Hollisch verliebt
mir gut. Alles kommt in Ordnung.“
„Ja, bestimmt.“ Oder, Elijah?
Schweigen.
Aden seufzte. Er würde sich bei dem Hellseher entschuldigen müssen, aber nicht hier. Vielleicht würde er dafür ein bisschen kriechen müssen, deshalb wollte er auf jeden Fall allein sein. Er gab Victoria einen langen sanften Kuss, ohne auf ihre Zuschauer zu achten. „Ich bin bald wieder da. Hast du dein Handy bei dir?“
Sie nickte.
„Schick mir eine SMS, wenn die Wölfe zurückkommen. Oder wenn du etwas brauchst. Oder Angst bekommst. Oder wenn du …“
„Mache ich.“ Sie lachte, und dieser wunderbare Klang lockerte die Anspannung zwischen ihnen. „Geh jetzt.“
Nach einem weiteren Kuss – er konnte sich nicht bremsen – ging er mit Seth zur Ostseite des Gebäudes.
„Was sehen wir uns denn an?“, fragte Seth.
Als sie eine Tür mit einem Vorhängeschloss erreichten, befiel Aden ein ungutes Gefühl. „Ich denke, das wissen wir gleich.“
22. KAPITEL
Für Vampire oder Gestaltwandler war ein Mensch, der zwei andere Menschen bewachte, in etwa so, als würde ein Kleinkind weitere Kleinkinder beschützen. Kein Hindernis. Und Victoria war sich über ihren Zustand völlig im Klaren. Sie war durch und durch ein Mensch.
Vorhin hatte sie sich das Handgelenk aufgeschnitten und ihr Blut in ein Glas gefüllt, damit Aden endlich trinken konnte – ohne ihr Geheimnis aufzudecken oder sie beide durch einen Biss süchtig zu machen. Die Klinge war nicht mit je la nune getränkt gewesen, trotzdem hatte sie ohne Probleme Victorias Haut durchschnitten. Bis jetzt war die Wunde noch nicht verheilt. Und Scharfzahn hatte aufgehört zu brüllen, er wimmerte nicht einmal mehr.
„Bist du mit Aden zusammen?“, fragte Ryder. Zum ersten Mal, seit er mit angesehen hatte, wie Nathan sich verwandelt hatte, entspannte er sich ein wenig.
Victoria lehnte sich seitlich gegen die Kopfstütze und blickte nach hinten. „Ja.“ Glaube ich zumindest. Seit er in ihrem Bett aufgewacht war, war er freundlich, zärtlich und lieb gewesen. Fast so wie früher. Sie musste sich ständig zurückhalten, um sich ihm nicht in die Arme zu werfen und alles zu gestehen: ihre Ängste, ihre Schwächen … ihre Liebe. Doch die Angst vor Zurückweisung schweißte ihr die Lippen zusammen.
„Stört es dich nicht, dass er verrückt ist?“
Ein Glück, dass ihr Monster so ruhig war. Diese Frage traf derart daneben, dass sie – oder Scharfzahn – sonst vielleicht über den Sitz gehechtet wäre, um Ryder die Zunge herauszureißen. „Er ist nicht verrückt.“
„Er redet mit sich selbst. Oder mit den Seelen, wie er sie nennt. Ich bin ja kein Arzt, aber das ist doch Wahnsinn, wie er im Buche steht.“
Sie drehte sich weiter herum und starrte ihn finster an. Er erinnerte sie an Draven, in seiner arglosen Art, mit der er ihre Aggressionen schürte. „Ich trinke Blut.“ Habe ich zumindest früher getan. „Und meine besten Freunde verwandeln sich in Wölfe. Sind wir etwa auch verrückt?“
Er hob die Mundwinkel, doch statt amüsiert sah er damit nur traurig aus. „Wahrscheinlich.“
„Halt die K…Klappe“, sagte Shannon. „S…sofort.“
„Was soll das?“ Ryder schlug mit der Faust gegen den Wagenhimmel.
„Diese ganze Geschichte ist total irre, und alle benehmen sich, als wäredas total normal.“
„Warum bist du dann hier?“, wollte Victoria wissen. „Wieso bist du mitgekommen?“
„Mir war langweilig.“ Sein Ton war schnoddrig, seine Miene provokant.
Shannon musterte ihn mit wachsendem Entsetzen. Warum war er so erschrocken? Victoria warf einen Blick auf die roten Leuchtziffern der Uhr im Armaturenbrett. Vor dreiundzwanzig Minuten waren Nathan und Maxwell gegangen, Aden vor neunzehn. Wann würden sie zurückkommen?
„‚M…mir war langweilig‘, sagt der J…Junge, der sich s…sonst aus allem raushält? Nein. Ich k…kenne dich doch. Was hast d…du gemacht? Warum wolltest du aus C…Crossroads weg?“
„Ich habe gar nichts gemacht.“ Ryder rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. „Ich wollte auch nicht weg. Aden hat gesagt, dass wir mitkommen sollen.“
So schnell gab Shannon nicht auf. „W…was zum T…Teufel hast du gemacht? S…sag es einfach. Ich w…weiß es schon. Ich w…wollte es nicht glauben, aber du warst g…gestern Abend weg, nachdem w…wir … danach halt. Du hast nach Benzin gerochen. Du hast gesagt, du hättest am L…Laster gearbeitet, und ich habe d…dir geglaubt. Aber du … du … Sag es!“
Ryder
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