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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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klang sie dumpfer als sonst.
    »Meine Güte …«
    Colon schwang erneut die Beine, stand für einen schrecklichen Sekun-
    denbruchteil auf frischer Luft, zog den Kopf ein, als eine tönerne Faust
    nach ihm zielte, hörte vol er Sorge, wie sich die rostigen Bolzen der Hal-
    terungen aus der Wand lösten, verabschiedete sich stumm von der Mau-
    er und schlang die Arme um das Rohr, als es sich von dem Gebäude
    fortneigte und zusammen mit ihm im Nebel verschwand.

    Herr Socke sah auf, als er hörte, wie sich die Tür öffnete. Einen Augen-
    blick später wich er zur Wurstmaschine zurück.
    »Du?« hauchte er. »Ha, du kannst nicht zurückkehren. Ich habe dich verkauft !«
    Dorfl musterte ihn einige Sekunden stumm, ging dann an ihm vorbei
    und nahm das größte Hackbeil vom blutigen Gestel an der Wand.
    Gerhardt Socke begann zu zittern.
    »I-i-ich bin immer g-g-gut zu dir gewesen«, brachte er hervor. »H-h-
    habe dir an den h-h-heiligen Tagen immer frei gegeben…«
    Erneut starrte ihn der Golem wortlos an.
    Es ist nur rotes Licht, dachte Socke nervös.
    Licht, ja. Allerdings schien es heller zu sein als früher. Der Fleischer
    spürte, wie es ihm durch die Augen in den Kopf drang, seine Seele un-
    tersuchte.
    Dorfl schob ihn beiseite, verließ das Schlachthaus und stapfte zu den
    Pferchen.
    Socke erwachte aus seiner Starre. Golems wehrten sich nie. Sie konnten es nicht. Es lag in ihrem – künstlichen – Wesen.
    Er wandte sich an die Arbeiter, an Menschen und Trol e. »Steht da
    nicht so herum! Schnappt ihn euch!«
    Ein oder zwei zögerten. Der Golem hielt ein großes Hackbeil in der Hand. Und als Dorfl stehenblieb, sich kurz zu ihnen umdrehte… Er
    wirkte irgendwie anders. Dieser Golem sah nicht mehr aus wie ein Geschöpf, das darauf verzichtete, sich zur Wehr zu setzen.
    Doch Socke stellte die Leute nicht wegen ihrer Muskeln im Kopf ein.
    Außerdem hatte es niemand von ihnen gemocht, daß sich ein Golem in
    der Nähe herumtrieb.
    Ein Troll holte mit einem Schlachtbeil aus. Dorfl sah nicht einmal hin,
    als er mit einer Hand danach griff und den Stiel aus Nußbaumholz zwi-
    schen zwei Fingern zerbrach. Ein Mann verlor seinen Hammer und beo-
    bachtete, wie das Werkzeug mit solcher Wucht gegen die Wand ge-
    schleudert wurde, daß es dort steckenblieb.
    Anschließend folgten die Arbeiter dem Golem in sicherem Abstand.
    Dorfl schenkte ihnen keine Beachtung.
    Der von den Pferchen aufsteigende Dampf vermischte sich mit dem
    Nebel. Hunderte von dunklen Augen blickten zu Dorfl, als er zwischen
    den Zäunen ging. Wenn ein Golem in der Nähe war, waren die Tiere
    immer sehr still.
    An einem der größten Pferche blieb Dorfl stehen. Stimmen erklangen
    hinter ihm.
    »Er hat doch wohl nicht vor, sie al e zu schlachten, oder? Wir schaffen
    es nie in einer Schicht, so viele Tiere zu zerlegen!«
    »Ich habe von einem Tischler gehört, der überschnappte und in einer
    Nacht fünftausend Tische zimmerte. Verlor die Übersicht oder was weiß
    ich.«
    »Der Kerl starrt nur…«
    »Ich meine, fünftausend Tische? Einer von ihnen hatte siebenund-
    zwanzig Beine, nicht nur unten, sondern auch oben…«
    Dorfl schlug mit dem Hackbeil das Schloß vom Tor. Das Vieh beo-
    bachtete den Golem mit der abwartenden Haltung von Tieren, die dar-
    auf warten, daß sich hinter ihrer Stirn der nächste Gedanke manifestiert.
    Dorfl schritt zum Schafgehege und öffnete auch dort das Tor. Dann
    kamen die Schweine und Hühner an die Reihe.
    »Hat er es auf alle abgesehen?« brachte Herr Socke fassungslos hervor.
    Der Golem ging ruhig an den Pferchen entlang und ignorierte die Zu-
    schauer weiterhin. Er kehrte ins Schlachthaus zurück und kam kurz dar-
    auf mit der alten, haarigen Judasziege wieder heraus. Er führte sie an der Leine an den wartenden Tieren vorbei zum breiten Tor an der Straße.
    Dorfl öffnete es – und ließ die Schnur los.
    Die Ziege schnupperte mehrmals und rollte mit den schlitzförmigen
    Augen. Dann kam sie zu dem Schluß, daß von den Kohlfeldern jenseits
    der Stadtmauern ein verlockenderer Duft ausging als von den nahen
    Schlachthäusern. Sie lief durch das offene Tor auf die Straße.
    Die Tiere aus den Pferchen folgten ihr schnel , doch erstaunlicherweise
    machten sie kaum Geräusche dabei. Nur ihre Hufe klapperten. Sie
    drängten sich an Dorfl vorbei, der nun reglos dastand und ihnen nach-
    sah.
    Ein vom al gemeinen Aufbruch verblüfftes Huhn landete auf dem
    Kopf des Golems und begann sofort, dort zu brüten.
    Ärger verdrängte

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