Hollisch verliebt
sage ich es auch zu dir.“ Auch wenn Aden mit seiner Gegenwart nicht gerade glücklich war, wollte er sie nicht noch schlimmer machen. „Nein, nein, tausendmal nein. Das wäre also geklärt. Außerdem ist nicht wichtig, wer das Foto aufgenommen hat.“
Das weißt du doch gar nicht.
„Du bist im Dezember gestorben. Das Foto wurde eindeutig im Frühling aufgenommen. Und wir wissen beide, dass du dich an den Tag erinnern musst, an dem du gestorben bist, sonst funktioniert es nicht.“
Julian grummelte enttäuscht. Ich erinnere mich aber nicht. Irgendwas müssen wir machen. Wir müssen was versuchen.
„Wir fahren noch mal zu Tonya. Ich zwinge sie dazu, mit mir zu reden.“
Nein. Ich will nicht, dass ihr was passiert, platzte es aus Julian heraus, bevor er stockte. Ich weiß ja, dass du ihr nichts tust. Ich will nur nicht … ach, keine Ahnung. Sie soll nicht noch mehr leiden.
Aden horchte auf. Brachen sich da Julians frühere Gefühle Bahn? Hatte er die Frau geliebt, wie Elijah vermutete? Er … Moment, Moment. Drei kleine Wörter waren Aden aufgefallen. „Du hast gesagt, ‚nicht noch mehr‘. Sie solle ‚nicht noch mehr‘ leiden. Warum hat sie gelitten?“
Ich … ich weiß nicht.
Vielleicht denkst du zu angestrengt nach, sagte Caleb. Wenn wir uns ein bisschen entspannen, fallen uns die Antworten vielleicht von ganz allein ein.
Aden glaubte nicht daran, dass er sich in nächster Zukunft entspannen konnte.
Ähm, Aden. Victoria steckt in Schwierigkeiten, meldete sich plötzlich Elijah.
„Was!“ Aden hob ruckartig den Kopf, und er blickte unwillkürlich zur Tür. Anders als bei dem Spiegel in der Villa konnte er durch das Holz nicht hindurchsehen. Einen Herzschlag später war er aufgesprungen. „Was ist mit ihr?“
Ich weiß, dass ich damit mein Versprechen breche, aber Tucker ist da draußen mit einem Messer, und er ist entschlossen, es zu benutzen. Mary Ann und Riley sind auch draußen. Ich dachte, das solltest du wissen.
„Geht es ihnen gut?“ Diesem Verräter hätte er nie trauen dürfen. Im Moment ja.
Im Moment. Die Worte packten Aden wie eine Schlinge um den Hals. Wenn er kopflos losschlug, würde Tucker vielleicht ebenfalls ausrasten. Okay, okay. Er musste darüber nachdenken und sich einen Plan zurechtlegen. Auch wenn er zornig auf Victoria war, es durfte ihr nichts passieren. Keinem durfte etwas passieren.
Er lief auf und ab. Wenn er versuchte zu lauschen, hörte er nur Kleider rascheln. Warum?
„Weißt du, wo genau jeder im Zimmer ist?“
Zwei Sekunden verstrichen. Vier. Das Rascheln wurde lauter, aber mehr geschah nicht.
Tucker und Riley kämpfen mit Messern, erklärte Elijah plötzlich. Beide sind ziemlich schwer verwundet. Überall ist Blut.
Aden schnappte entsetzt nach Luft. Victoria wollte dazwischengehen. Jetzt ist sie bewusstlos. Mary Ann ist …
Junior warf sich gegen Adens Schädel. Plötzlich loszuschlagen war kein Problem mehr. Victoria war verletzt. Niemand verletzte Victoria. Er war so durchdrungen davon, sie zu beschützen, dass er nicht einmaldie Tür öffnete. Er trat sie einfach ein, dass es Splitter hagelte.
Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was er da sah und hörte. Oder eben nicht hörte.
Erstens war das Zimmer völlig verwüstet, der Nachttisch umgeworfen, die Lampe in hundert Teile zerbrochen, und das Telefon steckte in der Wand fest. Trotzdem hatte Aden durch die papierdünne Badezimmertür nicht mehr als das Kleiderrascheln gehört. Das war immer noch das einzige Geräusch. Dabei gingen die Jungs wie Tiere aufeinander los, sie schleuderten sich gegenseitig auf die Betten, den Boden, gegen die Kommode.
Aden begriff, dass Tuckers Illusionen nun auch Geräusche einschlossen.
Zweitens hatte er selbst schon gegen Tucker gekämpft und bemerkt, dass der Dämon nicht alles gab. Er breitete sogar die Arme aus, damit Riley ihm die Fäuste ins Gesicht hämmern konnte. Allerdings nur, bis sich sein Überlebenswille meldete. Tucker reagierte wahrscheinlich, ohne nachzudenken, und schleuderte den Gestaltwandler von sich.
Als Drittes bemerkte Aden den metallischen Geruch von Blut, der Junior noch stärker anstachelte. Das Monster tobte durch Adens Verstand, und seine Klauen rissen tiefe Wunden. Aden verzog das Gesicht vor Schmerz. Nicht mehr lang, bis sein Hirn völlig zerfetzt war.
Viertens wich Mary Ann den Kämpfern aus und suchte dabei panisch nach einer Waffe.
Fünftens lag Victoria bewusstlos auf dem Boden. Aus ihrer Nase sickerte Blut.
Niemand tut
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