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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sockes Entsetzen. »Lieber Himmel, was fäl t dir ein!«
    rief er und versuchte vergeblich, einige Schafe zurückzuhalten, die erst
    jetzt entschieden, ihren Pferch ebenfalls zu verlassen. »Da läuft eine
    Menge Geld durchs Tor, du…«
    Dorfls Hand schloß sich plötzlich um Sockes Hals. Der Golem hob
    den Schlachter hoch, hielt ihn auf Armeslänge von sich gestreckt und
    neigte den Kopf von einer Seite zur anderen, als er ihn musterte – er
    schien zu überlegen, was er mit dem Menschen anstellen sol te.
    Schließlich warf er das Hackebeil fort, griff unter das Huhn auf seinem
    Kopf und holte ein braunes Ei hervor. Wortlos schlug er es über Sockes
    Stirn auf und ließ ihm den Inhalt übers Gesicht tropfen. Dann gab er
    den Mann frei.
    Die früheren Arbeitskollegen des Golems sprangen hastig aus dem
    Weg, als Dorfl wieder durchs Schlachthaus ging.
    Am Eingang hing eine Hinweistafel. Dorfl warf einen kurzen Blick
    darauf, nahm die Kreide und schrieb:
    Kein Herr…
    Die Kreide zerbröckelte zwischen den Fingern des Golems, als er
    durch den Nebel davonstapfte.

    Gertie blickte vom Untersuchungstisch auf.
    »Der Docht ist voller Arsensäure«, sagte sie. »Diesmal liegen wir genau richtig, Herr Kommandeur! Diese Kerze wiegt sogar etwas mehr als die
    anderen!«
    »Was für eine heimtückische Art, jemanden umzubringen«, meinte An-
    gua.
    »Heimtückisch und sehr schlau«, fügte Mumm hinzu. »Vetinari schreibt
    die halbe Nacht, und am Morgen ist die Kerze heruntergebrannt. Durch
    Licht vergiftet. Licht ist etwas, das man nicht sieht. Wer hält schon nach dem Licht Ausschau? Ein alter, schwerfälliger Polizist gewiß nicht.«
    »Oh, so alt bist du gar nicht, Herr Kommandeur«, sagte Karotte.
    »Und schwerfällig?«
    »Du bist auch nicht schwerfällig«, erwiderte Karotte rasch. »Ich habe
    die Leute immer wieder darauf hingewiesen, daß du sehr zielstrebig und
    bedeutungsvoll gehst.«
    Mumm musterte den Hauptmann, sah in seinem Gesicht jedoch nichts
    anderes als unschuldige Hilfsbereitschaft.
    »Wir sehen nicht nach dem Licht, weil wir mit dem Licht sehen«, er-klärte Mumm. »Na schön. Ich glaube, wir sol ten jetzt der Kerzenfabrik
    einen Besuch abstatten. Du begleitest uns, Kleinpo. Bring auch… Bist
    du größer geworden, Kleinpo?«
    »Ich trage jetzt Stiefel mit höheren Absätzen…«
    »Ich dachte, Zwerge tragen nur Stiefel aus Eisen…«
    »Ja, Herr Kommandeur. Aber meine sind mit höheren Absätzen ausge-
    stattet. Ich habe sie angeschweißt.«
    »Oh. Gut. In Ordnung.« Mumm straffte seine Schultern. »Wenn du
    noch gehen kannst… nimm deinen alchimistischen Kram mit. Detritus
    müßte inzwischen seinen Dienst im Palast beendet haben. Wenn es um
    verriegelte Türen geht, ist Detritus unschlagbar. Wir treffen ihn unter-
    wegs, dann kann er sich unserer Gruppe hinzugesellen.«
    Er lud seine Armbrust und zündete ein Streichholz an.
    »Also gut«, sagte er. »Wir haben moderne Polizeiarbeit geleistet. Jetzt
    wird es Zeit, zu den traditionel en Methoden zu greifen. Wir…«
    »Treten wir jemanden in den Ar… in den Allerwertesten?« fragte Ka-
    rotte.
    »O ja.« Mumm nahm einen Zug von seiner Zigarre und blies einen
    Rauchring. »Darauf könnte es hinauslaufen.«

    Feldwebel Colons Perspektive für die Welt änderte sich. Gerade hatte
    sich ein Erlebnis als schlimmster Augenblick seines ganzen Lebens in
    seiner Vorstellung festsetzen wol en, doch es mußte sofort einer noch
    scheußlicheren Angelegenheit weichen.
    Das Abflußrohr, an dem er sich festklammerte, schlug gegen die Wand
    des nächsten Gebäudes. In einer gut organisierten Welt wäre er vielleicht
    auf einer Feuertreppe gelandet, doch in Ankh-Morpork gab es so etwas
    nicht. In dieser Stadt mußte das Feuer durchs Dach entkommen.
    Das Rohr lehnte schief an der Wand, und Colon rutschte in die Tiefe.
    Daran gab es an sich nichts auszusetzen. Al erdings war der Feldwebel
    recht schwer, weshalb das Rohr in der Mitte einknickte. Gußeisen hält
    Belastungen nur bis zu einer bestimmten Toleranzschwel e stand. Das
    Rohr brach.
    Colon fiel und landete auf etwas Weichem – zumindest war es weicher
    als die Straße. Es machte »Mu-ahrrrrr!« Er rutschte herunter und landete
    auf etwas, das tiefer und noch weicher war und mit einem lauten »Mä-äh-
    ärrrh!« reagierte. Er rol te herunter, und eine halbe Sekunde später fühlte er etwas unter sich, das offenbar aus Federn bestand und wütend nach
    ihm hackte.
    Auf der Straße wimmelte es von Tieren, die

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