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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zwerg mit einem Hammer in der Hand, doch das war allein ein
    Produkt der Phantasie des Schildmalers. Die Leute hielten Produkte, die
    »von Zwergen hergestel t« waren, für besser, und Thomas Schmitt erhob
    keine Einwände dagegen.
    Das Komitee Gleiche Höhe Für Zwerge hatte protestiert, al erdings
    nicht besonders laut, denn die meisten Mitglieder des Komitees waren
    Menschen, da Zwerge zuviel zu tun hatten, um sich mit solchen Angele-
    genheiten zu befassen.* Außerdem basierte der Protest auf der Tatsache,
    daß Herr Starkimarm alias Schmitt zu groß war – was eindeutig eine
    Größendiskriminierung darstel te und somit nach den Regeln des Komi-
    tees verurteilt werden mußte.
    Thomas ließ sich einen Bart wachsen, trug einen Eisenhelm, wenn er
    offizielle Personen in der Nähe wähnte, und erhöhte die Preise um
    zwanzig Prozent.
    Die Fal hämmer pochten nacheinander, angetrieben von einer großen
    Ochsen-Tretmühle. Schwerter wurden geschmiedet und Rüstungsteile
    geformt. Funken stoben.
    Starkimarm nahm den Helm ab (er hatte wieder Besuch von Komi-
    teemitgliedern erhalten) und wischte Schweiß von der Innenseite.
    »Dibbuk? Wo steckst du, verdammt?«
    Das Gefühl gefüllten Raumes veranlaßte ihn, sich umzudrehen. Der
    Golem stand direkt hinter ihm, das Licht der Esse spiegelte sich auf sei-
    nem dunkelroten Ton wider.
    »Ich habe dir doch mehrmals gesagt, daß du dich nicht so heranschlei-
    chen sol st«, rief Starkimarm, um den Lärm zu übertönen.
    Der Golem hob seine Schiefertafel.
    Ja.

    * Außerdem sahen Zwerge in ihrer Größe – beziehungsweise im Mangel daran –
    kein sonderliches Problem, Unter Zwergen gab es die Redensart: »Al e Bäume werden dicht über dem Boden gefäl t.« Es heißt al erdings, dies sei die revidierte (und zensierte) Version des Sprichworts: »Wenn seine Hände höher sind als dein Kopf, sind seine Lenden auf einer Höhe mit deinen Zähnen.«
    »Hast du alle Dinge deines heiligen Tages erledigt? Du bist ziemlich
    lange fort gewesen!«
    Kummer.
    »Nun, jetzt bist du ja wieder da. Übernimm den Hammer Nummer
    drei und schick Herrn Vincent in mein Büro, in Ordnung?«
    Ja.
    Starkimarm ging die Treppe zum Büro hinauf. Oben drehte er sich um
    und blickte durch die Schmiede. Er beobachtete, wie Dibbuk zum drit-
    ten Hammer stapfte und dem Vorarbeiter seine Schiefertafel zeigte. Er
    beobachtete, wie der Vorarbeiter Vincent fortging. Er beobachtete, wie
    Dibbuk einen Rohling, der ein Schwert werden sol te, für mehrere
    Hammerschläge festhielt – um ihn dann beiseite zu werfen.
    Starkimarm eilte die Treppe wieder hinunter.
    Auf halbem Wege nach unten sah er, wie Dibbuk seinen Kopf auf den
    Amboß legte.
    Als Starkimarm das Ende der Treppe erreichte, schlug der Hammer
    zum erstenmal zu.
    Als er die Schmiede halb durchquert hatte, gefolgt von einigen Arbei-
    tern, knal te der Hammer zum zweiten Mal auf Dibbuks Kopf herab.
    Als er bei Dibbuk ankam, folgte der dritte Hammerschlag.
    Das Glühen in den Augen des Golems verblaßte. Ein Riß bildete sich
    auf dem ausdruckslosen Gesicht.
    Der Hammer hob sich zum vierten Mal…
    »Duckt euch!« rief Starkimarm.
    … und dann blieben nur noch Tonscherben übrig.
    Als das Krachen verhal te, stand Thomas Starkimarm auf und klopfte
    seine Kleidung ab. Staub und Bruchstücke aus Ton bedeckten den Bo-
    den. Der Hammer war aus der Halterung gesprungen und lag neben dem
    Amboß, in einem Durcheinander aus Golemscherben.
    Starkimarm griff nach einem Stück Fuß, warf es beiseite und hob die
    heil gebliebene Schiefertafel auf.
    Darauf standen folgende Worte:

    Der alte Mann hat uns geholfen!
    Du sollst nicht töten!
    Ton von meinem Ton!
    Scham.
    Kummer.

    Der Vorarbeiter blickte über Starkimarms Schulter. »Was ist bloß in ihn
    gefahren?«
    »Woher soll ich das wissen?« erwiderte der Schmied scharf.
    »Ich meine, heute nachmittag brachte er wie immer den Tee. Anschlie-
    ßend ging er für ein paar Stunden fort. Und jetzt dies…«
    Starkimarm zuckte mit den Achseln. Ein Golem war ein Golem, und
    damit hatte es sich. Doch als er vor seinem inneren Auge noch einmal
    ablaufen ließ, wie der Bursche seinen Kopf auf den Amboß legte… Er
    schauderte.
    »Vorgestern habe ich gehört, daß die Sägemühle in der Düstergutstraße
    ihren Golem verkauft«, sagte der Vorarbeiter. »Hat einen ganzen Maha-
    gonistamm in Streichhölzer zersägt. Soll ich mal mit den Leuten reden?«
    Starkimarm blickte noch einmal auf die Schiefertafel.
    Dibbuk war nie sehr

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