Hohle Köpfe
gastronomischen Gewerbe«,
sagte Colon.
Der Kleine Irre Arthur stemmte die Hände in die Hüften. »Weißt du,
was mit dem letzten Burschen passiert ist, der so einen Witz gerissen
hat?«
»Äh… nein« entgegnete Colon.
» Niemand weiß es«, fuhr der Kleine Irre Arthur fort. »Weil man den Betreffenden nie gefunden hat. Ist das alles? Ich muß noch ein Wespennest entfernen, bevor ich nach Hause gehe.«
»Du hast die Ratten also unter den Schlachthäusern gefangen?« beharr-
te Colon.
»Ja. Dort wird man schnell fündig. In dem Viertel gibt es Gerber, Talg-
verarbeiter, Fleischer und Leute, die Würstchen herstellen. Für Ratten ist das gutes Weideland.«
»Äh… ich verstehe«, sagte Colon. »Nun, ich schätze, wir haben genug
von deiner Zeit in Anspruch genommen…«
»Wie wirst du mit Wespen fertig?« fragte Nobby fasziniert. »Vertreibst
du sie mit Rauch?«
»Es wäre unsportlich, ihnen überhaupt keine Chance zu lassen«, ant-
wortete der Kleine Irre Arthur. »Normalerweise nehme ich sie mir ein-
zeln vor, aber wenn ich besonders viel zu tun habe, besorge ich mir das
schwarze Pulver, das die Alchimisten verkaufen, und bastle daraus Knall-
frösche.« Er deutete auf die Gurte über seiner Brust.
»Du sprengst die Nester?« entfuhr es Nobby. »Das klingt aber nicht
sportlich fair.«
»Glaubst du? Versuch mal, sechs Zündschnüre auszulegen und anzu-
zünden, dir anschließend den Weg aus dem Nest freizukämpfen…«
»Eigentlich hat’s gar keinen Sinn, Fred«, sagte Nobby, als sie da-
vonschlenderten. »Einige Ratten haben irgendwo Gift gefressen, und der
Kleine Irre Arthur hat sie anschließend gefangen. Was sol en wir in dem
Fal unternehmen? Es ist schließlich nicht verboten, Ratten zu vergiften.«
Colon kratzte sich am Kinn. »Ich schätze, wir könnten Schwierigkeiten
bekommen, Nobby. Ich meine, al e sind damit beschäftigt zu ermitteln
und so, und vielleicht stehen wir beide plötzlich wie Tölpel da. Möchtest
du zur Wache zurückkehren und sagen: Wir haben mit dem Kleinen
Irren Arthur gesprochen, und er meinte, ihn trifft keine Schuld. Ich mei-
ne, wir sind doch Menschen. Ich bin jedenfal s einer, und du vermutlich ebenfal s. Aber wir bilden hier eindeutig die Nachhut, wenn du verstehst,
was ich meine. Ich sage dir, dies ist nicht mehr meine Wache, Nobby.
Trolle, Zwerge, Wasserspeier… Ich habe nichts gegen sie, du kennst
mich, aber ich freue mich schon auf meinen kleinen Bauernhof mit
Hühnern vor der Tür. Und ich würde es keineswegs bedauern, die Wa-
che mit einer Tat zu verlassen, auf die ich stolz sein kann.«
»Was sollen wir denn machen? Willst du beim Viehmarkt vielleicht an
al e Türen klopfen und fragen, ob jemand Arsen hat?«
»Warum nicht?« erwiderte Colon. »Gehen und reden. Das betont
Mumm immer wieder.«
»Aber beim Viehmarkt gibt es Hunderte von Türen! Und die Leute sagen bestimmt nein.«
»Ja. Aber wir müssen wenigstens fragen. Heute ist es nicht mehr so wie früher, Nobby. Das mit dem Ermitteln… das ist moderne Polizeiarbeit,
jawohl. Heutzutage müssen wir Resultate erzielen. Ich meine, die Wache
wird immer größer. Ich hab nichts dagegen, daß der alte Detritus zum
Feldwebel befördert worden ist. Er ist gar nicht so übel, wenn man ihn
besser kennt. Aber eines Tages könnte es passieren, daß ein Zwerg Be-
fehle erteilt. Für mich spielt’s keine Rolle, weil ich dann auf meinem kleinen Bauernhof bin…«
»Wo du Hühnern nachläufst«, meinte Nobby.
»… aber du mußt an deine Zukunft denken. So wie sich die Dinge
entwickeln… Vielleicht wird bald ein neuer Hauptmann gebraucht. Es
wäre echt mies, wenn er Starkimarm oder Schiefer hieße. Deshalb rate
ich dir: Nimm deine Chancen wahr.«
»Hast du dir nie gewünscht, Hauptmann zu werden, Fred?«
»Ich? Ein Offizier? Ich habe meinen Stolz, Nobby. Sol en die Offiziere
ruhig Offiziere sein. Ich hab nichts gegen sie, aber mein Platz ist beim
einfachen Mann.«
»Wenn das bei mir doch auch der Fal wäre«, stöhnte Nobby. »Sieh
nur, was ich heute morgen in meinem Fach gefunden habe.«
Er reichte Colon eine rechteckige Karte mit goldenem Rand. »›Lady
Selachi ist heute nachmittag ab fünf Uhr zu Hause und würde sich über
den Besuch von Lord de Nobbes freuen‹«, las Fred. »Oh.«
»Ich habe von diesen reichen alten Frauen gehört«, sagte Nobby nie-
dergeschlagen. »Bestimmt möchte sie, daß ich ihr Giggelo werde.«
»Nein, nein«, erwiderte Colon und
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