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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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Freundin nicht preisgeben.
    Als sie weitergehen, wird klar, dass Alex eine ganze Menge getrunken haben muss, denn sie schwankt und zeigt auf Sachen, ohne dass ihr einfallen würde, wie sie heißen.
    »Warte kurz …«
    An einer Straßenlaterne hält Jonna sie auf, wischt ihr die Mascara-Flecken von den Wangen und bürstet etwas getrockneten Lehm ab, der hinten auf Alex’ Daunenjacke klebte.
    Dabei wird ihr plötzlich bewusst, wie sie selbst aussieht und wohin sie gerade unterwegs sind. Ein richtiges Weihnachtsfest, da sollte man doch wohl etwas schicker gekleidet sein, oder? Sie aber hat immer noch ihre versifften Jeans am Leib und den zu großen Kapuzenpullover aus der Waschküche von Minkens Haus. Der Pullover hat obendrein auf der Vorderseite und auf den langen Ärmeln Flecken. Außerdem müsste sie mal ihre Haare waschen, und ihr Make-up ist auch von gestern, wahrscheinlich ist es während der Nacht in Elinas Abstellkammer verlaufen und ganz verschmiert.
    Was soll Alex’ Familie nur von ihnen denken? So oft bringt man schließlich nicht am Weihnachtsabend eine Freundin mit nach Hause, schon gar nicht eine schmutzige Freundin. Was macht es da schon für einen Unterschied, ob Jonna über das Kulturama lügt oder nicht?
    Wenn Alex’ Mama nicht begreift, dass hier irgendwas nicht in Ordnung ist, dann muss sie blind sein.
    »Alexandra ist da!«
    Ein Mann um die dreißig macht ihnen die Tür auf und ruft in die Wohnung hinein. Dann umarmt er Alex und wirbelt sie ein paar Runden im Kreis herum. Danach stellt er sich Jonna als Theo, Alex’ großer Bruder, vor und sagt, sie sei auch willkommen, sie würden einfach schnell noch einen Teller dazustellen. Ein kleiner, wolliger Hund kommt angerannt und bellt, und die Mädchen begrüßen ihn und ziehen derweil Schuhe und Jacken aus.
    »Wie heißt der Hund?«
    »Weiß ich nicht.«
    Jonna sieht erstaunt auf, doch Alex sagt nicht mehr dazu, sondern zeigt ihr nur, dass sie ihre Jacken auf eine Holzkiste im Flur legen können. Auf der Kiste liegt ein Bündel Ausgaben von Situation Stockholm, der Straßenzeitung. Sie legen ihre Sachen darauf.
    In der Wohnung ist es warm und schön, es riecht nach Essen und Punsch, und aus der Küche rufen jetzt fröhliche Frauenstimmen, dass sie nicht herumstehen und reden, sondern lieber hereinkommen sollen.
    »Mein liebstes, liebstes Mädchen!«
    In der Küche beginnt ein Umarmungsfest. Alex’ Mutter ist älter, als Jonna sich je eine Mutter vorgestellt hat. Sie hat dünnes Haar und rot geäderte Haut, doch als sie ihre jüngste Tochter umarmt, lacht sie von einem Ohr zum anderen. Wie ist die Lage? Wie geht es dir? Wie schön du bist! Sie hat wirklich nichts an Alex’ Aussehen auszusetzen, sondern ist nur überglücklich, sie bei sich zu haben.
    Auch Jonna bekommt eine Umarmung, jedes Mädchen bekommt einen Becher mit Punsch, und dann stellt die Mutter ein Enkelkind vor, das in einem Babystuhl sitzt, und zwei Töchter, Marina und Sofia, die gerade dabei sind, Töpfe, Flaschen und Teller auf den Küchentisch zu stellen.
    Jonna begrüßt alle und sieht verstohlen auf das Essen. Es scheint nichts Ungewöhnliches zu geben: Fleischwurst, Salzkartoffeln, Essiggurken, fertig gekaufte Fleischbällchen und Ketchup. Das ist schön. Und eigentlich ist es auch schön, dass sie nicht in ein Weihnachtsfest in einer der Jahrhundertwende-Villen geraten ist. Von einer einfachen Pralinenschachtel vor dem Fernseher zu diesem Familientrubel hier zu kommen ist schon Herausforderung genug.
    Als Theo zum Essen ruft, tauchen noch zwei weitere Personen auf. Ein rothaariger Mann, der zwar nicht grüßt, aber der Vater des Babys zu sein scheint, denn er setzt sich an den Tisch und beginnt, es mit irgendeinem Brei zu füttern. Der andere Mann ist nicht so leicht einzuordnen, er stellt sich als Bosse vor und ist vermutlich der Typ der Mutter, denn er ist zumindest im gleichen Alter.
    »Gibt es keine Kerzen? Wo hast du denn die Kerzen?«
    Sofia sucht geräuschvoll in den Küchenschränken nach Kerzen, während die anderen schon sitzen. Alle seufzen und bitten sie, damit aufzuhören, aber da wird sie erst richtig wütend.
    »Immerhin ist Weihnachten, da gehört es sich, dass man Kerzen hat!«
    »Wir anderen finden es aber trotzdem gemütlich.«
    Auf den Einwand der Mutter hin lässt Sofia schließlich die Suche sein. Sie setzt sich neben Alex und legt einen Arm um ihre kleine Schwester. »Wie geht es dir denn? Du siehst ein wenig blass aus. Läuft es gut in der

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