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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht sagen,
    was.
    »Wir übersehen etwas, Kleinpo«, sagte er.
    »Ja, Herr Kommandeur.«
    »Nehmen wir die Fakten. Wenn man jemanden langsam vergiften
    möchte, verabreicht man ihm ständig kleine Dosen, mindestens einmal
    am Tag. Wir haben al e Dinge überprüft, die zu den normalen Aktivitä-
    ten des Patriziers gehören. Die Luft im Zimmer kommt nicht in Frage –
    immerhin sind wir schon eine ganze Weile hier drin, ohne daß wir irgend
    etwas spüren. Darüber hinaus können wir ziemlich sicher sein, daß al e
    Speisen und Getränke in Ordnung sind. Wird Lord Vetinari von etwas
    gestochen? Kann man Mücken vergiften? Wir brauchen…«
    »Entschuldigung.«
    Mumm drehte sich um.
    »Detritus? Ich dachte, du hättest den Dienst inzwischen beendet.«
    »Ich mir gegeben haben lassen Adresse des Zimmermädchens nami-
    gens Leicht«, sagte der Troll. »Ich hingegangen bin und angetroffen habe
    viele Besucher.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nachbarn und so. Überal Frauen haben geweint. Und dann mir fiel
    ein, was du gesagt hast über das Diplo-Wort.«
    »Diplomatie?« vermutete Mumm.
    »Ja. Manchmal es besser ist, nicht anzuschreien Leute. Ich glaubte, es
    sein Situation, die erfordert feines Gefühl. Außerdem die Leute warfen
    mit Dingen nach mir. Ich deshalb beschloß, hierher zurückzukehren. Die
    Adresse ich habe aufgeschrieben. Und jetzt ich nach Hause gehe.« Er
    salutierte und schwankte ein wenig von dem wuchtigen Schlag. Dann
    drehte er sich um und ging.
    »Danke, Detritus«, sagte Mumm und sah auf den Zettel, den er vom
    Trol erhalten hatte.
    »Unbesonnenheitsstraße Nummer siebenundzwanzig, erster Stock hin-
    ten«, las er. »Meine Güte!«
    »Kennst du die Adresse, Herr Kommandeur?« fragte Grinsi.
    »Ja«, bestätige Mumm. »Ich bin in dieser Straße geboren. Drüben bei
    den Schatten. Leicht, Leicht, Leicht. Ja, jetzt fäl t’s mir wieder ein. Eine Frau Leicht wohnte in unserer Straße. Ziemlich dünn. Nähte viel. Große
    Familie. Alle Familien waren groß. Es gab praktisch keine andere Mög-
    lichkeit, sich warm zu halten…«
    Mit gerunzelter Stirn starrte er auf den Zettel. Vermutlich bedeutete es
    überhaupt nichts. Es kam immer wieder vor, daß Dienstmädchen ihre
    Mutter besuchten, weil es in der Familie einen mehr oder weniger wich-
    tigen Zwischenfal gegeben hatte. Was hatte seine Großmutter einmal
    gesagt? »Der Sohn bleibt ein Sohn, bis er sich eine Frau nimmt. Die
    Tochter bleibt ihr Leben lang eine Tochter.« Einen Wächter dorthin zu
    schicken war sicher reine Zeitverschwendung…
    »Die Unbesonnenheitsstraße«, murmelte er, den Blick noch immer auf
    den Zettel gerichtet. Genausogut könnte die Straße Erinnerungsweg
    heißen. Nein, die Kräfte der Wache durften nicht mit einer solchen Jagd
    nach Gespenstern vergeudet werden. Aber vielleicht konnte er dort
    selbst einmal vorbeischauen. Auf dem Heimweg. Wenn er Zeit dafür
    fand.
    »Äh… Kleinpo?«
    »Herr Kommandeur?«
    »Auf deinen… deinen Lippen. Das Rote… äh… auf deinen Lippen…«
    »Lippenstift, Herr Kommandeur.«
    »Oh… äh… Lippenstift? Gut. Lippenstift.«
    »Obergefreiter Angua hat ihn mir gegeben, Herr Kommandeur.«
    »Das war sehr nett von ihr«, erwiderte Mumm. »Glaube ich.«

    Man nannte sie die Rattenkammer. Rein theoretisch bezog sich dieser
    Name nur auf die Dekoration. Ein früherer Bewohner des Palastes hatte
    Darstel ungen von tanzenden Ratten für eine gute Idee gehalten. Der
    große Teppich war mit Rattenmustern verziert. An der Decke tanzten
    Ratten im Kreis; ihre Schwänze verknoteten sich in der Mitte. Nach ei-
    ner halben Stunde in diesem Raum verspürten die meisten Leute den
    dringenden Wunsch, sich zu waschen.
    Was unter den gegebenen Umständen bedeutete, daß bald viel heißes
    Wasser gebraucht wurde – die Rattenkammer fül te sich schnell.
    In gegenseitigem Einvernehmen führte die in jeder Hinsicht gewichtige
    Rosemarie Palm, Präsidentin der Näherinnengilde* den Vorsitz. Immer-
    hin gehörte sie zu den dienstältesten Gildenoberhäuptern.
    »Ruhe, bitte! Meine Herren!«
    Der al gemeine Geräuschpegel sank ein wenig.
    »Herr Witwenmacher?« fragte sie.
    Der Chef der Assassinengilde nickte. »Meine Freunde, ich glaube, wir
    sind uns al e der Situation bewußt…«, begann er.
    »Ja, ebenso wie dein Buchhalter!« rief jemand. Nervöses Gelächter er-
    klang, aber nicht sehr lange – niemand lachte lange über jemanden, der
    genau weiß, wieviel man tot wert ist.
    Witwenmacher lächelte. »Meine

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