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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Frage. Und jetzt los,
    Fred.«

    Nobby Nobbs hätte es wissen sollen. Das sagte er sich immer wieder, als
    er jetzt durch die Straßen hastete. Der ganze Kram über Könige und so:
    Sie hatten ihn dazu bringen wol en…
    Ein schrecklicher Gedanke.
    Er hatte sich freiwillig dazu bereit erklären sol en, König zu werden.
    Nobby konnte sich nicht daran erinnern, jemals etwas anderes als eine
    Uniform getragen zu haben. Eine der wichtigsten Erfahrungen in seinem
    Leben hatte er schon ganz früh gemacht: Von Männern mit roten Ge-
    sichtern und vornehm sonoren Stimmen durfte man nie erwarten, daß sie einen eine ruhige Kugel schieben ließen. Wenn sie nach Freiwilligen für
    eine »große und saubere« Sache fragten, fand man sich beim Schrubben
    irgendeiner Zugbrücke wieder. Wenn sie fragten: »Gibt es hier jemanden,
    der gutes Essen mag?«, stand vermutlich Kartoffelschälen auf dem Pro-
    gramm. Unter gar keinen Umständen durfte man sich freiwillig melden.
    Nicht einmal dann, wenn ein Feldwebel sagte: »Wir brauchen jemanden,
    der Alkohol trinkt, viele Flaschen, Frauen liebt, leidenschaftlich, und
    gerne flucht, laut.« Es gab immer einen Haken. Wenn ein Chor aus En-geln darum bat, daß Freiwillige für das Paradies vortraten, hätte Nobby
    sich einen Platz weiter hinten gesucht.
    Wenn der Ruf nach Korporal Nobbs laut wurde, würde man ihn nicht
    finden. Weder hier noch an einem anderen Ort.
    Nobby wich einer Schweineherde mitten auf der Straße aus.
    Nicht einmal Kommandeur Mumm erwartete von ihm, daß er sich für
    irgend etwas freiwillig meldete. Er respektierte Nobbys Stolz.
    Er litt an Kopfschmerzen. Vermutlich die Wachteleier, dachte er. Ge-
    sunde Vögel legten keine so winzigen Eier.
    Er schob sich an einer Kuh vorbei, die zu einem Fenster hineinsah.
    Nobby und König? Oh, ja. Niemand gab einem Nobbs etwas umsonst,
    abgesehen viel eicht von einer Hautkrankheit oder sechzig Peitschenhie-
    ben. Die Welt war eine El enbogengesel schaft, und al e El enbogen tra-
    fen Nobbs. Bei einem Wettbewerb für Verlierer schnitt Nobbs als ers…
    als letzter ab.
    Er blieb stehen, zog sich in den Schatten eines Hauseingangs zurück,
    holte einen Zigarettenstummel hinterm Ohr hervor und zündete ihn an.
    Jetzt fühlte er sich sicher genug, um nicht mehr nur an die Flucht zu
    denken. Er überlegte, warum so viele Tiere auf der Straße waren. Im
    Gegensatz zum Stammbaum, der Fred Colon als Frucht hervorgebracht
    hatte, gediehen die Kletterpflanzen der Nobbses nur in Städten. Bisher
    hatte Nobbs gewußt, daß Tiere in Form von Nahrungsmitteln existier-
    ten, und das genügte ihm. Er war ziemlich sicher, daß sie nicht einfach
    herumlaufen und so schmutzig sein durften.
    Mehrere Gruppen aus Männern versuchten, sie zusammenzutreiben.
    Doch sie waren müde, stimmten ihre Bemühungen nicht aufeinander ab,
    und unter den Tieren herrschte eine Mischung aus Hunger und Verwir-
    rung. Die Straßen wurden immer schmutziger.
    Nobby merkte, daß ihm jemand Gesellschaft im Hauseingang leistete.
    Er sah nach unten.
    Eine Ziege hockte im Schatten. Sie hatte ein zotteliges Fel und stank,
    doch sie drehte den Kopf und bedachte ihn mit dem klügsten Blick, den
    er je bei einem Tier gesehen hatte. In Nobby regten sich völlig unerwar-
    tete und für ihn untypische Kameradschaftsgefühle.
    Er drückte den Zigarettenstummel aus und bot ihn der Ziege an, die
    ihn fraß.
    »Du und ich, wir beide«, sagte Nobby.

    Das Vieh floh, als Karotte, Angua und Gertie durchs Schlachthausviertel
    eilten. Die Tiere versuchten vor al em, sich von Angua fernzuhalten. Für
    Gertie hatte es den Anschein, als schöben sie eine unsichtbare Barriere
    vor sich her: Einige entsetzte Geschöpfe versuchten, an Wänden empor-
    zuklettern. Andere stoben durch schmale Gassen davon.
    »Warum haben die Tiere solche Angst?« fragte Gertie.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Angua.
    Einige panische Schafe sprinteten zur Seite, als sich die Gruppe der
    Kerzenfabrik näherte. Licht hinter den hohen Fenstern verriet, daß die
    Produktion auch während der Nacht weiterging.
    »In vierundzwanzig Stunden werden fast eine halbe Million Kerzen
    hergestellt«, sagte Karotte. »Angeblich soll es dort sehr moderne Maschi-
    nen geben. Das klingt interessant. Ich würde es mir gern ansehen.«
    Hinter dem Gebäude strahlte es hel im Nebel. Dort wurden Kisten
    mit Kerzen auf Karren geladen.
    »Hier scheint alles ganz normal zu sein«, meinte Karotte, als sie in ei-
    nem nahen Hauseingang anhielten.

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