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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anständig. Soweit Götter überhaupt anständig sein können.«
    Obergefreiter Besuch warf Mumm einen mißbilligenden Blick zu. »Die Zenozacken haben sich selbst ausgelöscht. Sie führten fünfhundert Jahre lang einen der blutigsten Kriege auf dem ganzen Kontinent.«
    »Spare einzelne Blitze und bringe die ganze Gemeinde um«, murmelte Mumm.
    »Wie bitte?«
    »Schon gut. Herzlichen Dank, Obergefreiter. Ich… äh… gebe Hauptmann Karotte Bescheid. Nochmals herzlichen Dank, ich möchte dich jetzt nicht länger aufhalten…«
    Mumm sprach immer schneller, was den Obergefreiten jedoch nicht davon abhielt, eine Papierrolle unter dem Brustharnisch hervorzuziehen.
    »Ich habe dir die neueste Ausgabe von
Ungeschmückte Fakten
mitgebracht, Herr Kommandeur, zusammen mit dem
Schlachtruf
dieses Monats. Er enthält mehrere Artikel, die du bestimmt sehr interessant findest, unter anderem Pastor Riecher Rennfuß’ Aufforderung an die Gemeinde, sich zu erheben und ganz offen durch die Briefkästen zu den Leuten zu sprechen.«
    »Äh… vielen Dank.«
    »Ich muß leider zur Kenntnis nehmen, Herr Kommandeur, daß die Broschüren und Hefte, die ich dir in der vergangenen Woche mitgebracht habe, noch immer an der gleichen Stelle auf dem Schreibtisch liegen.«
    »Oh, nun, entschuldige, aber du weißt ja, wie das ist. Ich habe soviel Arbeit, daß ich kaum Zeit finde, um…«
    »Man sollte nicht zu lange warten, über die ewige Verdammnis nachzudenken, Herr Kommandeur.«
    »Ich denke dauernd über sie nach, Obergefreiter. Danke.«
    Wie unfair, fuhr es Mumm durch den Sinn, als Besuch gegangen war. Wir finden eine Mitteilung am Tatort, aber hat sie den Anstand, eine Todesdrohung zu sein? Nein. Ist sie vielleicht das letzte Gekritzel eines Sterbenden, der den Namen seines Mörders preisgeben will? Nein. Es ist bloß irgendein religiöser Firlefanz. Welchen Sinn haben Spuren, die noch rätselhafter sind als das Rätsel des Verbrechens?
    Er fügte Besuchs Übersetzung eine Notiz hinzu und überließ den Zettel dem Eingangskorb.
     
    Zu spät erinnerte sich Angua, weshalb sie um diese Zeit des Monats das Schlachthausviertel mied.
    Sie konnte jederzeit bewußt die Gestalt wechseln. Das vergaßen die Leute häufig, wenn es um Werwölfe ging. Und doch gab es einen sehr wichtigen Aspekt: Das Licht des Vollmonds weckte den
unwiderstehlichen
Wunsch, zum Wolf zu werden. Die Mondstrahlen drangen bis ins Zentrum des morphischen Gedächtnisses vor und legten dort alle Schalter um, ganz gleich, ob Angua dies wollte oder nicht. Bis zum nächsten Vollmond waren es nur noch zwei Tage. Der herrliche Geruch von Tieren in den Pferchen und des Bluts in den Schlachthäusern brodelte gegen ihren strengen Vegetarismus. Die innere Unruhe wuchs.
    Sie sah zu dem düsteren Gebäude weiter vorn. »Ich glaube, wir nehmen den Hintereingang«, sagte sie. »Und du klopfst an.«
    »Ich?« entfuhr es Grinsi. »Bestimmt achtet man überhaupt nicht auf mich.«
    »Zeig deine Dienstmarke und weis darauf hin, daß du zur Stadtwache gehörst.«
    »Man wird mir keine Beachtung schenken! Vielleicht lacht man sogar über mich!«
    »Früher oder später mußt du es hinter dich bringen. Also los.«
    Ein untersetzter Mann mit blutiger Schürze öffnete die Tür. Verblüfft stellte er fest, daß eine Zwergenhand nach seinem Gürtel griff, während ihm die andere eine Dienstmarke vors Gesicht hielt. Auf der Höhe seines Nabels erklang eine Zwergenstimme. »Wir sind die Wache, klar? O ja! Und wenn du uns nicht eintreten läßt, machen wir dich zur Schnecke und so!«
    »Nicht schlecht für den Anfang«, murmelte Angua. Sie hob Grinsi hoch, stellte sie beiseite und wandte sich an den Schlachter.
    »Herr Socke? Wir würden gern mit einem deiner Angestellten reden, mit einem gewissen Herrn Dorfl.«
    Der Mann hatte sich noch nicht ganz von der Überraschung namens Grinsi erholt, doch es gelang ihm, sich wieder zu fassen. »
Herr
Dorfl? Was hat er angestellt?«
    »Wir möchten einfach nur mit ihm reden. Dürfen wir hereinkommen?«
    Socke sah auf Grinsi hinab, die vor Nervosität und Aufregung zitterte. »Bleibt mir eine Wahl?«
    »Es kommt ganz darauf an, ob du zu einer optimistischen oder pessimistischen Einstellung neigst«, erwiderte Angua.
    Sie versuchte, den überaus verlockenden Duft des Blutes zu ignorieren. Es gab auch eine Würstchenfabrik in der Nähe, wo all die Teile von Tieren, die sonst niemand essen wollte, verarbeitet wurden – kaum jemand hätte sie identifizieren können.

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