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Holidays on Ice

Holidays on Ice

Titel: Holidays on Ice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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man sieht, wie die Gesichter l änger werden. Diese Bilder werden zum Entwickeln in ein Labor geschickt. Das braucht seine Zeit, die vielen Bilder, so kurz vor den Feiertagen. Wenn sie wollen, dass ihre Bilder vor Weihnachten ankommen, sollen sie in der ersten Woche kommen, wenn WeihnachtsLand frisch eröffnet hat. Viele wollen ihr Geld zurück, wenn sie erfahren, dass ihre Bilder nach Weihnachten kommen werden, im Januar, wenn Weihnachten längst vergessen ist. Nullbuchung.
    Heute war viel zu tun, und damit es ein bisschen mehr Spa ß macht, habe ich die Transaktion beendet, indem ich dem Kunden eine Quittung überreichte und sagte: »Ihre Fotos werden Ihnen am 10. August mit der Post zugeschickt.«
    August ist viel komischer als Januar. Wie ich diesen Gesichtsausdruck liebe, wenn der Mund ein perfektes O bildet.
    Heute war mein letzter Arbeitstag. Man hatte uns gesagt, Heiligabend w äre wenig zu tun, aber heute war der Tag, auf den die Woche Grundausbildung uns vorbereiten sollte. Es war ein Tag der Non-stop-Action, ein Tag, den die Geschäftsführer zu einem guten Teil mit ihren Sprechfunkgeräten verbrachten.
    Ich wurde Zeuge eines Faustkampfs zwischen zwei M üttern und beobachtete, wie eine Frau einen ernsten, beklemmungsbedingten Angst-Anfall erlitt: Sie fiel zu Boden und rang nach Luft und fuchtelte mit den Armen, als wolle sie Flederm äuse verscheuchen. Ein Vater aus Long Island nannte den Weihnachtsmann eine Schwuchtel, weil der nicht die Zeit gehabt hatte, seinem Kind »Morgen, Kinder, wird's was geben« zu deklamieren. An der Tete langer Schlangen hinterließen Eltern Wegwerfwindeln vor der Haustür des Weihnachtsmanns. Es war die ruppigste Menge, die ich je gesehen habe, und wir hatten nicht genug Zwerge, weil viele einfach nicht gekommen waren oder sich krank gemeldet hatten. Unsere Mittagspause wurde halbiert, und die Kaffeepausen wurden ganz gestrichen. Viele Zwerge beklagten sich bitterlich, aber wir anderen sahen plötzlich den Moment gekommen, auf den wir nur gewartet hatten. Es war wir gegen sie. Es war Zeit, Frontschwein zu sein, und ich brachte mich voll ein. Mein Weihnachtsmann und ich hatten sie rauf auf den Schoß, runter vom Schoß in sage und schreibe fünfundvierzig Sekunden. Wir waren eine leistungsfähige Maschine, von Chaos umgeben. Der Feierabend kam und ging für uns beide, und wir verschwendeten keinen Gedanken daran. Mein Flugzeug sollte um acht starten, und ich blieb bis zum letzten Augenblick, im Geiste die Fahrzeit zum Flughafen überschlagend. Widerstrebend meldete ich mich bei der Geschäftsführer in ab und sagte, jetzt müsse ich aber wirklich los. Sie saß an der Kasse und schrie eine Kundin an. Sie nannte doch tatsächlich diese Kundin eine Zicke. Ich berührte sie am Arm und sagte: »Ich muss jetzt aber.« Sie legte mir die Hand auf die Schul ter, dr ückte sie sanft und setzte ihre Konversation fort: »Sagen Sie dem Vorstandsvorsitzenden von Macy's nicht, dass ich Sie eine Zicke genannt habe. Sagen Sie ihm, ich habe Sie eine ganz beschissene Zicke genannt, denn genau das sind Sie. Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Blickfeld, bevor ich etwas tue, was wir beide bereuen.«

Frohe Weihnacht allen Bekannten und Verwandten!!!
    Viele von Euch, liebe Freunde und Familienmitglieder, kriegen jetzt wahrscheinlich einen Schreck, wenn sie unseren j ährlichen Feiertags-Rundschrieb in Händen halten. Ihr habt von der Tragödie, die uns jüngst ereilte, in der Zeitung gelesen und habt bestimmt geglaubt, wenn man plötzlich so viele juristische Sorgen und »Scherereien« hat, steckt der Dunbar-Klan einfach den Kopf in den Sand und schwänzt die gesamten bevorstehenden Weihnachtsfeiertage!!
    Ihr sagt: »Wie soll denn die Familie Dunbar ihren schrecklichen Verlust betrauern und die Traditionen der Weihnachtsfeiertage hochhalten. So stark ist keine Familie«, denkt Ihr bei Euch.
    Dann denkt lieber noch mal nach!!!!!!!
    Zwar hat dies vergangene Jahr beim »Geben« unserer Familie ein schlechtes »Blatt« voll Weh und Ach zugeteilt, aber wir haben (bisher!) das Unwetter überlebt und werden das auch weiterhin so halten! Unser Baum steht im Wohnzimmer wie eine 1, die Str ümpfe sind aufgehängt, und wir erwarten ungeduldig die Ankunft eines gewissen wohlbeleibten Herrn, der vorne auf den Namen »Weih« und hinten auf den Namen »Nachtsmann« hört!!!!!!!!!!!!
    Unser treuer PC hat schon vor Wochen unsere Wunschzettel ausgedruckt, und jetzt werfen wir ihn wieder an, um Euch und Euren

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