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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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reinschüttet?«
    »Manche Personen genießen das Bukett«, sagte ein entsetzter Sessel.
    »Sie schnuppern daran.«
    Nobby betrachtete das Glas aus geröteten Augen, und sein Gesicht
    zeigte dabei den Argwohn eines Mannes, der Gerüchte über die speziel-
    len Vorlieben der feinen Leute gehört hat. »Nee«, sagte er schließlich.
    »Ich gieße mir das Zeug nicht in die Nase, sondern in den Mund, wenn
    du gestattest.«
    »Wenn wir zur Sache kommen könnten…«, ließ sich ein anderer Sessel vernehmen. »Ein König wäre nicht die ganze Zeit mit den Angelegenheiten der Stadt beschäftigt. Er könnte solche Aufgaben anderen überlas-
    sen, seinen Beratern. Leuten, die sich mit solchen Dingen auskennen.«
    »Und der König? Was müßte er tun?« fragte Nobby.
    »Er müßte… herrschen«, sagte der Sessel.
    »Winken.«
    »Den Vorsitz bei Banketten führen.«
    »Dokumente unterschreiben.«
    »Erlesenen Brandy auf entsetzliche Weise schlürfen.«
    »Herrschen.«
    »Klingt eigentlich nicht übel«, sagte Nobby. »Es gibt bestimmte Leute,
    die daran Gefal en fänden.«
    »Ein König müßte natürlich auch bestimmte Hinweise verstehen, wenn
    man sie ihm direkt vor die gräßliche Nase hält«, sagte ein Sessel scharf.
    Die anderen Sessel brachten ihn rasch zum Schweigen.
    Nobby fand nach mehreren Versuchen den eigenen Mund, stopfte die
    Zigarre hinein und paffte. »Wenn ihr mich fragt…«, sagte er. »Wenn ihr
    mich fragt… Ihr sol tet euch irgendeinen piekfeinen Burschen suchen, der genug Zeit hat. Sagt ihm einfach: ›He, heute ist dein Glückstag. Hast du
    Lust, zu winken und bei Banketten den Vorsitz zu führen?‹«
    »Ah! Das ist eine großartige Idee! Fällt dir zufäl ig ein Name ein? Noch ein wenig Brandy gefällig?«
    »Oh, danke, du bist wirklich nett, Herr Piekfein. He du, Lakai, Nach-
    schub, voll bis zum Rand. Nein, ich weiß beim besten Willen nicht, wer
    in Frage käme.«
    »Nun, Herr Graf, um ganz offen zu sein: Wir dachten dabei an dich…«
    Nobby riß die Augen auf. Und dann blähten sich seine Wangen.
    Es ist keine gute Idee, erlesenen Brandy durch ein Zimmer zu sprühen,
    vor al em nicht, wenn eine brennende Zigarre in der Nähe ist. Die
    Flamme reichte bis zur gegenüberliegenden Wand und brannte dort eine
    Chrysantheme in das Holz. Gleichzeitig gehorchte Nobbys Sessel einem
    fundamentalen Gesetz der Physik, schoß in die entgegengesetzte Rich-
    tung und knal te gegen die Tür.
    »König?« Nobby hustete, und jemand klopfte ihm auf den Rücken, bis
    er wieder zu Atem kam. »König?« keuchte er. »Damit mir Kommandeur
    Mumm den Kopf abhackt?«
    »Du bekommst so viel Brandy, wie du willst, Herr Graf«, sagte eine
    schmeichlerische Stimme.
    »Was nützt das, wenn ich keine Kehle mehr habe, durch die er fließen
    kann?«
    »Wovon redest du da?«
    »Kommandeur Mumm würde durchdrehen! Vol kommen durchdrehen !«
    »Meine Güte, Mann…«
    »Euer Lordschaft«, korrigierte jemand.
    »Euer Lordschaft, ich meine… Wenn du König bist, kannst du dem
    verdammten Samuel Mumm Befehle erteilen. Du wärst dann der ›Boß‹,
    wie es so schön heißt. Du…«
    »Ich sol dem alten Steingesicht Anweisungen erteilen?« fragte Nobby.
    »Ja!«
    »Ich wäre König und könnte dem alten Steingesicht sagen, was er zu
    tun hat?«
    »Genau!«
    Nobby starrte in die dunstige Leere.
    »Er würde durchdrehen !«
    »Jetzt hör mal, du kleiner dummer Narr…«
    »Herr Graf…«
    »Jetzt hör mal, du kleiner dummer Graf: Du könntest ihn sogar hin-
    richten lassen, wenn du willst!«
    »Nein, das könnte ich nicht!«
    »Und warum nicht?«
    »Weil er durchdrehen würde!«
    »Mumm nennt sich Diener des Gesetzes. Welchem Gesetz dient er?
    Woher kommt das Gesetz, hm?«
    » Ich weiß es nicht!« stöhnte Nobby. »Er meinte einmal, es stiege durch die Stiefelsohlen zu ihm auf!« Er sah sich um. Die Schatten im Rauch
    schienen näher zu kommen.
    »Ich kann kein König sein! Der alte Mumm würde durchdrehen!«
    »Hör endlich auf, das ständig zu wiederholen!«
    Nobby zog an seinem Kragen.
    »Ist ziemlich heiß und stickig hier drin«, ächzte er. »Wo geht’s zum
    Fenster?«
    »Dort drüben…«
    Der Sessel erbebte. Mit dem Helm voran stieß Nobby durch die Fen-
    sterscheibe, landete auf einer wartenden Kutsche, sprang auf die Straße,
    stürmte in die Nacht und versuchte, dem Schicksal im al gemeinen und
    Äxten im besonderen zu entkommen.

    Gertie Kleinpo betrat die Palastküche und feuerte ihre Armbrust ab. Der
    Bolzen bohrte sich

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