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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nach Hau-
    se?«
    »Ja, Herr. Oma meinte, sie gäben ein wundervol es Licht, Herr…«
    »Vermutlich hat sie die ganze Zeit bei deinem kleinen Bruder gesessen,
    nicht wahr? Ich nehme an, er ist zuerst krank geworden, und dann hat sie
    stundenlang bei ihm gesessen, Nacht für Nacht. Und wenn ich die alte
    Frau Leicht richtig kenne, hat sie die Gelegenheit genutzt zu nähen…«
    »Ja, Herr.«
    Es wurde still.
    »Hier, nimm mein Taschentuch«, sagte Mumm nach einer Weile.
    »Verliere ich meine Stellung, Herr?«
    »Nein«, erwiderte Mumm. »Nein, natürlich nicht. Kein Beteiligter ver-
    liert seinen Job.« Er starrte auf die Kerze. »Ausgenommen ich vielleicht.«
    An der Tür blieb er noch einmal stehen. »Wenn du erneut Kerzen-
    stummel brauchst… Im Wachhaus haben wir jede Menge. Nobby wird
    sich sein Bratenfett eben kaufen müssen, wie al e anderen auch.«

    »Was passiert jetzt?« fragte Feldwebel Colon.
    Der Kleine Irre Arthur blickte erneut über den Rand des Daches. »Jetzt
    hat er Probleme mit den Ellenbogen«, sagte er beiläufig. »Er sieht sie sich immer wieder an und versucht, sie an der richtigen Stelle zu befestigen.«
    »Ich hatte ähnliche Schwierigkeiten, als ich die Einbauküche für Frau
    Colon montiert habe«, sagte der Feldwebel. »Die Anleitungen, wie man
    die Kisten öffnet, waren in den Kisten…«
    »Oh-oh, jetzt hat er den Dreh raus«, meinte der Kleine Irre Arthur.
    »Offenbar hat er die Dinger mit den Knien verwechselt.«
    Colon hörte wieder ein Scheppern in der Tiefe.
    »Jetzt geht er um die Ecke…« Sie hörten das typische Geräusch von
    splitterndem Holz. »Und jetzt ist er im Gebäude. Vermutlich kommt er
    die Treppe hoch, aber an deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen ma-
    chen.«
    »Warum nicht?«
    »Du mußt doch nur die Dachkante loslassen.«
    »Dann stürze ich in den Tod!«
    »Genau! Ein schnel es, sauberes Ende. Ohne daß dir vorher Arme und
    Beine ausgerissen werden.«
    »Ich wol te mir einen kleinen Bauernhof kaufen!« klagte Colon.
    »Tja, ich schätze, dazu hast du keine Gelegenheit mehr.« Der Kleine Ir-
    re Arthur sah wieder nach unten. »Es sei denn, du greifst nach dem Ab-
    flußrohr«, fügte er hinzu, als sähe er darin kaum eine Hoffnung.
    Colon blickte zur Seite. Es war tatsächlich ein Abflußrohr in der Nähe.
    Wenn er weit genug zur Seite schwang… gelang es ihm vielleicht, das
    Rohr nur um wenige Zentimeter zu verfehlen und in den Tod zu stür-
    zen.
    »Sieht es sicher aus?« fragte er.
    »Im Vergleich wozu?«
    Colon versuchte, die Beine wie ein Pendel baumeln zu lassen. Die
    Muskeln in seinen Armen protestierten mit heißem Schmerz. Er wußte,
    daß er zuviel wog. Er hatte immer eines Tages damit beginnen wol en,
    ein wenig Sport zur treiben. Aber daß es ausgerechnet heute sein muß-
    te…
    »Ich glaube, ich höre den Golem auf der Treppe«, sagte der Kleine Irre
    Arthur.
    Colon bemühte sich, schnel er hin und her zu schwingen. »Wie bringst
    du dich in Sicherheit?« fragte er.
    »Oh, mach dir keine Sorgen um mich«, erwiderte der Kleine Irre Ar-
    thur. »Ich springe einfach.«
    »Du springst ?«
    »Ja. Ist völlig ungefährlich für mich, weil ich die normale Größe habe.«
    » Du glaubst, normal groß zu sein?«
    Der Kleine Irre Arthur sah auf Colons Hände hinab. »Sind das deine
    Finger dort neben meinen Stiefeln?« fragte er.
    »Oh, natürlich, du bist normal groß«, sagte Colon hastig. »Ist ja nicht
    deine Schuld, daß du in eine Stadt der Riesen geraten bist.«
    »Genau. Je kleiner man ist, desto leichter fällt man. Das weiß jeder. Aus
    einer solchen Höhe… Eine Spinne würde es nicht einmal merken, eine
    Maus anschließend in Seelenruhe fortschlendern. Ein Pferd hingegen
    würde sich jeden Knochen im Leib brechen, und ein Elefant…«
    »Meine Güte«, stöhnte Colon. Inzwischen war es ihm gelungen, das
    Abflußrohr mit dem Fuß zu berühren. Doch um danach zu greifen…
    konnte er sich für einen langen, tiefen Augenblick weder am Dachrand noch an dem Rohr festhalten – was der Boden zum Anlaß nehmen
    könnte, ihm entgegenzuspringen.
    Es krachte erneut, diesmal auf dem Dach.
    »Also gut«, sagte der Kleine Irre Arthur. »Wir sehen uns unten.«
    »Meine Güte…«
    Der Gnom trat über die Kante.
    »Bisher ist alles bestens!« rief er, als er an Colon vorbeifiel.
    »Meine Güte…«
    Der Feldwebel hob den Kopf und blickte in zwei rote Augen.
    »Kann noch immer nicht klagen«, ertönte eine Stimme von unten.
    Aufgrund des Dopplereffekts

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