Hohle Köpfe
bedeckt,
Fred?«
»Nun, hast du schon einmal von dem Fluß gehört, auf dem man ohne
Boot vorankommt? Abgesehen vom Ankh, meine ich? Dort hat es be-
gonnen, Herr Kommandeur. Und anschließend wurde es schlimmer.«
»Meine Güte. Noch schlimmer?«
»Bitte um Erlaubnis, ein Bad nehmen zu dürfen, Herr Kommandeur.«
»Abgelehnt. Aber ich wäre dir dankbar, wenn du ein bißchen weiter zu-
rücktreten würdest. Was ist mit deinem Helm passiert?«
»Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, befand er sich auf dem Kopf
eines Schafs, Herr Kommandeur. Man hat mich gefesselt und in einem
Keller gefangengehalten, aber es gelang mir auf heldenhafte Weise, den
Unholden zu entkommen, Herr Kommandeur! Außerdem wurde ich
von einem Golem gejagt, Herr Kommandeur!«
»Wo geschah das alles?«
Colon hatte gehofft, daß es Mumm versäumte, ihm diese Frage zu stel-
len. »An einem Ort bei den Schlachthäusern«, erwiderte er. »Es war neb-
lig, und deshalb…«
Mumm griff nach Colons Handgelenken. »Was ist das?«
»Ich war mit einer Schnur gefesselt, Herr Kommandeur! Doch unter
großen Gefahren für Leib und Leben konnte ich fliehen und…«
»Das sieht nicht nach einer Schnur aus«, sagte Mumm.
»Nein, Herr Kommandeur?«
»Nein. Ich schätze, es ist… Kerzendocht.«
Colon runzelte verwirrt die Stirn.
»Ist das eine Spur ?« fragte er hoffnungsvoll.
Es platschte, als ihm Mumm auf den Rücken klopfte. »Gut gemacht,
Fred«, sagte er und wischte sich die Hand an der Hose ab. »Es ist zwei-
fellos ein erhärtendes Indiz.«
»Genau das dachte ich mir!« erwiderte Colon sofort. »Das ist eine Er-
härtung, dachte ich, und du mußt sie sofort zu Kommandeur Mumm
bringen, ungeachtet al er Gefahren…«
»Warum hämmert der Gnom immer wieder seinen Kopf gegen die
Stirn des Stiers, Fred?«
»Du meinst den Kleinen Irren Arthur, Herr Kommandeur. Wir schul-
den ihm einen Dollar. Er hat mir… ein wenig geholfen.«
Oskar sank benommen und verdutzt auf die Knie. Die Hiebe des Klei-
nen Irren Arthurs waren eigentlich kaum der Rede wert, aber sie hörten
einfach nicht auf. Nach einer Weile ging ihm das unentwegte Pochen auf
die Nerven.
»Sollen wir ihm helfen?« fragte Mumm.
»Er scheint al ein ganz gut zurechtzukommen«, entgegnete Colon.
Der Kleine Irre Arthur sah auf und lächelte. »Ein Dol ar, klar?« rief er.
»Wenn du dich darum drückst, bekommst du es mit mir zu tun! Eins
von diesen Biestern ist mal auf meinen Großvater getreten!«
»Wurde er verletzt?«
»Er hat ihm ein Horn abgerissen!«
Mumm schloß die Hand um Feldwebel Colons Arm. »Komm, Fred.
Laß uns hier keine Wurzeln schlagen.«
»Oh, an Dünger mangelt es nicht…«
»He! Du da! Du bist doch ein Wächter, oder? Komm her!«
Mumm drehte sich um. Ein Mann hatte sich einen Weg durch die
Menge gebahnt.
Colon zog die Möglichkeit in Erwägung, daß der schlimmste Augen-
blick seines Lebens vielleicht doch noch nicht hinter ihm lag. Mumm
neigte zu ballistischen Reaktionen, wenn er Worte wie »He! Du da!« hör-
te, die zudem noch von einer wiehernden Stimme ausgestoßen wurden.
Der Mann, von dem sie stammten, wirkte aristokratisch. Er verströmte
den Zorn von jemandem, der nicht an Unannehmlichkeiten gewöhnt
war und gerade eine entsprechende Erfahrung hinter sich hatte.
Mumm salutierte zackig. »Ja, Herr! Ich bin ein Wächter, Herr !«
»Dann komm mit und verhafte das verdammte Ding. Es stört die Ar-
beiter.«
»Welches Ding, Herr?«
»Ein Golem, Mann! Kam frech und dreist in die Fabrik spaziert und
begann damit, Zeugs an die Wände zu malen!«
»Welche Fabrik, Herr?«
»Komm einfach mit, Mann. Zufälligerweise bin ich ein guter Freund
deines Kommandeurs, und ich muß sagen, daß mir deine Einstel ung
nicht sonderlich gefäl t.«
»Bitte um Entschuldigung, Herr«, sagte Mumm mit einer Fröhlichkeit,
die Colon zu fürchten gelernt hatte.
Auf der anderen Straßenseite stand eine unauffäl ige Fabrik. Der Mann
betrat sie.
»Äh… er hat einen Golem erwähnt«, murmelte Colon.
Mumm kannte ihn schon seit langer Zeit. »Ja, Fred. Und deshalb ist es
sehr wichtig, daß du hier draußen Wache hältst.«
Die Erleichterung stieg wie Dampf von Colon auf. »Zu Befehl, Herr
Kommandeur!«
Dutzende von Nähmaschinen standen in der Fabrik; Menschen saßen
geduldig davor. Gilden verabscheuten diese Arbeitsweise, aber da die
Gilde der Näherinnen kein großes Interesse am Nähen zeigte, erhob
niemand Einwände. Endlose
Weitere Kostenlose Bücher