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Holly greift nach den Sternen

Titel: Holly greift nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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ein Beweis dafür, dass Wut ein echt negatives Gefühl war.
    Stattdessen nahm sie auf dem Bett die Lotusstellung ein und machte Atemübungen. Sie versuchte sogar, ihr drittes Auge zu visualisieren, obwohl ihr das ständig entglitt. Draußen hörte sie Candy brüllen, aber mehr den Lärm als einzelne Wörter. Obwohl das, was sie verstehen konnte (»...diese gottverdammte Schlampe... ich habe fast Gardemaß... ich hau hier ab...«), war ganz die klassische, vor Wut explodierende Candy. Dann wurde die Wohnungstür geöffnet und knallte ins Schloss, was bedeutete, dass das Apartment leer war und Holly nun noch andere Möglichkeiten hatte, um sich abzureagieren.
    Sie steckte vorsichtig den Kopf durch die Türöffnung, um sich zu vergewissern, dass die Luft rein war, und sah Reed auf sich zueilen, der in seiner Hast fast über ein Paar Schuhe von Laura gestürzt wäre.
    »Wir müssen reden«, knurrte er und stürzte sich auf Holly, bevor sie ihm die Tür vor seinem stinkewütenden Gesicht zuschlagen konnte.
    »Raus!«, schrie sie, aber es hörte sich eher quiekend als drohend an. »Du wohnst hier nicht und du bist nicht mein Boss, also geh weg!«
    Reed ging nicht weg.
    Holly fand sich mit dem Rücken zur Wand wieder, Reeds Hände zu beiden Seiten ihres Kopfes. Er hielt sie fest und sie hatte keine Möglichkeit zu entkommen. Er bleckte die Zähne zu etwas, das ganz entfernt einem Lächeln glich. Ja, und so ganz aus der Nähe sah er gut aus mit seinem markanten Kinn und den vollen Lippen, aber er flößte ihr auch gehörig Angst ein, weil er die Zähne zusammenbiss und die Lippen verächtlich verzogen hatte.
    »Was stimmt mit dir nicht?«, fragte er, als wäre es die vernünftigste Frage der Welt. »Was, verdammt noch mal, stimmt mit dir nicht?«
    Menschen kamen Holly niemals so nahe. Das war vertraglich so festgelegt. Ihre Blicke irrten nach links - vielleicht konnte sie sich unter seinem Arm wegducken... Aber sie hatte den Plan noch nicht zu Ende gedacht, als eine Hand ihre Schulter umklammerte. Holly sah auf Reeds gekrümmte Finger und wünschte sich, sie umklammerten ihren Hals und würden das Leben aus ihr herauspressen.
    »Wenn du mich nicht loslässt, werde ich dich wegen körperlicher Belästigung verklagen.« Das hätte drohend geklungen, wenn ihre Stimme sich nicht wie die von einem wild zappelndem Kind angehört hätte, das gerade mit seiner Playstation Dance Mat spielte.
    »Mensch, Holly, alles aus deinem Mund klingt lächerlich«, sagte Reed leise. »Wie schaffst du es überhaupt, dich allein anzuziehen?«
    »Ich bin nicht lächerlich. Ich bin total ernst.« Aber ihre atemlose Kleinmädchenstimme nahm den Wörtern ihre Bedeutung. Sie versuchte es wieder: »Na gut, ich hab ziemlich viel Blödsinn gemacht, seitdem ich hierhergekommen bin, aber ich bin ein ernst zu nehmender Mensch. Ich bin, also, ähm, eine ernsthafte Künstlerin.«
    Es war schwierig, wenn man sich seinen Text selber ausdenken musste. Und es sah auch nicht danach aus, als würde sie von Reed viel Beifall dafür bekommen.
    »Du bist ja nur eine Rolle, gar kein echter Mensch«, sagte er zu ihr mit derselben sanften Stimme, und das war schlimmer, als wenn er sie angeschnauzt hätte.
    Alles, was sie ihm entgegenschleudern konnte, war ein wimmerndes »Hab ich dir nicht gesagt, dass ich einen wirklich schlimmen Tag hatte?«.
    Reed schnaubte verächtlich und sein Griff wurde noch fester. »Du bist unglaublich. Du heulst dir die Seele aus dem Leib, weil du in einer beknackten Fernsehshow gedemütigt wurdest, aber niemand hat dich zu diesem Auftritt gezwungen. Also, was soll das? Wenn das das Schlimmste ist, was dir jemals passiert ist, dann gratulier ich dir. Geh endlich hin und streng dich an. Arbeite richtig ernsthaft, dann kriegst du vielleicht ein bisschen Verständnis von mir.«
    »Du weißt überhaupt nichts über mich«, sagte Holly leise, denn bei einem weiteren lauten Geräusch würde sie in tausend Stücke zerspringen. »Gar nichts.«
    »Ich weiß eine Menge über dich, denn jedes Mal wenn ich eine Zeitung aufschlage, steht was über dich drin«, widersprach Reed. Er senkte den Kopf, bis seine Lippen nur noch Millimeter von ihren entfernt waren, während er sie weiter niedermachte. »Ich bin sicher, die größte Tragödie deines prallvollen und abwechslungsreichen Lebens war der Moment, als du die wirklich tolle Idee hattest, für irgendeinen Opportunisten mit Kamera dein Kleid auszuziehen, und das ist dann total schiefgelaufen.«
    Holly stand

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