Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
gesprächig gewesen. Er hatte rotglühendes Eisen
    getragen, Schwertrohlinge mit den Fäusten bearbeitet und die Schlacke
    aus der Schmelzerei entfernt – ohne sich jemals zu beklagen. Dibbuk
    hatte auf Starkimarm immer den Eindruck gemacht, daß es für ihn über-
    haupt nichts zu sagen gab – selbst dann nicht, wenn er hätte sprechen
    können. Er arbeitete einfach nur. So viele Worte hatte er nie zuvor ge-
    schrieben.
    Sie berichteten von dunkler Verzweiflung, von einem Selbst, das ge-
    schrien hätte, wenn es dazu imstande gewesen wäre. Das ist doch Un-
    sinn! dachte der Schmied. Golems können sich überhaupt nicht umbrin-
    gen. Oder?
    »Chef?« fragte der Vorarbeiter. »Soll ich Ersatz für Dibbuk beschaf-
    fen?«
    Starkimarm warf die Schiefertafel fort und beobachtete erleichtert, wie
    sie an der gegenüberliegenden Wand zerbrach. »Nein«, sagte er. »Räum
    nur die Scherben weg. Und laß den verdammten Hammer reparieren.«

    Feldwebel Colon schaffte es mit großer Mühe, seinen Kopf über das
    Niveau der nahen Bordsteinkante zu heben.
    »Ist… ist alles in Ordnung mit dir, Korporal Lord de Nobbes?« brach-
    te er hervor.
    »Keine Ahnung, Fred. Wessen Gesicht ist das?«
    »Meins, Nobby.«
    »Den Göttern sei Dank. Ich dachte schon, esch sei meins…«
    Colon sank zurück. »Wir liegen im Rinnstein, Nobby«, stöhnte er.
    »Ooh…«
    »Wir alle liegen im Rinnstein, Fred. Aber einige von uns schehen die
    Sterne…«
    »Nun, ich sehe dein Gesicht, Nobby. Sterne wären viel besser. Na los…«
    Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihnen, wieder auf die
    Beine zu kommen – sie zogen sich gegenseitig aneinander hoch.
    »Wo sind sind sind wir hier, Nobby?«
    »Ich bin ziemlich sicher, dasch wir die Geflickte Trommel verlassen haben. Äh… hat mir jemand ein Laken über den Kopf geschtülpt?«
    »Das ist der Nebel, Nobby.«
    »Und wessen Beine schind dasch hier unten?«
    »Ich schätze ich schätze, es sind deine Nobby. Ich habe meine eige-
    nen.«
    »Na schön. Gut Ooh… ich glaube, ich habe schiemlich viel getrunken,
    Fred.«
    »Hast das Zeug wie ein Lord runtergekippt.«
    Nobby hob vorsichtig die Hände und griff nach seinem Helm. Jemand
    hatte ihn mit einer Papierkrone verziert. Die suchenden Finger fanden
    einen Zigarettenstummel hinterm Ohr.
    Inzwischen hatte die unangenehme Stunde der Zechnacht begonnen:
    Nach einer erstklassigen Zeit im Rinnstein kam die Rache der Ernüchte-
    rung, während man gleichzeitig noch betrunken genug war, daß alles
    schlimmer werden konnte.
    »Wieso schind wir hier, Fred?«
    Colon kratzte sich am Kopf – und hörte sofort wieder damit auf, weil
    ihn das Geräusch störte.
    »Ich glaube…«, begann er und versuchte, die wirren Fetzen in seinem
    Kurzzeitgedächtnis zu sortieren. »Ich glaube… ja… mir scheint, es war
    die Rede davon, den Palast zu stürmen und dein Geburtsrecht zu for-
    dern…«
    Nobby schnappte so heftig nach Luft, daß er fast die Zigarette ver-
    schluckt hätte. »Dasch haben wir doch nicht getan, oder?«
    »Du hast uns dazu aufgefordert …«
    »Meine Güte…«, ächzte Nobby.
    »Aber unmittelbar darauf hast du dich übergeben.«
    »Dasch erleichtert mich sehr.«
    »Allerdings hat dein Mageninhalt Würger Hoskins getroffen. Zum
    Glück stolperte er über jemanden, bevor er uns erreichen konnte.«
    Colon klopfte auf seine Taschen. »Und ich habe noch das Geld aus der
    Teebüchse«, fügte er hinzu. Eine weitere Erinnerungswolke verdunkelte
    den Sonnenschein des Vergessens. »Äh… drei Cent sind davon übrig.«
    Diese bittere Botschaft verstand auch Nobby. »Wasch, nur drei Cent?«
    »Tja, weißt du… Als du anfingst, die teuren Getränke für alle Anwe-
    senden zu bestel en… Du hattest kein Geld, und wenn ich nicht bezahlt
    hätte…« Colons Zeigefinger glitt über seine Kehle. »Kssssh!«
    »Soll das heißen, du hast für dasch ganze Bier in der Trommel bezahlt?«
    »Wenn’s nur um das Bier gegangen wäre, hätten wir mehr als nur drei
    Cent übrigbehalten«, erwiderte Colon. »Aber irgendwann haben die Leu-
    te Krüge mit Gin bestellt.«
    Nobby versuchte, den Nebel deutlicher zu erkennen. »Niemand kann
    einen ganschen Krug vol er Gin trinken, Fred.«
    »Das habe ich dir immer wieder gesagt, aber du wolltest nicht auf mich
    hören.«
    Nobby schnupperte. »Wir sind in der Nähe des Flusses«, stellte er fest.
    »Wir sollten versuchen…«
    Jemand – etwas – brül te, und zwar ganz in der Nähe. Ein dumpfes, langezogenes Brül en,

Weitere Kostenlose Bücher