Hohle Köpfe
Faserstränge liefen von den Maschinen zu
Flaschenzügen an einer langen Spindel unter der Decke, die angetrieben
wurde von… Mumms Blick glitt weiter und erreichte eine Tretmühle, die
sich derzeit nicht bewegte und defekt zu sein schien. Zwei Golems stan-
den daneben und wußten offenbar nicht recht, was sie von der ganzen
Sache halten sol ten.
Dicht neben der Tretmühle bemerkte Mumm ein Loch in der Wand;
darüber hatte jemand mit roter Farbe geschrieben:
Arbeiter! Bestimmt selbst über euch!
Mumm lächelte.
»Der Bursche ist durch die Wand hereingekommen, hat die Tretmühle
demoliert, meine Golems herausgeholt, die dummen Worte an die Wand
geschmiert und ist wieder davongestapft!« sagte der Fabrikbesitzer hinter
ihm.
»Hm, ja, ich verstehe«, erwiderte Mumm. »Nun, viele Leute setzen
Ochsen in ihren Tretmühlen ein.«
»Was hat das denn damit zu tun? Außerdem können Tiere nicht vier-
undzwanzig Stunden am Tag arbeiten; sie müssen auch mal ausruhen.«
Mumm blickte zu den Näherinnen. Ihre besorgten Mienen erinnerten
ihn an die Gesichter von Bewohnern der Unbesonnenheitstraße, an
Menschen, die sowohl mit Stolz als auch mit Armut gestraft waren.
»Oh, natürlich«, sagte er. »Die meisten Schneider arbeiten drüben beim
Schlummerhügel, aber ich schätze, du kannst Hemden und Hosen billi-
ger herstellen, wie?«
»Die Leute sind froh, daß sie hier Arbeit finden!«
»Ja«, erwiderte Mumm und sah erneut zu den stummen Gesichtern.
»Froh.« Er stellte fest, daß die beiden Golems versuchten, die Tretmühle
zu reparieren.
»Jetzt hör mir mal gut zu«, sagte der Fabrikant. »Ich möchte, daß du…«
Mumm packte den Mann am Kragen und zog ihn so nahe zu sich her-
an, daß ihre Nasen fast aneinanderstießen.
»Nein, du hörst mir zu«, knurrte der Kommandeur. »Ich habe es immer wieder mit Dieben und anderen Gaunern zu tun, was mir überhaupt
nichts ausmacht. Aber nach nur zwei Minuten in deiner Nähe habe ich
das Gefühl, daß ich mich unbedingt waschen muß. Und noch etwas:
Wenn ich den verdammten Golem finde, werde ich ihm die verdammte
Hand schütteln, ist das klar?«
Ein kleiner Teil von Mumm blieb ruhig und beobachtete das Gesche-
hen. Dieser Teil nahm erstaunt zur Kenntnis, daß der Fabrikbesitzer
genug Mut fand, zu erwidern: »Wie kannst du es wagen! Du bist ver-
pflichtet, dem Gesetz zu dienen!«
Mumms wütender Zeigefinger erhob sich so dicht vor den Augen des
Mannes, daß er zu schielen begann.
»Wo sol ich anfangen?« donnerte er und sah zu den beiden Golems
hinüber. »Warum wol t ihr Narren die Tretmühle in Ordnung bringen?
Seid ihr denn völlig ohne Verstand gebo… Habt ihr denn überhaupt
keinen Verstand?«
Er stürmte nach draußen. Feldwebel Colon stel te die Versuche ein,
den Schmutz von sich abzukratzen. Er mußte laufen, um den Komman-
deur einzuholen.
»Einige Leute meinten, sie hätten gesehen, wie ein Golem durch die
andere Tür kam«, sagte er. »Ein roter. Du weißt schon, roter Ton. Aber
der Bursche, der mich verfolgt hat, war weiß. Äh… bist du sauer, Sam?«
»Wie heißt der Mann, dem die Fabrik gehört?«
»Äh… du meinst Herrn Katterail. Er hat dir mehrmals geschrieben
und sich darüber beklagt, daß es in der Stadtwache zu viele Vertreter
›minderwertiger Rassen‹ gibt, zum Beispiel Trolle und Zwerge…«
Der Kommandeur ging mit so langen Schritten, daß Colon fast rennen
mußte.
»Besorg uns einige Zombies«, sagte Mumm.
»Du hast immer gesagt, daß Zombies nur über deine Leiche in die
Stadtwache aufgenommen werden«, erwiderte Colon.
»Gibt es welche, die Wächter werden möchten?«
»Oh, ja. Ich kenne da einige gute Jungs. Abgesehen davon, daß sie ge-
legentlich einen grauen Hautfladen verlieren, sieht man ihnen nicht an,
daß sie schon mal im Grab gelegen haben.«
»Vereidige sie morgen.«
»Wie du meinst, Herr Kommandeur. Gute Idee. Wir sparen eine Men-
ge Geld, weil wir sie nicht auf die Pensionsliste setzen müssen.«
»Sie können im Viertel von Des-Königs-Daunen auf Streife gehen.
Immerhin sind es Menschen.«
»In Ordnung, Herr Kommandeur.« Wenn Samuel Mumm in solch ei-
ner Stimmung war, erhob man besser keine Einwände. »Offenbar wirst
du doch noch ein Freund der Vielfalt.«
»Derzeit wäre ich sogar bereit, eine Gorgo in die Truppe aufzuneh-
men!«
»Da fällt mir Herr Bleich ein. Hat die Nase voll von der Arbeit beim
koscheren Fleischer…«
»Keine Vampire. Ein Vampir kommt nicht in
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