Holidays on Ice
Lieben ganz heftig die Allerfrohesten Weihnachten von der gesamten Familie Dunbar zu w ünschen: Clifford, Jocelyn, Kevin, Jacki, Kyle und Que Sanh!!!!!
Einige von Euch lesen dies jetzt wahrscheinlich und kratzen sich beim Namen »Que Sanh« den Kopf. »Der passt doch gar nicht zu den anderen Vornamen in der Familie«, sagt Ihr Euch. »Haben sich diese verrückten Dunbars etwa eine Siamkatze zugelegt?«
Nicht schlecht geraten.
Gestattet uns, denen von Euch, die in einer H öhle hausen und nichts mitgekriegt haben, Que Sanh Dunbar vorzustellen, die, im Alter von zweiundzwanzig Jahren, das neueste Familienmitglied ist.
Erstaunt?
DAMIT STEHT IHR NICHT ALLEIN!!!!!!!
Es scheint n ämlich, als habe Clifford, Gatte der Schreiberin dieser Zeilen und Vater unserer drei natürlichen Kinder, vor zweiundzwanzig Jahren aus Versehen die Saat für Que Sanh während seines kleinen Abstechers nach, na, wohin? gelegt ...? Na, wohin wohl?
VIETNAM!!!!
Das war nat ürlich Jahre, bevor Clifford und ich ge heiratet haben. Als er eingezogen wurde, waren wir vorverlobt, und der lange Zeitraum der Trennung forderte von uns beiden seine Opfer. Ich habe regelm äßig korrespondiert. (Jeden Tag habe ich ihm geschrieben, sogar wenn mir nichts Interessantes einfiel. Seine Briefe kamen sehr viel seltener, aber ich habe alle vier aufbewahrt!)
W ährend ich sowohl Zeit wie Neigung hatte, meine Gefühle in Briefumschläge zu stecken, kannte Clifford, wie Tausende anderer amerikanischer Soldaten, einen solchen Luxus nicht. Während wir übrigen in unseren sicheren und behaglich eingerichteten Häusern die Abendnachrichten verfolgten, kam er in den Abendnachrichten vor, bis zur Hüfte in einem Schützengraben voll abgestandenem Wasser. Die Risiken und die Qualen des Krieges sind etwas, was die meisten von uns sich glücklicherweise auch nicht in Ansätzen vorstellen können, und da können wir, finde ich, von Glück sagen.
Clifford Dunbar hat, vor zweiundzwanzig Jahren, ein junger Mann in einem vom Krieg zerrissenen Land, einen Fehler gemacht. Einen schrecklichen, verabscheuungsw ürdigen Fehler. Einen dummen, unüberlegten, permanenten Fehler mit furchtbaren, quälenden Folgen. Aber wer seid Ihr, wer sind wir, dass wir über ihm den Stab brechen? Besonders jetzt, wo Weihnachten unmittelbar bevorsteht. Wer sind wir, dass wir ein Urteil fällen?
Als seine Versetzung um war, kehrte Clifford nach Hause zur ück, wo er den zweitschlimmsten Fehler seines Lebens machte (ich beziehe mich auf seine kurze ((acht Monate)) »Ehe« mit Doll Babcock), und danach waren wir wieder vereint. Wir wohnten damals, wie Ihr Euch vielleicht erinnert, in diesem winzigen Apartment drüben in der Halsey Street. Clifford hatte gerade seine ihn ausfüllende Karriere bei der Vereinigten Sampson auf Gegenseitigkeit begonnen, und ich arbeitete Teilzeit in der Buchhaltung von Hershel Beck, als ... auch schon die Kinder kamen!!!!!! Wir haben gekämpft und gespart und uns irgendwann dann (endlich!!) unser Haus am Tiffany Circle gekauft, Nummer 714, wo der Dunbar-Klan bis zum heutigen Tage seinen Nistplatz hat!!!!
Hier war es, Tiffany Circle 714, wo ich zum ersten Mal Que Sanh sah, die zu (wie es das Schicksal wollte) Halloween auf unserer Schwelle stand!!!
Zuerst hielt ich sie f ür eins dieser HalloweenKinder, die »Gib mir was, sonst setzt es was!« rufen! Sie trug, erinnere ich mich, einen Rock von der Größe eines Bierwärmers, eine kurze Pelzjacke und, im Gesicht, genug Rouge, Lidschatten und Lippenstift, um unser gesamtes Haus anzustreichen, innen wie außen. Sie ist sehr klein, und ich dachte, sie wäre ein Kind. Ein Kind, das sich als Prostituierte verkleidet hat. Ich gab ihr eine Handvoll Schokolade mit Nougats und hoffte, dass sie, wie die anderen Kinder, rasch zum nächsten Haus weiterzieht.
Aber Que Sanh war kein Kind, das »Gib mir was, sonst setzt es was!« ruft.
Ich wollte die T ür wieder schließen, wurde daran aber von ihrem Dolmetscher gehindert, einem sehr feminin aussehenden Mann, der einen Aktenkoffer trug. Er stellte sich auf Englisch vor und sprach dann mit Que Sanh in einer Sprache, die ich inzwischen auf die harte Tour als Vietnamesisch zu identifizieren gelernt habe. W ährend uns die Sprache aus dem Mund fließt, hört sich die vietnamesische Sprache an, als würde sie dem Sprecher durch eine Serie schwerer und gnadenloser Schläge in die Magengrube abgepresst. Die Wörter als solche sind Schmerzenslaute. Que Sanh antwortete dem Dolmetscher,
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