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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sitzen und aufzupassen. Vermutlich eine Idee von Hauptmann Karotte.
    Vetinari stand auf und schloß die Fensterläden. Mit langsamen Schritten ging er zum Schreibtisch, entnahm der Schublade das Tagebuch, holte dann ein Manuskript hervor und öffnete das Tintenfaß. Wie weit war er bisher gekommen?
    Kapitel acht,
las er nicht ohne Mühe.
Die Riten des Menschen.
    Ah, ja…
    »Was die Wahrheit betrifft… «, schrieb der Partizier. »Ausgesprochen soll sie werden, wenn es die Umstände erfordern. Und so häufig wie möglich gehört werden… «
    Er fragte sich, wie er »Suppe des Nachmittags« in den Text aufnehmen konnte, oder wenigstens »Tinktur der Nacht«.
    Der Federkiel kratzte übers Papier.
    Auf dem Boden lag ein Napf mit den Resten eines Nährbreis, über den sich Lord Vetinari beim Chefkoch beschweren wollte, sobald es ihm besser ging. Drei Vorkoster hatten ihn probiert, unter ihnen auch Feldwebel Detritus, der bestimmt nicht von den gleichen Dingen vergiftet werden konnte wie Menschen. Vermutlich war er sogar gegen das immun, was gewöhnliche Trolle umbrachte.
    Die Tür war verschlossen. Dahinter hörte Vetinari das beruhigende Knirschen von Detritus’ Schritten. Vor dem Fenster verdichtete sich der Nebel um den Obergefreiten Abfluß.
    Vetinari tauchte den Federkiel ins Tintenfaß und begann mit einer neuen Seite. Gelegentlich sah er im großen Tagebuch nach und befeuchtete einen Finger an der Zunge, bevor er umblätterte.
    Nebelranken krochen über die Fensterläden und suchten nach Ritzen, bis sie schließlich vom Kerzenschein verscheucht wurden.
     
    Mumm sprintete durch den Nebel, verfolgte noch immer die fliehende Gestalt. Sie war nicht ganz so schnell wie er, trotz der warnenden Schmerzen in seinen Beinen und einem gelegentlichen Stechen im linken Knie. Aber wenn er sich ihr näherte, trat ihm irgendein dämlicher Fußgänger in den Weg, oder ein Karren rollte aus einer Seitenstraße. 12
    Die Stiefelsohlen teilten ihm mit, daß sie vom Breiten Weg nach links auf die Unvergleichliche Straße abbogen (kleine, quadratische Pflastersteine). Dort war der Nebel noch dichter und blieb zwischen den Bäumen des Parks gefangen.
    Mumm triumphierte. Wenn du zu den Schatten willst, hast du die Abzweigung verpaßt, mein Junge! dachte er. Gleich sind wir bei der Ankh-Brücke, und dort ist ein Wächter postiert…
    Die Füße übermittelten ihm eine neue Botschaft: »Feuchte Blätter, das ist die Unvergleichliche Straße im Herbst. Kleine, quadratische Pflastersteine mit Ansammlungen von glitschigen feuchten Blättern.«
    Die Mitteilung kam zu spät.
    Mumm landete mit dem Kinn voran im Rinnstein. Er stemmte sich wieder hoch und taumelte, als sich die Welt um ihn herum drehte. Erneut kam er auf die Beine, wankte einige Schritte, fiel einmal mehr und beschloß, sich dem Mehrheitsbeschluß zu beugen und liegenzubleiben.
     
    Reglos und mit verschränkten Armen stand Dorfl im Wachhaus. Auf den Golem war eine Armbrust gerichtet, die Detritus gehörte und früher einmal als Belagerungsgerät gedient hatte. Der »Bolzen« war ein fast zwei Meter langer Speer aus Eisen. Nobby stand hinter der Waffe, den Finger am Abzug.
    »Laß den Unsinn, Nobby«, sagte Karotte. »Du darfst das Ding hier drin nicht abfeuern. Du weißt doch, daß wir den Speer nie wiederfinden!«
    »Wir haben dem Burschen ein Geständnis abgerungen!« rief Feldwebel Colon. Er sprang aufgeregt umher. »Er hat seine Schuld immer wieder zugegeben, und schließlich haben wir ihn dazu gebracht, ein Geständnis abzulegen! Jetzt möchten wir herausfinden, ob er auch die anderen Verbrechen begangen hat.«
    Dorfl hob seine Schiefertafel.
    Ich bin schuldig.
    Etwas fiel ihm aus der Hand.
    Ein kleines, weißes Objekt, vielleicht ein Stück von einem Streichholz. Karotte hob es auf und betrachtete es. Anschließend sah er sich die von Colon zusammengestellte Liste an. Sie war ziemlich lang und enthielt alle ungelösten Fälle der letzten Monate.
    »Hat er alle diese Verbrechen gestanden?«
    »Noch nicht«, sagte Nobby.
    »Wir müssen sie ihm erst noch vorlesen«, meinte Colon.
    Dorfl schrieb:
    Ich bin in jedem Fall schuldig.
    »He!« Colon strahlte. »Kommandeur Mumm wird sicher sehr zufrieden mit uns sein!«
    Karotte trat an den Golem heran. In dessen Augen zeigte sich ein matter orangefarbener Glanz.
    »Hast du Pater Tubelcek umgebracht?« fragte er.
    Ja.
    »Na bitte«, sagte Feldwebel Colon. »Damit wäre alles klar, oder?«
    »Warum hast du ihn ermordet?« fragte

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