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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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in die Decke.
    »Niemand rührt sich von der Stelle!« rief die Zwergin.
    Die Bediensteten des Patriziers sahen von ihrem Essen auf.
    »Wenn du niemand sagst…«, sagte Drumknott langsam und nahm einen
    kleinen Brocken Putz von seinem Tel er. »Meinst du dann…«
    »Al es klar, Korporal. Jetzt übernehme ich.« Mumm klopfte Gertie auf
    die Schulter. »Ist Mildred Leicht hier?«
    Alle Köpfe drehten sich.
    Mildreds Löffel fiel in die Suppe.
    »Keine Sorge«, sagte Mumm. »Ich möchte dir nur einige zusätzliche
    Fragen stellen…«
    »Es… es tut mir l-l-l-l-leid…«
    »Es liegt mir fern, dir Vorwürfe zu machen.« Mumm ging um den
    Tisch. »Wie dem auch sei: Du hast nicht nur Nahrungsmittel mit nach
    Hause genommen, oder?«
    »W-was?«
    »Was hast du sonst noch eingesteckt?«
    Mildred sah zu den anderen Bediensteten, deren Mienen plötzlich sehr
    leer wirkten. »Die alten Bettlaken… Aber Frau Dipplock s-sagte, das
    ginge in Ordnung, w-weil…«
    »Nein, das meine ich nicht«, erwiderte Mumm.
    Mildred befeuchtete sich die Lippen. »Äh… etwas Schuhcreme…«
    »Hör mal…« Mumm versuchte, möglichst freundlich zu sein. » Jeder
    nimmt das eine oder andere aus dem Palast mit. Kleine Dinge, die nicht
    weiter auffal en. Niemand hält das für Stehlen. Ihr habt praktisch ein
    Recht darauf. Ich denke da so an dieses und jenes, Fräulein Leicht. An…
    Reste. Fällt dir bei dem Wort ›Rest‹ etwas ein?«
    »Äh… meinst du vielleicht… die Reste der Kerzen, Herr?«
    Mumm atmete tief durch. Die Bestätigung, daß er richtig vermutet hat-
    te, war eine große Erleichterung – auch wenn er wußte, daß er das Ziel
    nur auf großen Umwegen erreicht hatte. »Aha«, sagte er.
    »Aber d-das ist kein Diebstahl, Herr. Ich habe n-nie etwas gestohlen,
    Herr!«
    »Du hast die Kerzenstummel mitgenommen, nicht wahr?« fragte
    Mumm sanft. »Sie geben noch eine halbe Stunde Licht, wenn man sie in
    einer kleinen Schale brennen läßt.«
    »Das ist kein Diebstahl, Herr! Es sind… Vergünstigungen, Herr!«
    Samuel Mumm schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ver-
    günstigungen! Natürlich! Nach diesem Wort habe ich die ganze Zeit ge-
    sucht. Vergünstigungen! Jeder verdient Vergünstigungen, nicht wahr?
    Nun, dann ist ja alles in bester Ordnung.« Er zögerte kurz. »Ich schätze,
    du nimmst die Kerzenstummel aus den Schlafzimmern, nicht wahr?«
    Trotz ihrer Nervosität lächelte Mildred Leicht das stolze Lächeln einer
    Person, die das Privileg hat, das anderen Leuten fehlt. »Ja, Herr. Es ist
    mir erlaubt. Die Kerzen in den Schlafzimmern sind viel besser als die in den anderen Räumen.«
    »Und du stellst neue Kerzen auf, wenn es notwendig ist, stimmt’s?«
    »Ja, Herr.«
    Wahrscheinlich häufiger als unbedingt erforderlich, dachte Mumm. Es
    wäre doch schade, wenn sie zu weit herunterbrennen…
    »Bitte zeig mir, wo die Kerzen aufbewahrt werden.«
    Das Zimmermädchen blickte zur Haushälterin, die zu Mumm sah und
    dann nickte. Sie war intelligent genug, den Unterschied zwischen einer
    Bitte und einer Anweisung zu erkennen.
    »Sie lagern in der Kerzenkammer nebenan, Herr«, sagte Mildred.
    »Bitte führ mich dorthin.«
    Der Raum war nicht besonders groß, doch die Regale vom Boden bis
    zur Decke waren vol er Kerzen. Mumm sah einen Meter lange Exempla-
    re, die man in den öffentlichen Bereichen des Palastes aufstel te. Direkt
    daneben – und darüber und darunter – lagen die ganz normalen Kerzen,
    wie man sie in al en anderen Zimmern benutzte. Sie waren nach Qualität
    sortiert.
    »Diese hier sind für die Räume seiner Lordschaft reserviert, Herr.«
    Mildred reichte dem Kommandeur eine dreißig Zentimeter lange weiße
    Kerze.
    »O ja… ausgezeichnete Qualität«, sagte Mumm. »Nummer fünf. Guter weißer Talg.« Er drehte die Kerze hin und her. »Diese Dinger zünden
    wir zu Hause an. Auf der Wache müssen wir uns mit Kerzen aus ver-
    dammtem Bratenfett begnügen. Wir besorgen sie uns jetzt von Traggut
    bei den Schlachthäusern. Hat sehr gute Preise. Früher kauften wir bei Spatz & Sperling, aber Herr Traggut ist jetzt besser im Geschäft, nicht wahr?«
    »Ja, Herr. Und er liefert auch die besonderen Kerzen.«
    »Und du stellst sie jeden Tag ins Schlafzimmer seiner Lordschaft?«
    »Ja, Herr.«
    »Auch in andere Zimmer?«
    »O nein, Herr. Das hat seine Lordschaft ausdrücklich untersagt! Für
    uns kommen nur Kerzen vom Typ Nummer drei in Frage.«
    »Und du nimmst gelegentlich… äh… Vergünstigungen mit

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