch zu sitzen und die Sonne zu genießen?“
„Du weißt doch, wie Kinder sind. Denen fällt immer was Verrücktes ein.“ Schon eilte sie von ihm fort, hinaus aus der schattigen Abgeschiedenheit in den grellen Sonnenschein.
„Wovor läufst du weg?“
„Das tue ich nicht.“
„Was? Meine einfache Frage beantworten?“
Ihre Tennisschuhe knirschten auf dem Kies, als sie zu Travis herumwirbelte und konterte: „So einfach wie die Frage, die du mir gestellt hast, als Levi uns beinahe beim Küssen erwischt hätte?“
„Du wolltest mich küssen.“
„Ja, aber das war ein Fehler, der mir schrecklich leidtut.“
„Trotzdem wolltest du es“, beharrte er.
„Sei still!“, fuhr sie ihn schroff an. „Du bist unverbesserlich. Und das Schlimmste daran ist, dass es dich nicht kümmert. Du bist wie ein ungehorsames wildes Kind, das nur auf sein Vergnügen aus ist und dem es total egal ist, ob dabei jemand verletzt wird oder nicht.“
„Da irrst du dich aber gewaltig!“ Er nahm sie am Arm. „Mir ist es absolut nicht egal. Vor allem nicht, weil du so empfänglich für meinen sogenannten schlechten Einfluss bist. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass du im Begriff stehst, einen Fehler zu machen.“
„Ich will nichts davon hören.“ Sie riss sich los, presste sich die Hände auf die Ohren und stapfte davon.
„Dass ich ungehorsam und wild bin, gehört zu meinem Charme. Es erhöht den Anreiz für dich, dass du mich nicht beherrschen kannst.“
„La, la, la …“, sang Kit laut und hielt sich dabei fest die Ohren zu.
Ja, Travis war ein aufregender Typ. Er wühlte sie tief im Innern auf. Mit sechzehn hatte er in ihr den Drang erweckt, gegen jede Vorschrift zu verstoßen, die ihr je gemacht worden war. Seine heißen Küsse hatten sie nach jenen Dingen fiebern lassen, von denen sie eigentlich noch nichts wissen durfte, die sie aber insgeheim trieb, sich die prickelnden Brüste küssen zu lassen und seine begierigen Hände zu jener geheimnisvollen Stelle zwischen ihren Beinen zu führen.
Es wirkte bedrückend, dass er nach all den Jahren so wenig zu tun brauchte, um sie erneut in seinen Zauberbann zu ziehen. Die ganze Zeit über hatte sie sich geschworen, den Bruder ihrer besten Freundin nie wieder in einem romantischen Licht zu sehen.
Aber genau wie er selbst war dieser Zauber nur eine Illusion.
Sobald Travis das Sorgerecht für Libby zugesprochen bekam, wollte er verschwinden. Und wie der Prozess ausgehen würde, war durch Beulahs ungeheure Flugblattkampagne ziemlich klar.
Dagegen würde Levi beschützend und solide bei ihr bleiben und ihr gebrochenes Herz kitten, auch wenn er davon gar nichts mitbekäme. Deshalb fühlte sie sich wie das gemeinste Biest auf Erden. Sie verdiente die Gutmütigkeit ihres Verlobten nicht. Was war schon dabei, wenn er so viel arbeitete? Er tat es für sie, um für ihr zukünftiges Zuhause und ihre Familie zu sparen. Und dafür schuldete sie ihm vor allem Loyalität und unfehlbare Treue.
Deshalb marschierte sie zielstrebig durch die Hintertür in die Tagesstätte.
„Und du nennst mich ein Kind!?“, rief Travis. Er folgte ihr, während die Kids und die beiden Erzieherinnen draußen blieben. „Einfach mitten im Gespräch wegzulaufen – wenn das nicht kindisch ist!“
„Dieses Gespräch hätte niemals stattfinden sollen“, fauchte sie. „Levi ist ein fürsorglicher gütiger Mann. Und was du auch sagst, ich werde ihn in drei Wochen heiraten.“
„Du liebst ihn also?“
Kit hob das Kinn. „Natürlich.“
„Mehr wollte ich nicht wissen.“
Weil ihre Hände im Überschwang der Gefühle zitterten, verschränkte sie die Arme vor der Brust und zwang sich, tief durchzuatmen. Alles wird gut, redete sie sich ein. Ja, sie war sehr in Versuchung geraten, aber sie hatte ihrem lächerlichen Verlangen nach Travis nicht nachgegeben. Ihr Treueschwur gegenüber Levi war nicht
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