Holly greift nach den Sternen
ist schon Wochen her, dass ich dich wegen der Anbaggerei von Reed angemacht habe. Jetzt krieg dich endlich mal wieder ein!«
Sie knallte die Tür zu, was sehr rücksichtslos war, da Holly gerade vorsichtig in Schuhe mit Zwölfzentimeterabsätzen schlüpfte. Sekunden später war Candy wieder da. »Ich geh in zehn Minuten los, ob du fertig bist oder nicht.«
Im hinteren Teil der Limo herrschte so dicke Luft, dass Holly sich wünschte, sie hätte selbst für ihren Transport gesorgt. In dem Auto hatten mindestens zwölf Personen Platz, deshalb war glücklicherweise reichlich Abstand zwischen ihr und Candy - die ein höchst seltsames, wahrscheinlich aus alten Zeitungen genähtes Kleid anhatte.
»Wann hörst du endlich auf mit dem beleidigten Getue?«, brach es plötzlich aus Candy heraus. »Das ist ja so was von kindisch.«
Candy war schrecklich streitsüchtig. Manchmal vergaß sie, dass nicht mehr den lieben langen Tag Kameras auf sie gerichtet waren und dass das Leben kein ununterbrochenes Drama sein musste.
»Ich bin nicht beleidigt«, widersprach Holly. »Du warst gemein zu mir und bist in meine Privatsphäre eingedrungen. Ich war in der Badewanne!«
»Du bist dauernd in der bescheuerten Badewanne, na und? Ich war gemein zu dir? Und wenn schon, das ist doch schnurz.«
»Es ist nicht schnurz, wenn du andere Menschen respektlos behandelst«, sagte Holly schlicht, denn es stimmte.
»Na hör mal, du hast Reed und mich auch nicht respektiert, als du deine Beine und Titten vor ihm entblößt hast und...«
Holly hatte sich noch nie so über ihren Sidekick gefreut, als der plötzlich die Titelmelodie von Hollys Haus plärrte. Sie suchte eifrig danach.
»Holly hier«, zwitscherte sie und ignorierte Candys verächtliches Schnauben.
»Süße, ich bin’s, Amber.« Holly sank das Herz. Amber gurrte nur dann so liebevoll, wenn sie etwas wollte.
»Hey, Amber, was gibt’s?«
»Kann ich denn mein Mädelchen nicht einfach so anrufen, um mit ihr zu plaudern?«
Nach Hollys Erfahrung war das noch nie passiert, aber sie spielte bereitwillig mit. »Also, ist alles in Ordnung mit dir und den, ähm, Föten?«
»Ach, ich hab ihnen einen Agenten besorgt, und er sucht nun nach neuen Shows, um ihnen eine Rolle in einer Serie zu verschaffen, also drück uns die Daumen.«
»Das ist ja echt toll, Mom.« Holly bemühte sich, Begeisterung in ihre Stimme zu legen. Sie war sich nicht sicher, ob es ihr gelang.
»In der ersten Woche nach deiner Geburt hattest du Gelbsucht.« Holly konnte förmlich fühlen, wie Amber am anderen Ende schauderte. »Du warst total gelb. Es war echt widerlich, aber ich hab für die Zwillinge schon Vitamin-K-Spritzen geordert, deshalb können wir gleich nach der Geburt Set-Cards machen lassen. Sag mal, hast du Arbeit gekriegt?«
Holly musste keine Sekunde lang überlegen. »Ich hab ein paar super aufregende Projekte für die Zukunft an der Hand.«
»Das ist doch Scheiße, Baby! Was hab ich dir immer gesagt? Na los, was sage ich immer?«
»Nichts ist sicher, bevor der Vertrag unterschrieben ist«, knirschte Holly widerwillig. Natürlich lauschte Candy schamlos. »Ich weiß das, aber London ist nicht L. A. und ich muss erst mal mit meinem Publicityagenten eine Basis aufbauen.«
Das hörte sich sogar in ihren Ohren äußerst dünn an.
»Holly, ich komme jetzt mal zur Sache«, sagte Amber schnell, denn nun hatten sie die Höflichkeiten hinter sich und sie konnte zum eigentlichen Grund für ihren ersten Anruf seit mehr als einem Monat kommen. »Ich brauche Geld. Ich hab Arztrechnungen, Agentenhonorare und ich muss eine Kaution für eine größere Wohnung hinterlegen...«
»Ich hab kein Geld, Mom, das habe ich dir schon gesagt.« Holly log und hatte Gewissensbisse. »Wenn ich Arbeit habe...«
»So lange kann ich nicht warten«, zeterte Amber. »Mach dir nichts vor, du kriegst wahrscheinlich nie wieder einen Job. Du bist keine Lindsay Lohan. Aber dein früherer Agent hat angerufen und gesagt, dass einer der Kabelkanäle eine Wiederholung von Hollys Haus sendet, und wir wissen, was das bedeutet.«
Holly wusste genau, was das bedeutete, aber sie wollte, dass Amber es aussprach. »Du weißt doch, ich bin in Geschäftsdingen nicht so gut«, sagte Holly deshalb.
Candy schnaubte in ihrer Ecke, obwohl Holly sich keinen Grund dafür denken konnte.
»Tantiemen, Süße.« Die zuckersüße Schmeichelstimme war wieder da, und Holly brauchte keine Hellseherin sein, um zu wissen, was als Nächstes kommen würde.
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