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Hollys Weihnachtszauber

Hollys Weihnachtszauber

Titel: Hollys Weihnachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trisha Ashley
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aber falls du wirklich helfen willst, könnte später mal jemand mit dem Staubsauger über den Fußboden im Wohnzimmer gehen«, sagte ich und erntete dafür einen erstaunten Blick aus seinen tief liegenden dunklen Augen.
    Nachdem Lady ihre Karotten gegessen hatte, drehte sie den Kopf und rieb ihre Nüstern heftig an meinem Arm auf und ab, sodass man sah, wie sich ihre Halsmuskeln wellten. Da rief Jude plötzlich: »Bleib so, genau wie du bist!«
    Noch ehe ich mich fragen konnte, ob dieser Befehl mir oder Lady galt, zog er eine kleine Kamera heraus und blitzte mir damit direkt in die Augen.
    »Was soll denn das …?«, setzte ich entrüstet an, doch er achtete gar nicht darauf und knipste weiter. Lady nahm das Ganze offenbar gelassen hin: Sie behielt die Pose besser bei als ich.
    Nutkin, der nach seinem Anteil Karotten die Augen wieder zugemacht hatte und weiterdöste, öffnete sie nun und sah uns durch die Latten-Trennwand zwischen den Boxen leicht verwundert an.
    »Gut, jetzt beweg dich nicht, bis ich einen Skizzenblock geholt habe«, sagte Jude und steckte die Kamera wieder in die Tasche.
    »Geht nicht, ich habe in der Küche zu tun. Und wozu brauchst du mich überhaupt? Ich dachte, du interessierst dich nur für Pferde?«
    »Pferde sind mein Hauptthema, aber ich gestalte auch alle möglichen anderen Sachen, und bei meinen Tierskulpturen ist oft eine menschliche Gestalt mit dabei. Das Bild, als du mit einem Arm über Ladys Rücken dastandst und sie dir ihren Kopf zuwandte, war voll wunderschöner fließender Linien«, sagte er bedauernd, als ich Lady ein letztes Mal tätschelte und die Tür entriegelte, um zu ihm hinauszutreten. »Na ja, ist nicht so schlimm – ich habe ja die Bilder auf dem Film und in meinem Kopf«, sagte er, obwohl es ihm anscheinend bis zum letzten Moment noch widerstrebte, mir aus dem Weg zu gehen, und er zu mir heruntersah mit diesen tief liegenden Augen wie dunkle, unergründliche und tückische Moorseen …
    Aber in diesem Augenblick dachte ich nur wieder an meine arme Oma.
    Zurück in der warmen Küche sagte ich zu Merlin: »Dein Herr ist ein großer, unfreundlicher, tyrannischer Brummbär!« Auch wenn in Wirklichkeit diesmal ich unfreundlich gewesen war und er lediglich tyrannisch. Merlin wedelte höflich mit dem Schwanz.
    Ich bereitete alles fürs Mittagessen vor, das genau genommen wieder ein frühes Dinner war, aber kinderleicht: Es gab den ganzen Lachs, den ich am Morgen zuvor aus der Tiefkühltruhe genommen hatte, dazu Herzoginkartoffeln, feine Erbsen und eine pikante Soße.
    Jude blieb so lange draußen, dass ich ihn schon ganz vergessen hatte. Als er wieder hereinkam, war Michael inzwischen ebenfalls runtergekommen, und wir lachten miteinander über irgendetwas Albernes, während ich Schinken fürs Frühstück briet und er den Tisch deckte.
    Jude, dessen markantes Kinn, wie ich nun im helleren Licht der Küche erkannte, so üppig mit schwarzen Stoppeln bedeckt war, dass er wie ein zu groß geratener mexikanischer Bandit aussah, funkelte uns zornig an und ging wortlos an uns vorbei. Vielleicht ist er nicht wirklich ein Morgenmensch? Vielleicht liegt ihm auch gar keine Tageszeit?
    Später tauchte er wieder auf, gewaschen, rasiert und schwach nach dem herben, angenehm riechenden Rasierwasser duftend, das vermutlich für wilde Männer gemacht war, und verdrückte beeindruckende Mengen zum Frühstück. Er beteiligte sich jedoch nicht am Gespräch mit den anderen, auch wenn er aus Coco sowieso nicht viel herausgekriegt hätte. Sie schwebte in ihrem durchsichtigen rosa Negligé wie irgendeine quallenartige Spezies schweigend herein und kommunizierte dann lautlos mit einer Tasse schwarzen Kaffee, bis ich aus einem Spiegelei das Gelbe herausschnitt und ihr den Rest vor die Nase knallte. Sie zuckte zusammen.
    »Iss das!«, befahl ich, sie sah mich leicht erschrocken an und griff zu Messer und Gabel.
    Jude verschwand bald in sein kleines Büro-Atelier neben der Bibliothek. Vielleicht ist seine Einsilbigkeit im Grunde hauptsächlich künstlerisches Naturell, und er taucht einfach ab in eine neue Idee? Ich bin auch ein bisschen weltentrückt, wenn ich ein neues Rezept ausprobiere, aber natürlich nicht so ruppig … das heißt, normalerweise nicht so ruppig. Es kam mir vor, als wäre ich vorhin ein bisschen fies zu ihm gewesen, und hätte etwas an ihm ausgelassen, wofür er gar nichts konnte.
    Alle anderen (außer Coco) hatten sich beim Essen um ihn herum unterhalten, als wäre er der

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